BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Stahlbetonbunker mit fleckig grau-braun-grüner Tarnbemalung. Er war kaum zu sehen. In die Felswand über dem Bunker eingelassen und von einem dicken Felsüberhang geschützt, befand sich ein großes, zweiflügeliges Tor aus demselben gehärteten Durallexstahl, aus dem die Außenhaut ihres Mechs bestand. Das Tor war ebenso schwer zu sehen wie der Bunker, denn die Bemalung passte es geschickt dem Rest der Bergwand an. Die tiefen Schatten der Vormittagssonne halfen, das nach Nordwesten gerichtete Tor zu verbergen.
Hinter diesen Torflügeln lag die gewaltige Fabrikanlage von Defiance Industries, Hesperus. Lori hatte sie schon einmal passiert. Damals war sie der Angreifer gewesen. Heute musste sie dieses riesige Portal und die dahinter liegende subplanetare Anlage verteidigen.
Von ihrem Standort aus gesehen hatte sich an der Außenfassade des Defiancewerks wenig verändert. Man hatte ein paar zusätzliche Außengebäude errichtet, aber nur wenige. Lori wusste allerdings, dass es weitere Veränderungen gegeben hatte, die nicht so leicht zu entdecken waren. Fortschritte in der Waffen- und Ortungstechnik hatten Kommandanthauptmann Goree und die Schutztruppe mit Sicherheit veranlasst, die Abwehrsysteme des Werks zu modernisieren. Nicht zuletzt deshalb waren sie und ihre Offiziere auf dem Weg zur Anlage, um die Veränderungen zu inspizieren. Die Legionsoffiziere wollten wissen, was sie vom Verteidigungsnetz des Werks erwarten konnten, falls es notwendig wurde, sich ins Innere des Komplexes zurückzuziehen. Es handelte sich aber nicht nur um eine professionelle Inspektion. Zugleich statteten sie der Fabrik einen Höflichkeitsbesuch ab - wenn auch noch in Frage stand, was sie von Goree an Höflichkeit zu erwarten hatten.
Trauer wallte in Loris Herz auf. Als sie den Eingang zum Fabrikkomplex der Defiance-Werke zuletzt gesehen hatte, hatte Gray noch gelebt. Irgendwie schien diese ganze Mission darauf angelegt, sie tagtäglich an den Verlust zu erinnern, den sie erlitten und noch nicht richtig hatte betrauern können.
»Well, Frrau Oberrst, wollen wirr aye hier stehn bleiben un' uns die Gegend ansehen, o'rr fahrren wirr da rrunterr un' machen uns bekannt?«
Lori zuckte leicht zusammen, als die leise Stimme an ihr Ohr drang. Es war beinahe, als hätte McCall in ihr Herz geschaut und wollte sie mit dieser einfachen Frage zurück auf sicheren Gefühlsboden holen.
»Wir fahren weiter, Davis«, sagte sie, senkte das Fernglas und schob es zurück in den Plastikbehälter. »Es scheint sich nichts verändert zu haben, oder?«
»Nae, Lass, alles wie gehabt«, antwortete der Caledonier.
Lori zuckte die Achseln, stieg zurück in den Schweber und fuhr die Hubpropeller hoch. Obwohl sie als befehlshabende Offizierin der Legion ganz sicher das Recht auf einen Fahrer gehabt hätte, genehmigte sie sich die kleine Freude, das Luftkissenfahrzeug selbst zu steuern. Auf den Fahrgastsitzen des Geländewagens saßen Davis McCall und Hauptmann Daniel Brewer. Das zweite Fahrzeug beförderte drei Kommandanthauptleute, Rae Houk, die Kommandeurin des 2. Bataillons, zusammen mit Thomas Leone und Megan Powers.
Auch wenn sie sich zum Teil bereits im Innern des ausgehöhlten Bergmassivs befunden hatten, hatte keiner von ihnen den Luxus genießen können, das Innere der Anlage mehr als flüchtig in Augenschein zu nehmen. Hauptmann Brewer hatte den Rundgang organisiert. Eine Vertrautheit mit dem Aufbau des Komplexes schien zwar für die Verteidigung von Hesperus II nicht zwingend erforderlich, aber es war Brewer gelungen, den Aufsichtsrat davon zu überzeugen, dass es klug war, den Offizieren der Legion die Anlage zu zeigen.
Bis jetzt schien Brewer keine Schwierigkeiten in der Handhabung seiner gleichzeitigen Verantwortlichkeiten als Offizier der Legion und Direktor von Defiance, Hesperus, zu haben. Andererseits waren sie auch erst vierundzwanzig Stunden hier. Lori behielt sich ihr Urteil vor, bis sie sah, wie der junge Mann sich unter größerer Belastung verhielt.
Die Fahrt mit dem Schweber von Marias Elegie hatte fast vier Stunden gedauert. Aus den von der Allianz übermittelten Unterlagen wusste Lori, dass die Magnetbahn die Fabrik durch ihre höhere Geschwindigkeit und geradlinige Streckenführung in knapp über einer Stunde erreichte. Die Straße durch die Berge wand sich in zahlreichen Serpentinen, die die tatsächlich zurückgelegte Entfernung für ein Bodenfahrzeug verdoppelten. Und dieselben zum Teil tückischen Kurven der Serpentinen bremsten
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