BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Ein niedriger, leuchtend orange lackierter Radwagen mit dem Leuchtschriftzug ›FOLGEN‹ zeigte ihnen den Weg. Die Mechs der Gardisten waren staubig, aber die Schmutzschicht konnte nicht verbergen, dass bei einer Reihe der Maschinen die Lakkierung an manchen Stellen fleckig war. An diesen Stellen waren die Farben leuchtender, noch nicht von Sonne und Regen ausgebleicht. Lori kannte den Effekt. Es waren die Spuren der vergangenen Kämpfe und des Bombardements, frisch reparierte Schäden. Viele Legionsmaschinen sahen ähnlich aus.
Sie zählte insgesamt achtundsechzig Kampfkolosse auf dem Weg in die Halle. Nur ein paar davon waren leichte Modelle. Die meisten leichteren Mechs waren zerstört, genau wie ein Großteil der konventionellen Panzereinheiten der 15.
Als die Panzertore sich hinter dem letzten Gardemech schlossen, stieg Lori in einen der kleinen Elektrowagen, die überall bereitstanden, um die kilometerlangen Korridore, Fabrikhallen und Wohnbereiche des riesigen subplanetaren Komplexes zu durchqueren. Sie legte den Gang ein und folgte den lyranischen Linientruppen. An einem Punkt, als sie eine Kurve zu schnell nahm, protestierten quietschend die Reifen. Sie hatte die Wagen zwar schon beim vorherigen Besuch im Werk benutzt, sich aber noch nicht wirklich an den leistungsstarken Motor der vergleichsweise winzigen Fahrzeuge gewöhnt.
Als sie den Teil des gewaltigen Hangars erreichte, in dem die Lyranische Garde untergebracht war, hatte Gina Ciampa ihren Mech bereits in einen Wartungskokon gestellt und war auf die Schulter der Banshee geklettert. Sie lehnte am Kopf des Mechs und zog die schweren schwarzen Kampfstiefel aus.
»Schön, Sie zu sehen, Frau Generalleutnant«, rief Lori vom Hangarboden hoch, und zwang sich, das ›endlich‹ zu verschlucken, das ihr auf der Zunge lag.
Ciampa schob die Füße in leichte Stoffslipper und grinste herab. »Wir sind auch froh, hier zu sein, Oberst. Es tut mir nur Leid, dass es nicht eher möglich war. Es ist ein langer Weg über Land. Soweit ich das mitbekommen habe, ist es hier ziemlich heftig zugegangen.«
»Das ist milde ausgedrückt, Frau Generalleutnant«, bestätigte Lori mit einem Anflug von Bitterkeit. »Und es wird noch schlimmer kommen.«
Ciampa stieg die Stahlleiter vom Ausstiegslaufsteg des Gerüsts herunter auf den Hangarboden, bevor sie das Gespräch fortsetzte. Als sie näher kam, sah Lori die Anstrengungen der letzten Tage auf Ciampas Gesicht. Frische Falten lagen um Augen und Mundwinkel, und die alten schienen tiefer und kräftiger. Lori hätte schwören können, dass die Gardekommandeurin mehr graue Strähnen im Haar hatte als bei ihrem letzten Vidphongespräch eine Woche zuvor.
Mein Gott, dachte sie. Ich hoffe, ich sehe nicht so schlecht aus.
»Sie haben gesagt, es wird noch schlimmer«, nahm Ciampa den Gesprächsfaden wieder auf. »Wie meinen Sie das?«
Lori erklärte ihr, dass die Scouts der Legion die feindlichen Landungsschiffe nicht gefunden hatten, und sie befürchtete, die Rebellen hätten die vermissten Schiffe losgeschickt, um Hilfe zu holen.
»Ich fürchte, da haben Sie Recht, Oberst. Unter Umständen haben diese Dreckfresser nicht zuletzt deshalb alles in Schutt und Asche gelegt, damit wir den Kurs der Landungsschiffe zum Sprungpunkt nicht verfolgen können.«
Lori ließ sich durch den Kopf gehen, was Ciampa gesagt hatte. Sie hatte zwar vermutet, dass die Rebellen Verstärkungen angefordert hatten, aber bis jetzt doch noch die Hoffnung genährt, alle Landungsschiffe der Rangers wären nur auf entfernte Ausweichlandezonen verteilt worden, um zu verhindern, dass die Gray Death Legion sie erbeutete oder zerstörte.
»Wenn die Ortungsstationen und die Kommzentrale vernichtet ist, was für ein Frühwarnsystem bleibt uns dann noch?«, fragte sie.
»Gar keines«, erwiderte Ciampa. »Die Separatisten könnten mit den halben SternenbundVerteidigungsstreitkräften hier auftauchen, und wir würden nichts davon erfahren, bis sich die Landungsschiffe bereits in der Atmosphäre befinden.«
»Irgendeine Idee, auf was für einen Zeitplan wir uns einstellen müssen? Wie bald können wir mit dem Eintreffen von Verstärkungen rechnen, ihren oder unseren?«
»Vor sechs Wochen hätte ich Ihnen noch eine ziemlich genaue Schätzung geben können«, stellte Ciampa mit bitterem Lachen fest. »Aber jetzt? Ich habe keinen Schimmer. Die Rebellion und Prinz Victors Angriffskrieg haben die Situation dermaßen verwirrt, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, wo sich
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