BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
ab. Sie strich mit einer Hand über das glatte Holz der Armlehne und täuschte eine Gelassenheit vor, die sie ganz und gar nicht empfand. Aber sie dachte nicht daran, ihre inoffizielle Beziehung zu Vladimir Ward, dem Khan des ›anderen‹ Wolfsclans, zu erwähnen.
Die Versuchung existierte, das mit Sicherheit. Falls Vlad den Jadefalken in den Rücken fiel, während sie einen Gegenschlag aus dem lyranischen Raum startete, konnten sie die Falkenzone unter sich aufteilen und die Innere Sphäre von einem weiteren Eindringling säubern. Und wäre nicht ihr verfluchter Bruder gewesen, der trotz ihrer besten Anstrengungen nicht klein zu kriegen war, hätte Katrina möglicherweise persönlich die Zeit und Mühe investiert, eine derartige Lösung zu arrangieren.
Irgendwie lief es immer darauf hinaus. Wäre Victor nicht gewesen ... Nach einem Jahr des Widerstands bedauerte sie allmählich, dass sie den Attentäter nicht auf ihn angesetzt hatte statt auf seine kostbare Omi. Der Angriff auf Omi auf Mogyorod, dazu gedacht, Victor zu brechen, ihn dafür zu bestrafen, dass er Katrinas Wahl zur Ersten Lady des Sternenbunds vereitelt hatte, war fehlgeschlagen. Schlimmer noch, er hatte sie fünfundzwanzig Millionen Kronen gekostet, die als Vorauskasse geleistete Hälfte des Kopfgelds, und gebracht hatte es nichts.
Sie fühlte, wie ihre Laune sich verdüsterte und entließ Dehaver mit einer kurzen Handbewegung. Ihr war nach einem Glas Wein vor dem warmen Kaminfeuer zumute, während sie die im November anstehende nächste Whitting-Konferenz des neuen Sternenbunds plante. Diesmal würde nichts ihre Wahl zur Ersten Lady verhindern.
Wenn du schon träumst, dann träume groß, hatte ihr Vater ihr einmal gesagt. Das war vor dem Krieg von 3099 gewesen, vermutlich während er die Zerschlagung des Draconis-Kombinats geplant hatte. Dieser Triumph war ihm verwehrt geblieben, und Katrina hatte es nie vergessen. Zu träumen allein genügte nicht. Es war Planung nötig. Manipulation. Taten! Sie hatte die feste Absicht, dort weiterzumachen, wo ihr Vater aufgehört hatte, und sich den Rang zu sichern, von dem er nur geträumt hatte. Erster Lord des Sternenbunds.
Und wenn sie den Thron erst einmal hatte, würde sie ihn ganz sicher nicht mehr hergeben.
»Da ist noch ein Punkt«, unterbrach Dehaver ihre Tagträume. Er war jetzt aufgestanden. »Ein Mann namens Reg Starling.«
Katrina spürte, wie ihre Maske für einen winzigen Sekundenbruchteil verrutschte. Ihr war klar, dass Dehaver es bemerkt hatte. Er hatte darauf gelauert, hatte den Namen wie eine Falle zuschnappen lassen. Reg Starling war ein Name, den sie nur zu gut kannte. Es war der angenommene Name Sven Newmarks, eines Mannes, der ihr vor Jahren bei ein paar ›Geschäften‹ zur Hand gegangen war.
»Reg Starling ist tot«, stellte sie fest. Selbstmord stand im offiziellen Polizeibericht, den sie sehr genau studiert hatte, als das Lyranische Nachrichtencorps ihn ihr endlich geliefert hatte.
»Die bloße Tatsache, dass Ihr das wisst, Hoheit, macht ihn wichtiger, als ich angenommen hätte. Darf ich empfehlen, dass Ihr außerhalb dieses Raumes niemals zugebt, seinen Namen zu kennen?«
Sie neigte zugleich neugierig und misstrauisch den Kopf. »Warum sollte ich?«
»Falls jemand seine neue Gemäldeserie anspricht, wäre es sicherlich das Beste, sie als eine Effekthascherei abzutun, die Eure Aufmerksamkeit nicht verdient.«
»Neue Serie?« Katrina hasste Dehavers Neigung, sich einem Gesprächsthema um mehrere Ecken zu nähern. »Reden Sie Klartext, Richard.«
»Die Serie trägt den Titel ›Blutprinzessin‹, und ich fürchte, Ihr seid das Thema einer Studie in - er nennt es wohl so - ›Dolchstoßpolitik‹. Alle Originale sind signiert, datiert und verifiziert nach dem Datum seines angeblichen Selbstmords. Wir gehen der Sache nach, aber meine eigentliche Frage an Euch lautet: Wie wichtig ist es, dass dieser Mann tot bleibt? «
Katrina bemerkte die Betonung Dehavers bei der Datumsfrage und dem jetzt fraglich gewordenen Tod Starlings sehr wohl. »Warum hat Matthew mir davon nichts gesagt?«, fragte sie mit einer Kopfbewegung auf den Platz, den Dehaver gerade geräumt hatte, den Stuhl, auf dem ihr LNC-Ratgeber hätte sitzen sollen.
»Ich habe ihn abgefangen und auf die Untersuchung angesetzt. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass er sonderliches Verlangen danach hatte, derjenige zu sein, der Euch darüber informiert, Hoheit. Falls Ihr nichts einzuwenden habt, werde ich die Bemühungen des LNC mit dem
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