BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
dunkelgrünen Uniform löste sich aus dem Pulk der um die Schweber stehenden Offiziere. Er war schlank, mit kohlschwarzem Haar und einem dichten, beinahe ausladenden Schnauzbart, und bewegte sich mit einem federnden Schritt, der von Jugend und Energie kündete.
»Oberst Carlyle?«, fragte er in einem gedehnten Akzent. »Ich bin Kommandanthauptmann James Goree. Ich habe den Befehl über die DefianceSchutztruppe.«
»Guten Tag, Kommandanthauptmann.« Lori erwiderte den Gruß des Offiziers und schüttelte ihm die Hand. Trotz Gorees schlaksigem Körperbau kündete sein Händedruck von innerer Stärke. Er hielt Loris Hand einen Moment lang fest, dann gab er sie ohne Zögern frei.
»Frau Oberst, ich habe es bereits Frau Generalin Ciampa und Herrn General Zambos deutlich gemacht, und ich möchte es auch Ihnen erklären.« Gorees Tonfall war freundlich, und seine Förmlichkeit in Verbindung mit dem Akzent verliehen ihm eine Aura altertümlicher Vornehmheit, die in der modernen Umgebung des Raumhafens beinahe putzig wirkte. »Es ist Ihre Aufgabe, Hesperus II vor Invasoren zu beschützen. Es ist meine Aufgabe, die Defiance-Werke zu beschützen. Es ist mir bekannt, dass Ihr Kontrakt Ihnen gestattet, sich zwecks Reparaturen und Munition aus unseren Vorräten zu bedienen. Aber das ist kein Freibrief, und es gibt weder Ihnen noch diesen Offizieren«, er deutete mit einer Kopfbewegung zu den beiden lyranischen Generalleutnants, »das Recht, meine Leute zwangszuverpflichten, um eigene Verluste auszugleichen. Ich erhalte meine Befehle vom Defiance-Industries-Aufsichtsrat, nicht vom Tharkad und auch nicht von der Gray Death Legion.«
Lori neigte den Kopf und betrachtete den jungen Mann, der seine Rede offensichtlich beendet hatte und nun auf eine Antwort wartete.
»Gut, Kommandanthauptmann«, sagte sie leise. »Wenn Sie wollen, können wir es auf Ihre Weise erledigen. Aber gestatten Sie mir eine Frage?«
»Bitte.«
»Wie lange sind Sie schon bei der Schutztruppe?«
»Ich war hier, als Ihre Einheit sich zuletzt auf Hesperus befand, falls Sie das meinen, Frau Oberst«, erwiderte Goree gelassen. »Ich war Teil der Schutztruppe. Ich habe meinen ersten Mech an Ihre Einheit verloren.«
»Ich verstehe.« Loris Tonfall war ebenso neutral wie der Gorees.
»So ist die Lage, Frau Oberst«, redete Goree weiter. »Ich habe '57 gegen Sie gekämpft. Für eine Menge meiner Leute gilt dasselbe. Sie verstehen hoffentlich auch, warum wir nicht sonderlich wild auf ein Wiedersehen mit der Gray Death Legion sind.«
»Gilt das auch für mich, Kommandanthauptmann?«, erklang eine dröhnende Stimme aus den hinteren Reihen von Loris Stab.
Sie erkannte die Stimme und drehte sich nicht um. Goree wirkte für einen Augenblick verwirrt, doch seine Miene verwandelte sich schnell zu einem Ausdruck ruhigen Respekts.
»Nein, Sir, das gilt nicht notwendigerweise für Sie.« Goree nahm Haltung an und salutierte zackig.
»Stehen Sie bequem, Kommandanthauptmann«, erklärte Daniel Brewer. »Mir ist klar, dass meine Anwesenheit hier, bei der Gray Death Legion, Sie in eine unangenehme Lage bringt. Einerseits erhalten Sie Ihre Befehle vom Aufsichtsrat, andererseits dient der Generaldirektor von Defiance, Hesperus, bei der Söldnerkompanie, die vor ein paar Jahren Ihre Stellungen angegriffen hat. Wenn die Frau Oberst gestattet?« Lori nickte. »Ich mache es Ihnen einfach, Kommandanthauptmann. Ich bin möglicherweise der Herzog von Hesperus II und der Firmenchef von Defiance, Hesperus, aber gleichzeitig bin ich Hauptmann und Kompaniechef bei der Gray Death Legion. Ich werde mich nicht aufspielen und den Aufsichtsrat konterkarieren, solange ich es nicht als absolut notwendig für die Sicherheit sowohl von DefHes wie der gesamten planetaren Bevölkerung erachte.«
»Erlaubnis, frei zu sprechen, Sir?«, bat Goree mit steifer Förmlichkeit.
Lori beobachtete den Mann genau, der zugleich ihr Untergebener und ihr gesellschaftlich überlegen war. Was Gorees formelle Bitte zu bedeuten hatte, war ihr klar. Er wollte etwas loswerden, das weder ihr noch Brewer gefallen würde. Sie hatte versucht, sich keine zu großen Gedanken über das komplexe Netz der Beziehungen zu machen, die von der Verlegung der Legion nach Hesperus II berührt wurden, aber es sah ganz danach aus, als würde ihr nichts anderes übrig bleiben.
Brewer strich über einen seiner Zöpfe. »Reden Sie frei heraus.«
»Sir, eine beachtliche Anzahl meiner Leute hat ein gewisses, sagen wir, Missfallen zum Ausdruck gebracht,
Weitere Kostenlose Bücher