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BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

BattleTech 58: Drohendes Verhängnis

Titel: BattleTech 58: Drohendes Verhängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bills
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Vergangenheit angehören werden.
    - Militäranalytikerin Dr. Judith Jamel in Konflikt, Federated News Services, Robinson, Vereinigte Sonnen, 20. Februar 3066
Mawreddoggletscher, New Syrtis
New-Syrtis-PDZ, Mark Capeila, Vereinigte Sonnen 22. Februar 3066
    Grayson fragte sich, ob der Schneefall je enden würde. Ob der Krieg je enden würde. Ob der Hass je enden würde. Ob der Wind auf dem Mawreddoggletscher je enden würde, hier, wo die 8. Syrtis-Füsiliere ihre Operationsbasis eingerichtet hatten.
    Er stand vom Schreibtisch auf und erinnerte sich an zwei ganze windstille Tage auf New Syrtis vor einigen Jahren. Auch dieser Krieg würde eines Tages enden, so wie alle Kriege irgendwann ein Ende fanden. Selbst die Jahrhunderte der Nachfolgekriege hatten gelegentliche Pausen gekannt.
    Der Hass jedoch endete nie. Zwei Dinge hatten die Menschheit zu aller Zeit begleitet: Krieg und Hass. Er schüttelte sich. Konnten seine Gedanken noch düsterer werden? Er wusste nicht, wie lange er diese Melancholie noch ertragen konnte.
    »Äh, Sir, Sie wirken besorgt«, stellte Adela fest. Sie und Jonathan waren zu einer improvisierten Stabsbesprechung des 3. Bataillons eingetroffen.
    »Du meinst, noch besorgter als meine übliche sorgenvolle Miene«, antwortete er und versuchte, einen Witz daraus zu machen. Der Versuch scheiterte.
    »Sorgenvolle Miene? Ich sehe hier nirgends eine sorgenvolle Miene«, erklärte Jonathan und schaute sich mit dummem Gesicht um.
    Adela rollte die Augen, und für einen kurzen Moment wurde es Grayson leichter ums Herz. Dann stürzte er wieder in den bodenlosen Abgrund, in dem er seit Wochen vegetierte, als die dritte Stimme ausblieb. Dennis Jenkins würde Adela nie mehr zu Hilfe kommen, wie er es immer versucht hatte, obwohl es niemals nötig gewesen war.
»Es ist wegen Dennis, nicht wahr?«, fragte sie. Der Schmerz schlug über ihm zusammen, roh und
    wund wie am ersten Tag. Er strich sich mit beiden Händen nach hinten über den kahlen Kopf, als wollte er die Schmerzen wegwischen. Sein Schädel fühlte sich störrisch, stachelig und rau an, gleichgültig, wie oft er ihn rasierte. Wie schon diesen ganzen verfluchten Krieg lang.
    »Nicht das schon wieder«, stöhnte Jonathan. »Du sei ruhig!«, bellte Adela. Beide Männer zuckten zusammen und starrten sie an. Sie blieb zwar bei ihren Wortgefechten niemandem etwas schuldig, aber Grayson hatte sie noch nie die Beherrschung verlieren sehen. Das war Jonathans Domäne.
»Dennis war unser Lanzenkamerad. Unser Freund! Ich habe um ihn geweint. Ich wette, Grayson hat geweint.« Die Heftigkeit ihrer Stimme hielt Jonathan davon ab, sie zu unterbrechen, und er hörte sich die Flut, die da über ihn hereinbrach, mit offenem Mund an. »Aber du nicht, Jonathan. Bloß weil du das Herz eines Capellaners hast, heißt das nicht, wir anderen hätten keine Gefühle oder keine Schwierigkeiten, mit ihnen fertig zu werden.«
»He!«, brüllte Jonathan fast zurück und sprang auf: »Das war in keinster Weise gerechtfertigt, was du da gerade gesagt hast. Dennis war auch mein Freund, falls du dich plötzlich entschieden hast, das zu vergessen. Und wenn du es unbedingt wissen musst, ich habe auch eine Träne für ihn vergossen. Auf seiner Beerdigung! Aber die ist drei verkackte Wochen her! Ich war nicht mit ihm verheiratet, und Grayson war es auch nicht. Außerdem hat Dennis eine Menge Verräter mitgenommen. Soweit es mich betrifft, hilft das, die Konten ein wenig auszugleichen.« Die wütenden Worte verklangen in der Stille und zurück blieb eine Konfrontation zwischen Adela und Jonathan, die einander mit geballten Fäusten anstarrten.
Grayson schaute sie an und wusste, er hätte die Situation in den Griff bekommen müssen. Doch einer der Gründe, warum er sich in den letzten Wochen so niedergeschlagen fühlte, war der Eindruck, nichts mehr unter Kontrolle zu haben. Dieser grauenhafte Krieg hatte sein Haus verschlungen und die Kämpfe tobten auf seiner Heimatwelt. Jetzt starben seine Freunde, zum Teil Soldaten unter seinem Befehl. Und die ganze Zeit schienen ihm die Hände gebunden. Als hätte das Schicksal beschlossen, ihn in Ketten zu legen, während New Syrtis vor seinen Augen niederbrannte. In einem Raum mit zwei der Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, fühlte er sich unfähig, ihren sinnlosen Streit zu schlichten.
Überraschenderweise war es Jonathan, der als Erster nachgab, mit übertriebener Geste die Fäuste öffnete, ein schiefes Lächeln aufsetzte und sich wieder setzte.

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