BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
minimalistisch-expressionistischen Gemälden, die zur Zeit auf Marik so beliebt waren, eine Neigung, die, wie es schien, auch von Draconiern geteilt wurde.
Theodore Kurita hatte Iko Ozawa eine gewaltige Ehre zuteil werden lassen, als er sich bereit erklärt hatte, für die Dauer seines Aufenthalts in den Geschäftswohnungen der Firma zu residieren. Die geräumigen Zimmerfluchten nahmen den gesamten zweiten Stock des Gebäudes in Beschlag und waren von so einfacher Eleganz, dass sie sich auch auf Luthien hätten befinden können. Der Parkettboden war auf Hochglanz poliert, und Shojischirme, deren Papierpaneele mit reitenden Samurais, Rudergaleeren vor felsigen Küsten und bildhübschen Geishas bemalt waren, teilten die Räume.
Victor und Theodore saßen auf traditionellen Tatamimatten aus Reisstroh nebeneinander. Ihre Knie lagen auf dünnen Kissen, die den Zug der über Terranorm liegenden Schwerkraft Mariks etwas linderten. Ihnen gegenüber bot eine Glaswand freien Blick über den See. Victor konnte das gegenüberliegende Ufer nicht erkennen, doch Theodore schien es zu sehen, so wie er seinen grünen Tee trank und in die Unendlichkeit blickte. Sie hatten bis zum Treffen kaum noch Zeit, aber das Schweigen lastete schwer auf ihnen. Victor wartete, bis Theodore die Stille brach, indem er die kleine Porzellanschale auf das Tablett stellte.
»Sumimasen, Theodore-sama«, entschuldigte er sich für die Störung. »Es tut mir Leid, Sie in Ihrer Kontemplation zu unterbrechen. Aber darf ich Ihnen zum Ausdruck bringen, wie sehr ich Ihren Verlust bedauere?«
Theodore versteifte sich kaum merklich. Obwohl Tomoe Sakades Seppuku fast ein Jahr her war, belastete ihr Verlust Theodore noch immer. Und Hohiro schien es ebenso zu gehen. Weder Vater noch Sohn hatten sich bisher irgendwie zugänglich gezeigt. Auf dem ersten Abendempfang der Konferenz waren sie so knapp angebunden gewesen, dass man es fast beleidigend hätte nennen können, und außerhalb der Konferenz hatten sie die Gesellschaft anderer gemieden. Victor vermisste die alte Kameradschaft, die Gespräche und das Kampfsporttraining, doch er wollte sich nicht in ihre Trauer drängen. Er hätte sie mit ihnen teilen wollen, wenn sie es erlaubt hatten.
»Ihre Gattin war eine ganz besondere Frau.«
Theodores Blick trübte sich, er schaute beiseite. Es war eine abwehrende Geste, möglicherweise gedacht, den Schmerz zu verbergen oder die Scham darüber, so leicht durchschaut zu werden. Irgendetwas jedenfalls sollte sie verbergen.
Victor nahm seine Trinkschale in beide Hände. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
Theodore nickte einmal tief, bis zum Ansatz einer Verbeugung. »Hai, Victor-san. Und ich will Sie nicht beleidigen.« Er schaute fort, blickte wieder hinaus auf den See. »Ich weiß Ihr Beileid zu schätzen. Ich werde es dem Rest meiner Familie übermitteln.«
Victor ergriff die Gelegenheit, die ihm diese Worte boten. »Wie geht es ihnen?«, fragte er. »Minoru? Omi?«
Diesmal schien die Pause länger. »Minoru arbeitet mit den Novakatzen. Sie passen gut zueinander. Ich habe den Eindruck, er hat sie mit seinem ... Verständnis überrascht.«
Victor lächelte. »Minoru entgeht nichts.« Dann wartete er, solange er dazu in der Lage war, bis er schließlich doch nachfragte. »Und Omi?«
»Victor ...« Theodore zupfte an den weiten Ärmeln seiner Robe, dann riss er sich sichtlich zusammen. »Omi ruht in ihrem Palast«, erklärte er schließlich. »Es tut mir Leid, aber ich habe keine persönliche Botschaft von ihr. Ich glaube allerdings, Sie würde wollen, dass Sie sich auf die größeren Aufgaben konzentrieren, die Sie erwarten. Dies ist nicht der Zeitpunkt für eine Ablenkung.«
Was jeder weiteren Diskussion den Weg verbaute. Die beiden Männer warteten, schweigend und in Gedanken vertieft, auf das Eintreffen Thomas Mariks. Victor verbrachte mehrere Minuten mit der Betrachtung einer Teezeremonie auf einem nahen Shoji. In Gedanken glättete er die Züge der weiblichen Samurai, fügte eine Spur von Schalk in ihren Blick und etwas mehr Farbe in die Wangen. Durch halb geschlossene Lider stellte er sich vor, Omi zu sein, wie er sie an einem der zahlreichen Abende vor dem Anschlag auf ihr Leben in Erinnerung hatte, vor dem Tod seines Bruders und dem Chaos, das darauf gefolgt war. Es war fast zwei Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hatte ... ein Jahr, elf Monate, zwei Tage und mehrere Stunden.
Thomas Mariks Erscheinen rettete ihn davor, in Trübsal zu versinken. Wie er es
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