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BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

Titel: BattleTech 58: Drohendes Verhängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bills
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weiterlebte, an der Seite seines Gottes und umgeben von Engeln.
    George war davon überzeugt, dass nur die Taten im Diesseits zählten. Wenn Menschen wegen deiner Taten zu Lebzeiten dein Grab besuchten, dich ehrten und deine Erinnerung wach hielten, lebte man dadurch weiter. Und sein Vater würde noch sehr lange weiterleben.
    Und trotzdem fühlte er sich hier an diesem Ort dem unbeugsamen Geist seines Vaters nahe. Er bildete sich nicht ein, Morgan würde plötzlich wie eine Erscheinung aus der Bibel oder dem Unvollendeten Buche vor ihm auftauchen. Irgendwie half es ihm, inmitten von Verwirrung und Verzweiflung Halt zu finden, wenn er zu seinem Vater sprach, als ob er noch lebe.
    So wie immer sprach er auch heute laut gegen den Wind an. »Tue ich das Richtige?«, rief er. »War es falsch, ihr so zu trotzen? Du hast mir beigebracht, dass es Zeit zu handeln wird, wenn Nichtstun den Untergang brächte. Ich hielt es für richtig, die Initiative zu ergreifen, um beeinflussen zu können, wann und wie sie reagiert. War das richtig?« Die Worte sprudelten aus ihm heraus und seine Stimme wurde kräftiger. Er ging langsam auf und ab, wie er es immer tat, wenn er nachdachte.
    »Vielleicht war es zu dreist, diese Uniform in der Öffentlichkeit zu tragen«, stellte er fest. »Erst recht auf einer Sternenbund-Konferenz, wo die anderen Hausfürsten sahen, wie einer ihrer Herzöge sich ihr widersetzte. Aber sie hat mir keine Wahl gelassen.« Er verstummte und in seinem Kopf überschlugen sich die unbeantworteten Fragen. Wie sie über die Schrecken des Bürgerkriegs geplappert hatte, darüber, dass es
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alles Victors Fehler war, weil er sie fälschlich beschuldigt hatte, für den Tod ihres Bruders Arthur verantwortlich zu sein. Wenn man Katherine zuhörte, war nur Victor ganz allein Schuld an diesem erbitterten, blutigen Bürgerkrieg.
    »Kann sie wirklich so blind sein?«, murmelte er in den Wind. Victor war nach der siegreichen Rückkehr von den Clan-Heimatwelten augenblicklich zum Volkshelden geworden, zu einem Symbol für alle, die Katherines Bevorzugung der Lyraner satt waren und sich einen loyalen Davion auf dem Thron New Avalons wünschten. Selbst wenn Victor am Tag nach seiner Rückkehr gestorben wäre, er wäre als Märtyrer gegen sie benutzt worden. Möglicherweise hätte es ein paar Jahre länger gedauert, das Ergebnis aber wäre dasselbe gewesen.
    Während er auf und abging und versuchte, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, drangen immer wieder einzelne Worte über seine Lippen. Die Schatten wurden länger und die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Jedes Kind auf New Syrtis wusste, wie gefährlich die Nachtkälte war, aber er bemerkte gar nichts davon, so besessen war er von der Suche nach einer Antwort.
    »Und Victor! Was ist mit ihm?«, schrie er fast in den Wind. »Bei jedem Atemzug, den er vor einer Holokamera tut, behauptet er, es gehe ihm nur darum, seine Schwester vom Thron zu entfernen. Aber wozu? Nur, damit er an ihren Platz treten kann? Tauschen wir nur einen Despoten gegen einen anderen? Wird sich dieser Bürgerkrieg über Jahrzehnte hinziehen, während ein Steiner-Davion nach dem anderen auf den Thron steigt, um dann von einer rivalisierenden Fraktion gestürzt zu werden? Vater, du kennst unsere Geschichte. Es wäre nicht das erste Mal und ich befürchte, es wird nicht das letzte Mal sein. Selbst wenn wir sie stürzen können, wird das auch tatsächlich das Ende sein?«
    Er fühlte die Sorge körperlich, sie zerrte an seiner Kraft, an seiner Seele, zehrte ihn innerlich aus. Er war den Verzweiflungstränen nahe, als er ein Geräusch hörte. Er drehte sich langsam um und bemerkte einen Schatten, der sich über den Pfad näherte, auf dem er gekommen war. Erst jetzt stellte er fest, dass sich Gesicht und Körper wie tiefgefroren anfühlten. Er schaute sich um und erkannte zum ersten Mal, dass die Sonne untergegangen war und der Park sich in eine surreale Landschaft kristalliner Schatten verwandelt hatte. Der Wind war stärker geworden und die Temperatur fiel rapide.
    »Sir«, hörte er jemanden sagen, dann erkannte er allmählich die sich nähernde Gestalt Deborah Palus. Sie schlug die Kapuze zurück, um ihm das Gesicht zu zeigen. »Ich bitte um Entschuldigung für die Störung, Sir, aber Sie sind schon fast zwei Stunden hier, und die Sonne ist bereits untergegangen. Es wird schon jetzt schwer werden, zurück in die Sicherheit des Cavalry zu gelangen, ganz zu schweigen davon, was uns bevorsteht, wenn wir

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