BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
empfinden.«
Morgan tauschte einen Blick mit Candace Liao aus. »Eigentlich habe ich mich auf das notwendige Übel bezogen, mich mit deiner Schwester abzugeben, Victor. Aber möglicherweise hast du Recht. Es hat sicher nicht geholfen, dass Sun-Tzu seine Macht als Erster Lord dazu ausgenutzt hat, einen Privatkrieg zu führen. Oder dass Theodore Kurita kürzlich bei der Annexion lyranischer Systeme der Funktion als Koordinator den Vorrang vor der als Erster Lord gegeben hat. Das hat die Öffentliche Meinung ungünstig beeinflusst.«
»Es macht mir Sorgen, was geschehen wird, wenn Theodore und Katherine über den Lyons-Daumen und die so genannten Vergeltungsangriffe auf das Kombinat aneinander geraten«, bemerkte Victor. »Ich würde es lieber sehen, wenn der Erste Lord sich durchsetzt, statt durch ihre Anschuldigungen beschädigt zu werden.«
Tancred Sandoval runzelte die Stirn. »Falls Katherine nicht beweisen kann, dass das Kombinat die Verantwortung für den Tod Arthurs trägt, wüsste ich nicht, wie deine Schwester diese Debatte gewinnen könnte.« In Anbetracht der Tatsache, dass Tancred eines nicht mehr fernen Tages die Mark Draconis regieren würde, betrachtete Victor es als gutes Zeichen, dass er nicht automatisch von der Schuld Haus Kuritas ausging.
»Es wäre für das Kombinat militärisch unsinnig, so kurz nach den Problemen mit den Geisterbären einen derartigen Gegenschlag zu provozieren.« Victor pausierte und warf Morgan und Candace einen unglücklichen Blick zu, bevor er weitersprach. »Tancred, ich frage das nicht gerne, und es gibt keine leichte Art...«
Tancred war vorbereitet. »Du willst wissen, ob ich meinen Vater für fähig halte, Arthurs Tod zu befehlen, um einen Vorwand für den Angriff auf das Kombinat zu bekommen?«
Yvonne schien von dem, was sie hörte, entsetzt. Morgan und Candace, die beide seit langem mit den unschöneren Seiten der Nachfolgerhauspolitik vertraut waren, schien es nicht weiter zu stören.
»Ich habe schon öfter versucht, eine Antwort darauf zu finden, als du ahnst«, erwiderte Tancred. »Ich war schon fast soweit, ihn geradeheraus zu beschuldigen. Aber ich kann dir nichts anderes sagen als: Ich weiß es nicht. Er wollte diesen Angriff. Der Zeitpunkt war perfekt, das Kombinat geschwächt und an anderer Front abgelenkt. Aber Arthur umbringen lassen?« Tancred schüttelte den Kopf. »Jeder Mensch hat seinen Preis, Victor. Ich kann nur hoffen, dass mein Vater sich den Kampf gegen den Drachen nicht so erkauft hat.«
»Das Regieren ist selten ein sauberes Geschäft«, stellte Candace fest. »Wir versuchen, die Öffentlichkeit nichts davon merken zu lassen, doch es stimmt. Und in einem so komplexen Arrangement wie dem Sternenbund gibt es keine Möglichkeit, uns adäquat selbst zu überwachen. Es wird immer jemanden geben, der versucht, seine Macht auf Kosten anderer zu vergrößern.«
»Es wird Zeit kosten, die öffentliche Unterstützung wieder herzustellen, über die wir bei der Gründung des neuen Sternenbunds verfügten«, bestätigte Morgan. »Aber ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Immerhin steht auf der Tagesordnung dieser Konferenz die Entscheidung über neue Mitgliedsanträge für den Hohen Rat. Sun-Tzu wird mit Sicherheit auf die Aufnahme des Magistrats Canopus drängen. Blakes Wort hat ebenfalls einen Antrag gestellt.«
»Alles positive Anzeichen«, erklärte Tancred. »Also stellt sich die Frage vielleicht eher so, Victor, ob du den Sternenbund wirklich für beschädigt hältst, oder dir nur Sorgen machst, weil er nicht mehr in unserer Hand ist?«
Victor zuckte die Achseln. »Darauf weiß ich keine Antwort. Und möglicherweise fühle ich tatsächlich so etwas wie Besitzanspruch. Ich werde wohl einfach abwarten müssen, wie es sich entwickelt. Vielleicht ist die Innere Sphäre ja erwachsen genug geworden, auf sich selbst aufzupassen. Das wäre mal eine angenehme Veränderung.«
Er wollte lächeln, als die Schwere der realen Bedrohung sich noch stärker als Mariks erhöhte Gravitation auf seine Schultern legte. »In einem Punkt aber sind wir uns wohl alle einig. Was auch geschieht, wir müssen verhindern, dass Katherine die Leitung des Sternenbundes an sich reißt. Sonst, fürchte ich, wird nichts mehr von ihm bleiben.«
16
Winterpalast, Dormuth, Marik
Marik-Commonwealth, Liga Freier Welten
7. November 3064
Katrina Steiner-Davion legte die gefalteten Hände auf die kühle Marmorplatte des Tisches, und ein langer, weiß lackierter Fingernagel klopfte
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