BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
nickte Sherryl zu, dann lächelte er den kleinen Jungen an. »Und das ist Ihr Ältester, Thomas?«
Thomas' Miene wurde düster und schien sich zu verschließen. »Ja«, bestätigte er. »Ein sehr gesunder Knabe, der junge Janos.«
Victor wusste, die Bemerkung war als Erinnerung an einen früheren Sohn des Generalhauptmanns gedacht, den kränklichen Joshua Marik, der im Hospital des New-Avalon-Instituts der Wissenschaften verstorben war. Als es den Ärzten nicht gelungen war, sein Leben zu retten, hatte Victor einen unseligen Plan autorisiert, ihn zeitweilig durch einen Doppelgänger zu ersetzen, um die friedlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen angesichts der Clan-Bedrohung nicht zu gefährden. Er benötigte keine Erinnerung daran, als welch fataler Fehler sich das für ihn und sein Reich herausgestellt hatte.
»Ich hoffe, Sie nehmen meine Glückwünsche zu diesem prächtigen Erben und meine besten Wünsche für Ihre ganze Familie an, Thomas.«
»Die nehme ich an, Victor«, antwortete Thomas, und ein hartes Glitzern trat in seine braunen Augen. »Und ich schulde Ihnen etwas für die Gastfreundschaft, die Sie Isis erwiesen haben. Sie hat uns ausführlich über die freundliche Aufnahme geschrieben. Ich muss zugeben, ihre Entscheidung, nach der Trennung von Sun-Tzu zunächst Sie und Omi Kurita zu besuchen, hat mir nicht gefallen, aber zumindest diesmal freut es mich, mich geirrt zu haben.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Victor streckte die Hand aus.
Thomas schüttelte sie förmlich, doch sein Blick hatte sich schon auf den Nächsten in der Reihe gerichtet.
»Alles in allem«, bemerkte Victor zu Jerry, als die beiden sich entfernten, »ist das gar nicht so schlecht gelaufen.«
Cranston zuckte die Achseln. »Es ist schon ein Vorteil, dass er Euch überhaupt eingeladen hat.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über seine Züge. »Aber nach all diesen Jahren fange ich doch an, mich zu fragen, ob Ihr überhaupt in der Lage seid, einer diplomatischen Funktion beizuwohnen, ohne für Unruhe zu sorgen.«
Victor lachte. »Bist du so sicher, dass das nur an mir liegt, Jerry? Ich meine mich zu erinnern, dass du bei den meisten dieser Gelegenheiten auch dabei warst. Und dann war da noch die Gelegenheit auf Solaris VII, als du und Kai einen Kampf vom Zaum gebrochen labt«
»In Eurem Namen«, erinnerte Cranston ihn und senkte die Stimme zum Flüsterton, damit niemand ihn hörte.
»Tut mir Leid«, entschuldigte sich Victor. Es gab nicht viele Menschen, die mit der Anspielung etwas hätten anfangen können, aber diese wenigen wussten, dass Kai und Galen Cox an dem Zwischenfall beteiligt gewesen waren. Galen war später in einer Bombenexplosion ›ums Leben gekommen‹, ein weiteres Opfer auf Katherines Weg an die Macht. An seine Stelle war Jerrard Cranston getreten. Noch eine Lüge, die Victor im Hinterkopf behalten musste, während sie daran arbeiteten, Katherine zur Rechenschaft zu ziehen.
Cranston nickte. »Zu viele Geheimnisse? Macht Euch keine Sorgen, Victor. Die wirkliche Prüfung kommt erst in drei Tagen, wenn der Rat mit dem offiziellen Programm beginnt. Dann werden wir über die Hindernisse straucheln, die Eure Schwester uns in den Weg gelegt hat.« Sein Blick zuckte in eine ferne Ecke des Saals. Dort hielt Katherine unter lyranischen Adligen, die zugleich versuchten sich bei ihr einzuschmeicheln und unermüdlich daran arbeiteten, crucische Adlige auf Distanz zu halten, Hof.
Victor hatte heute wenig Lust, sich mit Katherine abzugeben - und sie sicher noch weniger auf ihn. Stattdessen bahnte er sich einen Weg durch die Menge zu Morgan Kell und Candace Liao, die etwas abseits der Empfangslinie auf ihn warteten. Bevor er sie erreichte, wurde er zweimal kurz aufgehalten, einmal für einen Händedruck, das zweite Mal für einen Salut, der geradewegs aus dem Militärhandbuch der Vereinigten Sonnen stammte. Victor war ein Magnet für solche Gesten, da er die alte Ausgehuniform der Vereinigten Sonnen trug. Durch die goldene Sonnenweste, die sich von der linken Schulter quer über die Brust zog, erregte sie selbst inmitten der Uniformen anderer Hausstreitkräfte Aufsehen.
Ebenso wie die Morgan Kells, wenn auch aus anderem Grund. Statt der Uniform der Kell Hounds, auf die er ein unbestreitbares Anrecht hatte, trug er eine paramilitärische Kombination, die sich an die Ausgehuniform der Lyranischen Allianzstreitkräfte anlehnte. Und er hatte all seine Orden und Feldzugsabzeichen an der einfachen blauen Jacke befestigt,
Weitere Kostenlose Bücher