BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
nach dem Vierten Nachfolgekrieg an diesen Kleinstaat verlorenen Systeme zurückzuerobern.
Das riesige Kriegsschiff, das nur wenige tausend Kilometer entfernt im Weltraum hing, bedeutete eine unübersehbare Erinnerung daran, wie ernst die Situation im Hesperussystem war. Und die Gray Death Legion saß mittendrin.
»Frau Oberst, Kapitänin Murad ist in der Leitung.« Die Stimme des Landungsschiffskapitäns riss sie aus den Gedanken zurück in die Gegenwart.
»Sie teilt uns mit, dass wir abkoppeln und den Flug ins Systeminnere beginnen können, sobald sie die Ärgernis fertig ausgerichtet hat. Sie schätzt, wir können in etwa einer Stunde ablegen.«
Lori drehte sich zu dem Raumfahrer um. »Sehr schön, George. Bitte richten Sie Kapitänin Murad meine Grüße aus und danken Sie ihr für den Flug.«
* * *
Kapitänin Hester Murads Schätzung hatte zwar gestimmt, es dauerte aber trotzdem noch über eine Woche, bis die Durant auf dem Raumhafen von Marias Elegie aufsetzte. Die Realitäten der Raumschifffahrt im einunddreißigsten Jahrhundert zwangen Transportsprungschiffe, den größten Teil des Rumpfes für den gigantischen Kearny-Fuchida-Sprungantrieb und Frachtraum zu opfern. Für den Brennstoff der Manövertriebwerke blieb wenig Raum. Bestenfalls verfügte das durchschnittliche Sprungschiff über genügend Brennstoff, um die Stationstriebwerke zu versorgen, die es gegen die Schwerkraft des Systemgestirns in Position hielten, während es mit Hilfe seines riesigen, von Solarzellen bedeckten Sprungsegels den KF-Antrieb wieder auflud. Kriegsschiffe wie die Simon Davion verfügten über titanische Schubtriebwerke und gewaltige Brennstoffreserven zu deren Versorgung, aber selbst sie waren auf Landungsschiffe angewiesen, um eine Verbindung zur Planetenoberfläche herzustellen. Die Legion brauchte bei einer Standardbeschleunigung von 1 g knapp über zweihundert Stunden für die Strecke vom Sprungpunkt zum Zielraumhafen.
Lori stand auf dem unteren Deck des riesigen Mechhangars der Durant. Im schwachen Licht der Leuchtbänder sah sie den fleckig grauen Rumpf des modifizierten VTR-9K Victor, den Grayson gesteuert hatte. Der BefehlsMech der Legion verfügte über verbesserte Kommunikations- und Steuersysteme. Jetzt gehörte er ihr. Neben ihm stand McCalls kantiger Highlander. Auf seiner tonnenförmigen Brustpartie prangte das Bild eines schottischen Highlandkriegers im Kilt, die Pike im Anschlag. Darunter stand in großen Lettern ›Bannockburn‹. Weitere Kampfkolosse warteten hinter den beiden, und der Rest lagerte in den Hangars der übrigen Landungsschiffe.
Als das Donnern der Schiffstriebwerke erstarb, presste Lori einen großen grünen Knopf an einer der Außenwände des Hangars. Ein hohes, schrilles Singen gellte durch die Halle, als eine kleine, mannshohe Luke auf gut geölten Rollen nach oben glitt. Licht strömte in den Hangar und zwang Lori, die Augen zu schließen. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, schaute sie zum ersten Mal seit fast zehn Jahren hinaus auf Marias Elegie.
Der Raumhafen hatte sich kaum verändert. Ein paar Systeme waren modernisiert worden, sodass Antennenmasten und Radarschüsseln verkleinert werden konnten oder ganz unnötig wurden. Das Hauptschaltergebäude war vergrößert und renoviert worden, aber damit schien es auch schon getan. Am Rand des Landeplatzes der Durant warteten zwei Schweber.
Ein kleiner Pulk von Personen in dunkelblaugrauer Uniform stand neben den Wagen und schaute zu dem Landungsschiff hoch. Lori und McCall schritten die Rampe hinab auf das Empfangskomitee zu. Als sie näher kamen, sah sie bei zweien, einem Mann und einer Frau, die zu einem T arrangierten silbernen Rauten des Rangabzeichens für Generalleutnants der Lyranischen Allianz.
»Sie müssen Oberst Kalmar Carlyle sein. Willkommen auf Hesperus II«, stellte eine Frau mit grau meliertem schwarzem Haar fest und hob die Hand zum Salut, bevor sie sie ausstreckte. »Generalleutnant Gina Ciampa, 15. Lyranische Garde, Ehre oder Tod.« Lori bemerkte, dass Ciampa mit dem für die oberen Schichten der lyranischen Gesellschaft üblichen Akzent sprach.
Ihre Nachforschungen über die anderen Kommandeure auf Hesperus hatten Ciampa als kompetente Berufssoldatin beschrieben. Da die psychologischen Profile lyranischer Offiziere höchster Geheimhaltung unterlagen, war es ihr nicht möglich gewesen, die vollständige Akte des Generalleutnants einzusehen. Sie konnte nur hoffen, dass Ciampas Loyalität zur Allianz eine
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