BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
drei Prozent über die vereinbarte Kommission hinaus abziehen dürft. Hier und da ein paar zusätzliche Freiheiten habe ich ja erwartet, aber William: Fünfzehn Prozent?«
»Fünfzehn!«, stammelte Blane, dann verstummte er. Seine Lippen bewegten sich, doch über mehrere Sekunden entkam ihnen kein Laut. Seine Reaktion hätte nicht extremer ausfallen können, hätte Thomas ihm mitgeteilt, er wolle wieder ComStar beitreten, um Sharilar Mori zu stützen.
»Nein, Thomas«, erklärte Blane schließlich, als er die Stimme wiedergefunden hatte. »Fünf! Ich schwöre dir, wir haben nicht mehr als fünf genehmigt.« Er setzte sich kerzengerade auf. »Meine persönlichen Akten werden das bestätigen. Wir haben nicht mehr als fünf Prozent an monetären oder materiellen Gewinnen abgezogen.«
Der Generalhauptmann runzelte die Stirn. In Blanes Gesicht stand mehr ehrliche Entschiedenheit geschrieben, als er je gesehen hatte, selbst in hitzigen Debatten über die Worte des Seligen Blake. Es war unmöglich, dass sein Freund ihn belog.
»Dann ...«, setzte er an und unterbrach sich, um kurz nachzudenken. »Dann wurden die Zahlen des Ordens schon bei der Eingabe verfälscht. Läge der Fehler in meinen Büchern, ginge der Irrtum zu Lasten der anderen Seite.«
Blanes haselnussbraune Augen verschleierten sich zweifelnd, aber er schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Wer hätte auch nur theoretisch ...« Er unterbrach sich, und die Angst auf seinen Zügen zeigte, dass er sehr wohl wusste, wer für eine derartige Operation verantwortlich sein konnte. »O verdammt, nein ...«
Voller Angst vor der Erkenntnis, die ihm keine drei Atemzüge vor William Blane gekommen war, akzeptierte der Generalhauptmann den Gedanken mit dem ganzen Widerstreben eines Mannes, der sich einer einzigen, schrecklichen Wahl gegenübersieht. »Es gibt keine andere Möglichkeit«, erklärte er. »Wir haben einen Fehler begangen, William.«
Blane wurde bleich, aschfahl. Der Herrscher der Liga Freier Welten nickte.
19
Bad Andrewsquell, Marik
Marik-Commonwealth, Liga Freier Welten
11. November 3064
Auf den ersten Blick hatte Katrina Steiner-Davion den Erholungsort Bad Andrewsquell als eine Beleidigung empfunden. Eine Ansammlung kleiner, bunkerartiger Bauten, die meisten von ihren Sicherheitsleuten für die Öffentlichkeit geschlossen, das Ganze auf einer öden Wüstenebene. Der Ort hatte keinerlei Ausstrahlung. Aber das war vor dem ausgedehnten Rundgang durch den Winterpalast in Dormuth gewesen, für den dasselbe galt.
Dann hatte Dehaver es ihr erklärt. Auf Grund der höheren Schwerkraft und der furchtbaren Tornados und Staubstürme, die im Hochsommer über den Planeten zogen, waren die meisten Gebäude auf Marik flach und weit mehr auf Schutz als auf Schönheit angelegt.
Inzwischen hatte Katrina auch die Schlammbäder und dampfend heißen Salzquellen des Kurorts besucht, die hervorragend geeignet waren, einen matten Geist zu erfrischen und müde Muskeln zu entspannen. Der Aufenthalt auf Marik wurde für sie zunehmend zur Qual. Das lag weniger an der körperlichen Belastung durch die höhere Schwerkraft, als vielmehr an den Zugeständnissen, zu denen sie beinahe täglich gezwungen war, um sich den guten Willen der anderen Hausfürsten zu erhalten. Sie zwang sich, gute Miene zu machen. Sie wusste, sie musste beweisen, dass ihre Treue zum Sternenbund nicht nachgelassen hatte und an ihren Führungsqualitäten keine Zweifel denkbar waren. Zur Hölle mit dem Bürgerkrieg!
Und dann gab es Tage wie den heutigen, an denen die verschiedenen Staatsoberhäupter der Inneren Sphäre und Peripherie Gelegenheit hatten, sich um die Geschäfte ihrer Heimatreiche zu kümmern, private Übereinkünfte zu treffen oder eine Entspannungspause einzulegen. Katrina konnte sich natürlich keine Erholung gönnen, nicht, solange das bevorstehende Treffen mit Sun-Tzu Liao über ihrem Haupt hing wie das Beil eines Scharfrichters. Aber sie konnte sich darauf freuen, sich später, nach dem Treffen, in den heißen Quellen treiben zu lassen.
»Nehmen wir die Drinks draußen auf der Veranda«, schlug sie Sun-Tzu vor, als sie in den Raum schwebte, in dem er kurz gewartet hatte.
Sie hatte sich der Hitze des Tages entsprechend für einen weißen Hosenanzug aus Baumwolle entschieden, der das Sonnenlicht reflektierte und ihre Haut atmen ließ. Ihr Haar war zu einem hohen, strengen Pferdeschwanz aufgebunden, der die Schultern freigab. Außerdem hatte sie ein eiskaltes feuchtes Tuch dabei,
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