BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
»Adela«, sagte er. »Es tut mir Leid, was ich gesagt habe. Du weißt, Diplomatie war noch nie meine Stärke.« Er hörte sich zwar keineswegs traurig an, doch Adela war nur zu bereit, den Streit beizulegen.
»Ich hätte dich nicht so anschreien sollen, Jon.« Ihre Stimme war leise und klang fast zerbrechlich. »Es ist nicht nur Dennis' Tod. Grayson glaubt, er hätte Schuld daran, obwohl wir alle wissen, dass er nichts dagegen hätte tun können. Dennis hat seine Entscheidung getroffen, und er wäre heute noch hier, wenn er nicht einen direkten Befehl missachtet hätte.«
»Ja«, bestätigte Jonathan. »Aber das ist typisch Grayson. Er muss jetzt nur langsam mal irgendwie wieder zur Vernunft kommen.«
In all den Jahren, die Grayson Jonathan kannte, war das eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich sein Freund so anhörte, als wäre es ihm mit irgendetwas wirklich ernst. Daran, wie er und Adela über ihn redeten, als wäre er nicht dabei, erkannte er, dass er in der letzten Zeit tatsächlich recht häufig nicht da, sondern irgendwo in seinen trüben Gedanken gewesen war.
»Äh, ich will ja nicht stören, aber hört bitte auf, über mich zu reden, als wäre ich ein Möbelstück«, murrte er.
Adela errötete leicht, doch Jonathan zuckte nur die Achseln.
»Was hast du bei der Sekretärin des Major General herausgefunden?«, fragte Grayson, um auf den Grund für diese Besprechung zurückzukommen.
»Sie hat bestätigt, dass die MCM New Syrtis vor zwei Wochen auf dem Bowertongletscher zerstört wurde. Die Überlebenden wandern seitdem nach und nach in unsere Verteidigungszonen entlang des Gletschers. Ich schätze, die Miliz wird wohl aufgelöst und die wenigen noch brauchbaren Überlebenden werden auf andere Einheiten verteilt.«
Grayson blickte Adela an. Sie dachte vermutlich dasselbe wie er. Der Verlust der MCM war ein Tiefschlag. Die Einheit hatte nicht nur eine wichtige Rolle in den Verteidigungsplänen gespielt, sie war seit ... sie war immer schon ein Teil von New Syrtis gewesen. Sie zu verlieren war wie der Tod eines Lieblingsverwandten. Einer Person, deren Gegenwart man immer als selbstverständlich angenommen hatte.
Obwohl die MCM ihren Posten offenbar unerlaubt verlassen hatte, stachelte die Nachricht von ihrer Vernichtung den Rest der syrtanischen Verteidiger zu noch gröberen Hasstiraden auf die Invasoren an. Gestern erst hatte Grayson entsetzt zugesehen, wie Männer der 2. Kompanie, 1. Bataillon, sich versammelt hatten, um die Fahne der Lyranischen Allianz zu verbrennen. Er fand das zwar einerseits eine lächerliche und hohle Geste, andererseits aber war es ein weiteres Zeichen, dass der Hass die Oberhand gewann. Falls nicht bald etwas geschah, befürchtete er, sie würden alle noch zu >ethnischer Säuberung< oder ähnlich widerwärtigen Gräueltaten niedersinken. Schlimmer noch war allerdings, dass der Duke offenbar nichts gegen diese Entwicklung unternahm. Er hätte nur ein paar Worte der Mäßigung sprechen müssen, die Leute daran erinnern, wer die feindlichen Soldaten waren und worum es in diesem Krieg wirklich ging. Immerhin lauerten da draußen immer noch die Capellaner!
»Sir«, sagte Adela leise.
»Ja?«
»Was glauben Sie, wie es weitergehen wird?«
»Abgesehen von weiteren Kämpfen?« Grayson schaute seine beiden Kameraden an, versuchte sich ihre Gesichter einzuprägen, die Freundschaft, die ihm so viel bedeutete, in sich aufzusaugen. Plötzlich formte sich ein Kloß in seinem Hals, und ein abruptes Jucken hinter den Augen warnte ihn, dass er kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. Er hatte eine schreckliche Ahnung, dass dieser Krieg, der schon Dennis verschlungen hatte, auch diese beiden ins Grab zerren würde.
Er blinzelte eine Träne fort. »Ich weiß es nicht, Adela. Ich weiß es einfach nicht.«
23
Nachdem mehrere ComStar-Divisionen sich auf die eine oder andere Seite des laufenden VerCom-Bürgerkriegs geschlagen haben, was in zahlreichen Augen ComStars viel beschworene Neutralität stark in Frage gestellt hat, hat Blakes Wort unter eben diesen Beobachtern an Ansehen gewonnen. In den acht Jahren seit der Abspaltung von ComStar haben es die Mitglieder des Ordens geschafft, sich in den Augen der Öffentlichkeit von verrückten Fanatikern in ernsthafte Gläubige zu verwandeln.
Im Februar 3066 erklärten die Systeme Caph, Keid, New Home, Bryant und besonders überraschend Epsilon Eridani in schneller Folge öffentlich, dass sie militärischen Beistand von Blakes Wort angefordert hatten. Sie
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