BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
Miliz und ihre Offiziere alle Aufgaben, die er ihnen gestellt hatte, gemeistert. Und was noch wichtiger war: Sie standen unerschütterlich zur Archon-Prinzessin.
An seiner Rechten saßen die Offiziere der 11. Avalon-Husaren, deren Kommandeur, Generalhauptmann Justin Leabo, eine offenbar unerschütterlich selbstgefällige Miene zur Schau trug, die Amelio trotz größter Anstrengung nicht zu übersehen schaffte. Neben Leabo saßen die Generals Robin Kim, Saffron Gale und Ayse Crosby, die Brigadekommandeure der 11. Die jeweiligen Adjutanten der Generäle saßen entlang der Wände, während der seine in einer Ecke an einer Stenomaschine hockte. Amelio legte Wert darauf, jedes Wort einer solchen Besprechung festzuhalten. Man wusste nie, wann es nützlich sein konnte.
»Gentlemen, was haben Sie mir anzubieten?«, fragte er.
Seth Miller beugte sich vor und drückte einen Knopf auf der Tischplatte, der einen in der Mitte eingelassenen kleinen Holoprojektor einschaltete. Über dem Tisch formte sich eine langsam rotierende weiß-blaue Kugel mit einem dünnen grünen Band um den Äquator - New Syrtis. Er betätigte ein paar weitere Tasten und auf der Planetenoberfläche leuchteten drei steinerblaue Quadrate auf.
»Wie Sie sehen, Herr Generalhauptmann, hat meine Miliz unsere drei Primärziele erfolgreich eingenommen.« Miller deutete auf den Nordosten des syrtanischen Nordkontinents, wo sich alle drei Quadrate befanden. »Das Nachschubdepot am Fegefeuergletscher war allerdings völlig leer, als wir es erreichten. Entweder haben die Syrtaner die Vorräte verbraucht, oder sie haben irgendwie herausbekommen, dass das Depot eines unserer Ziele war und es ausgeräumt.«
»Unmöglich«, erklärte Leabo. Obwohl Amelio sich schon einige Male mit dem Mann über dessen Auftreten bei Besprechungen unterhalten hatte, kanzelte er Miller wie einen dummen Jungen ab. »Wie könnten Sie unsere Primärziele kennen? Der Plan ist keinen Monat alt.«
Ein anderer Offizier hätte sich über diese Zurechtweisung vermutlich aufgeregt, Miller aber blieb gelassen. »Ich weiß es nicht, Generalhauptmann. Unseren Informationen zufolge ist dieses Depot seit fünfzig Jahren in Gebrauch. Dass es unmittelbar vor der Invasion aufgegeben worden sein soll, scheint mir ein zu großer Zufall zu sein.«
»Pah. Wahrscheinlich waren unsere Informationen fehlerhaft.«
Als Nächstes war Leabo selbst an der Reihe. Beinahe lakonisch streckte er die Hand aus und drückte mehrere Tasten, die vier weitere Quadrate auf dem rotierenden Globus aufleuchten ließen. »Wir haben unsere Hauptoperationsbasis auf der Insel Julius Crater in den Coppolinen aufgeschlagen. Unsere anderen Ziele, die Hauptölpipeline-Kreuzung des Nordkontinents, die Planetothermische Anlage Bearing und der Raumhafen Syrtis II befinden sich ebenfalls fest in unserer Hand.«
Das konnte Amelio nicht so einfach akzeptieren. »Fest in unserer Hand, Leabo? Irre ich mich, oder mussten Sie gestern erst einen Gegenangriff an der Thermalanlage abwehren?«
Leabo winkte lässig ab. »Ein nicht weiter erwähnenswertes letztes Muskelzucken eines bereits toten Körpers.«
»Dieses nicht weiter erwähnenswerte Muskelzucken hat Sie sieben Mechs gekostet, Leabo.« Amelio wollte seinen Kollegen nicht vor den anderen Offizieren kritisieren, er bestand jedoch auf der vollen Wahrheit. »Ich weiß nicht, ob ich das als nicht weiter erwähnenswert bezeichnen würde.« Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte so etwas wie Ärger in Leabos Blick auf, verschwand aber so schnell wieder, dass Amelio nicht sicher war, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte. In den wenigen Monaten, die er in Leabos Gesellschaft verbracht hatte, war dies das erste Mal, dass er bei dem Mann auch nur eine Andeutung von Verärgerung bemerkt hatte. Aber er fühlte sich ja auch herausgefordert.
»Mein ChefTech hat mir versichert, drei dieser Mechs sind in einer Woche wieder einsatzbereit«, erwiderte Leabo kühl. »Angesichts der Leichtigkeit, mit der wir die Pipelinekreuzung und den Raumhafen eingenommen haben, hielt ich es in der Tat nicht für relevant. Ich bin wegen Verlusten in dieser Größenordnung nicht besorgt. Sie haben keinerlei Auswirkungen auf die nächste Phase der Invasion.«
Amelio blickte Leabo in die Augen und fragte sich wieder einmal, wie der Mann es geschafft hatte, den Befehl über eine ganze Regimentskampfgruppe zu erhalten. War er wirklich so sorglos oder versteckte er sich nur hinter einer nonchalanten Maske? Nach einer langen
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