BattleTech 56: In die Pflicht genommen
jetzt war es zu spät, es zu verhindern.
* * *
Nach einer Weile stumpfte man gegen die Schreie ab. Vester bemühte sich nach Kräften durchzuhalten, aber schließlich brach er doch zusammen. Nach einer Stunde hatten Gramash und Katya alle Informationen, die sie benötigten. Vester redete und schrie und flehte, und Gramash zeichnete alles auf. Schließlich gab er ihm eine zweite Spritze.
»Endlich sterben«, stieß Vester in einem schweißnassen Rausch aus.
»Nein«, antwortete Gramash. »Triptiphenoxilinsäure hätte dich umgebracht. Aber ich habe ein Derivat von Ceniyocholoratin benutzt. Die Wirkung ist dieselbe, aber sie ist nicht von Dauer. Ich habe dir gerade genug Gegenmittel gespritzt, um dich zu schwach zur Flucht zu halten.«
»Du hast mich getäuscht?«
Gramash lächelte dünn. »Ich benutze die Folter nicht gerne, aber sie funktioniert. Selbst bei dir.«
»Ich bring dich um«, flüsterte Vester.
»Nein, wirst du nicht. Das hast du schon einmal versucht und nicht geschafft. Du bleibst ein Gefangener Prinz Victors, bis wir dir jedes Quäntchen Information entlockt haben. Du, Vester, bist ein kostbares Beutestück.«
Vester sank in sich zusammen. Er war gleichzeitig gefoltert und hinters Licht geführt worden. Sein Geist und Körper waren besiegt. Mehrere von Archers speziell ausgebildeten Infanteristen fuhren die BattleMechs der Scheune hoch. Sie würden sie als hocherfreute Verstärkung zum Befehlsposten des 1. Thorin bringen. Die Gefangenen und alles andere in der Scheune, was brauchbar war, wurden abtransportiert, bevor das Gebäude in Flammen aufging. Kurz vor dem Zünden der Brandsätze stoppte Katya Gramash in der Tür.
»Eine Frage, Sergeant«, sagte sie mit leiser Stimme, damit keiner der anderen es hörte.
»Natürlich.«
»Von dieser Reaktorsignatursache hatte ich vorher noch nie etwas gehört. Wo ist die Hardware dafür? Diese Art von Technologie könnte sich noch als sehr wertvoll erweisen.«
Gramash grinste. »Klingt toll, nicht wahr? Zu schade, dass es noch niemand geschafft hat.«
»Noch eine Lüge?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Nein, eine Falschinformation. Ein nützliches Werkzeug, finden Sie nicht?«
»Ich möchte derartige Folter nie anwenden müssen.«
Gramash zuckte hilflos die Achseln. »Ich hatte keine Wahl. Die Dinge ändern sich, Katya.«
»Die Dinge?«
»Ich habe mich geändert.«
Sie schaute ihn eine Weile an. »Ja, so ist das wohl im Krieg«, stellte sie dann fest. »Selbst bei Spionen.«
21
Höhe 403, Odessa
Provinz Donegal, Lyranische Allianz
2. Mai 3063
»Das war's?« Archer starrte auf das Bild, das über dem tragbaren Holoprojektor in der Luft hing. Der Kampf, den er aus der Cockpitsicht eines Amboss verfolgte, zeigte, wie der schwere Mech Rhonda Snords Highlander von schräg hinten zerschoss.
Zum zweiten Mal bei der Durchsicht der GefechtsROMs sah er den Highlander unter dem gnadenlosen Beschuss mehrerer BattleMechs zu Boden gehen. Er hatte die Datenfenster der Schadensanzeige geschlossen. Er brauchte sie nicht. Die Bilder waren deutlich genug.
Rhonda Snord war ebenso in einen Hinterhalt gelockt worden wie er - und von denselben Leuten. Es war ein LNC-Komplott gewesen, um die Einheiten aufeinander zu hetzen. Und er war sicher: Nur Graf Nicholas Fisk konnte es geplant, finanziert und autorisiert haben. Fisks Fingerabdrücke waren unübersehbar, letztlich aber setzte Archer die Schuld höher an - beim Archon selbst.
»Das war's, General«, stellte Anton Gramash von seinem Klappstuhl aus fest. »Snord's Wilder Haufen wurde beinahe gleichzeitig mit uns angegriffen.«
»Wir haben auch ein Gefechts-ROM des Angriffs auf den Rotunda, und Erwin Vesters Aussage, in der er Graf Fisk beschuldigt«, fügte Katya hinzu. »Zusammen mit den übrigen Informationen, die wir gesammelt haben, würde ich sagen: Wir haben unsere Theorie bewiesen.«
Archer schaltete den Holoprojektor aus. »Ich ziehe den Hut vor dir, Katya«, erklärte er. »Ich wüsste nicht, wie man die Anklage gegen Wolverton's Highlanders und Graf Fisk noch wasserdichter machen könnte. Jetzt wissen wir auch, warum wir Rhonda Snord nicht zu Gesicht bekommen haben, und warum der Wilde Haufen so erbarmungslos kämpft.«
»Nach dem, was Vester uns erzählt hat, lebt Snord noch, aber sie liegt im Koma.« Gramash rieb sich bei der Erinnerung an den Hinterhalt den Arm. »Er hat auch bestätigt, was Captain Sherwood berichtete: Die restlichen Wolverton's Highlanders sind auf Odessa eingetroffen. Der Graf will sie
Weitere Kostenlose Bücher