BattleTech 60: Operation Risiko
schon vor einer ganzen Weile gestartet. Obwohl sie sich in Sensorreichweite des Kriegsschiffs befinden, hat es sich noch nicht gerührt. Es hängt immer noch im Trockendock. Unsere Jäger fliegen in einer Formation, in der sie sich gegenseitig abdecken. Dadurch tauchen sie auf der gegnerischen Ortung noch nicht als Geschwader auf, aber trotzdem müssten die Jadefalken längst die Leinen lösen un d das Schiff gefechtsklar machen. Zur Hölle, sie hätten das Feuer schon eröffnen müssen.« Fullerton rieb sich nachdenklich das Kinn. »Könnte natürlich sein, dass sie dazu gar nicht imstande sind.«
»Wie meinst du das?«, fragte Katya.
»Kriegsschiffe müssen regelmäßig gewartet werden, genau wie Landungsschiffe. Bis jetzt haben unsere Sensoren nicht die geringste Fusionsreaktion an Bord der JEgis geortet. Ohne den Strom aus den Hauptreaktoren sind die Triebwerke, die Geschütze un d der Rest der ganzen riesigen Kampfmaschinerie da draußen tot. Das Schiff liegt im Trockendock, was seine Möglichkeiten ohnehin einschränkt. Es ist nu r eine Vermutung, aber möglicherweise werden die Triebwerke gerade generalüberholt.«
»Unsere Jäger sind angewiesen worden, Bug und Heck des Schiffes anzugreifen, dort, wo die Panzerung am dünnsten ist«, stellte Archer fest.
»Der einzige Grund, ein solches Schiff von hinten anzugehen, ist der, die Triebwerke auszuschalten. Ich kann es nicht beschwören, aber möglicherweise wäre es sinnvoller, alle Maschinen auf den Bug anzusetzen. Wozu Jäger darauf verschwenden, Triebwerke außer Gefecht zu setzen, die ohnehin nicht einsatzbereit sind?« Archer schaute sich zu Katya um, doch in diesen Gewässern hatte sie ebenso wenig Erfahrung wie er. Er schloss die Augen un d atmete tief ein. Ihm war sehr bewusst, wie viel von dieser Entscheidung abhing. Plötzlich erinnerte er sich an eine seiner Professorinnen an der MANA, weit zurück, als er noch in der Offiziersausbildung gewesen war. Es war eine ältere Frau gewesen, deren Namen ihm nicht mehr einfiel, aber er hatte die Lektion nie vergessen, die sie ihren Studenten immer wieder eingehämmert hatte.
»In letzter Konsequenz«, hatte sie bei jeder Gelegenheit wiederholt, »müssen Sie de m Instinkt Ihrer Kameraden vertrauen. Wenn Sie den Männern un d Frauen Ihrer Einheit ausschließlich vertrauen, kann kein Gegner sie zerschlagen.«
Archer öffnete die Augen un d atmete aus. »Kapitän Fullerton, schicken Sie eine Nachricht an die Schwarmführer. Alle Jäger greifen den Bug des Kreuzers an.«
Fullerton wirkte besorgt. »Ich könnte mich irren, Sir.«
»Ich könnte mich schon damit geirrt haben, Sie überhaupt loszuschicken, Lee. Tatsache ist, deine Vermutung basiert auf mehr praktischer Erfahrung als alles, wa s ich im Augenblick beisteuern kann.«
»Aber die Piloten ...«
»Die Piloten werden ihre Pflicht tun«, erklärte Archer entschieden. »Mehr kann hier un d jetzt keiner von uns. Und jetzt schick die Nachricht los. Wenn du Recht hast, sorge ich dafür, dass du Vice Admiral wirst.«
* * *
Sternadmiral Martin Thastus streckte de n Ar m aus un d drückte den Knopf der Warnsirene, die über die Brücke der Schwarze Kralle gellte. Das Heulen brach jäh ab. »Falls wir das hier überleben, Barry, sehen wir uns im Kreis der Gleichen wieder, un d ich werd e dafür sorgen, dass du für dieses Versagen dem Clan gegenüber bezahlst«, herrschte er den puterroten Mann vor sich an.
»Wir befinden uns mitten in unserer Besatzungszone un d liegen im Trockendock«, stammelte der junge Offizier. »Ich habe mir nichts dabei gedacht, auf die Toilette zu gehen.«
»Wir sind immer zu m Kampf bereit«, bellte Sterncaptain Stanley und versetzte dem Krieger einen harten Rückhandschlag, der seine Magnetschuhe vom Brückendeck riss un d ihn durch die Zentrale davonsegeln ließ. Dann drehte er sich zu Thastus um. »Unser Antrieb ist auseinander gebaut, Sternadmiral. Die Jäger der Inneren Sphäre werden uns in wenigen Minuten erreicht haben.«
Sternadmiral Thastus war ein Mann, der an Schicksalsstunden glaubte. Dies war eine Prüfung, wie sie der große Jadefalken-Held Aidan Pryde Jahre zuvor hatte bestehen müssen. Die Möglichkeit, ihr begegnen zu dürfen, erfüllte ihn mit Stolz. »Ich bin mir unserer Lage bewusst. Wie lange wird es dauern, den Bordreaktor hochzufahren?«
»Stunden.«
»Gut dann«, erklärte er ruhig. »Hole die gesamte im Trockendock befindliche Mannschaft sofort an Bord und lass die Luken versiegeln.«
Stanley reagierte sofort
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