BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
eingebüßt.
»Wir haben die hinteren Steuerdüsen verloren«, rief der Steuermann.
»Zwo weitere Raketen im Anflug, fünfzehn Sekunden zum Einschlag«, rief die Ortungsoffizierin. »Kreuzer dreht noch nicht - noch nicht - bei.«
Siddig stieß sich ab und schwebte mit geübter Leichtigkeit zurück an seinen Platz. Er drehte sich im Flug und landete beinahe perfekt. »Triebwerke einschalten. Manövrieren mit Bugdüsen.«
»Brücke, hier Schadenskontrolle.« Die Stimme, die aus der Bordsprechanlage drang, war nicht die von Oberleutnant Charles, Siddigs Schadenskontrolloffizier. »Die Haupttriebwerke sind ausgefallen.«
Zwei weitere heftige Schläge erschütterten das Schiff, als die Abschiedssalve der Melissa Davion mittschiffs einschlug. Siddig stieß einen Knopf auf seiner Sprechanlage bis in die Fassung. »Wer spricht da? Und ich rate Ihnen, genau zu wissen, was mit meinen Triebwerken los ist.«
»Chief Sorence hier, Käpt'n«, meldete sich der Sprecher. »Der SKO arbeitet an dem Problem. Sieht aus, als hätte die letzte Salve die Eindämmungssysteme beschädigt, und die Schutzautomatik ist angesprungen.«
Das war eine sehr gelassene Art auszudrücken, dass die Katrina Steiner tot im All hing und sich daran möglicherweise auf Stunden nichts ändern würde. Der Bordingenieur hatte es zwar als Möglichkeit formuliert, doch sein Tonfall machte es zu einer Feststellung.
Siddig schlug frustriert mit der flachen Hand auf die Armstütze. Sein Schiff war verkrüppelt, seine sorgsam ausgearbeitete Strategie über den Haufen geworfen, und er sah vor seinem inneren Auge, wie die Melissa Davion gemächlich beidrehte, um die Katrina Steiner und ihre Crew zu vernichten. Siddig griff nach dem Kommset und unterbrach die Lautsprecherverbindung.
»Können Sie die Triebwerke auch ohne Schutzautomatik starten?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. Zwei Offiziere in seiner Nähe wechselten besorgte Blicke. Wütend scheuchte Siddig sie zurück an die Arbeit und wartete auf die Antwort vom Maschinenraum.
»Möglich ist es«, erklärte Sorence nach langer Pause. »Ja, Käpt'n. Aber unter den Umständen würde jeder ernsthafte Schaden am Reaktor oder einem seiner Hilfssysteme unser aller Laufbahn ein jähes Ende bereiten.« Wie um die Warnung zu unterstreichen, erzitterte die Katrina Steiner unter einem neuen Jägerangriff. »Ich würde maximal zwei G Schub empfehlen.«
»Dann machen Sie's«, befahl Siddig. »Geben Sie mir, so viel Sie können.« Er riss sich das Kommset vom Kopf und rammte es zurück an seinen Platz, ohne sich darum zu kümmern, dass er sich dabei den Knöchel aufriss.
»Käpt'n«, rief die Ortungsoffizierin. »Ich zeichne neue Signale. Mehrere von der planetaren Oberfläche aufsteigende Kontakte. Fünf, möglicherweise sechs Landungsschiffe in enger Formation. Schwere Jägereskorte.«
»Was soll das wohl werden?«, fragte Franklin, der herüberschwebte und sich mit einer Hand an der Rückenlehne des Kapitänssessels festhielt.
»Kann alles Mögliche sein, von einem Nachschubflug bis zu Verstärkungen für den Kampf gegen uns.« Siddig schüttelte den Kopf und verfluchte Prinz Victor innerlich. Aber mit oder ohne diese Landungsschiffe stand sein Weg fest.
»Steuermann, Kurs zum Zenitpunkt anlegen. Einen Systemsprung vorbereiten, falls der Kreuzer uns folgt. Komm! Alle Jäger und Landungsschiffe zurückrufen!« Seine Entscheidung war gefallen und Siddigs Stimme gewann neue Kraft. »Ich will einen Schirm zwischen uns und der Melissa, der dicht genug ist, um einen Sperber nervös zu machen. Bewegung, Leute.«
»Wir fliehen?«, fragte Franklin.
»Wir ziehen uns zum Sprungpunkt zurück«, korrigierte Siddig seinen Stellvertreter. »Wir sind so gut wie manövrierunfähig, Jerry. Und selbst mit intakten Triebwerken könnten wir es ohne erfahrene Luft/Raum-Unterstützung gegen diesen verdammten Kreuzer nicht aufnehmen. Unterstützung, von der wir auf absehbare Zeit nur träumen können.« Er beobachtete über den flackernden Hauptschirm, wie sich seine Hilfstruppen zu einer schützenden Blockade formierten.
»Es wird Zeit, einen strategischen Rückzug anzutreten und den Kampf auf später zu verschieben«, stellte er leise fest. »Was auch immer da unten auf Tikonov abläuft, wir können Generalleutnant McDonald nicht mehr helfen.«
30
Tukwila, Tikonov
Achernar-PDZ, Mark Capella, Vereinigte Sonnen
21. Februar 3065
Rudolf Schakow zog die Beine des auf den Plasmastrahlen der Sprungdüsen reitenden Exterminator an, um die
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