BattleTech 61: Finale
hatte. In der draconischen Überlieferung war der gelbe Vögel der einzige Feind des Drachen.
Hinter dem Schirm befand sich eine Verbindungstür zur Haushälfte seines Nachbarn. In den anderthalb Jahren, die er er hier wohnte, hatte es der Attentäter noch nie für nötig befunden, sie zu öffnen. Einen Schlüssel dazu hatte er nicht gefunden, ihn aber schnell genug selbst hergestellt. Jetzt zog er ihn aus der Tasche und benutzte ihn, um seine letzte Identität abzustreifen. In der Wohnung des Nachbarn verriegelte er wieder die Tür, dann trat er ins Schlafzimmer, um die Uniform auszuziehen und sich aus dem Kleiderschrank zu bedienen. Er behielt nur Nagas Nachbarschaftswachtmarke, die er tief in eine Tasche stopfte. Ein kurzer Abstecher ins Badezimmer, wo er die falschen Brandnarben abzog, die eine Hälfte des Gesichts entstellt hatten, und mit ein wenig Eisengrau das schwarze Haar an beiden Schläfen färbte.
Es war nicht seine beste Verkleidung, doch im Augenblick schien Geschwindigkeit wichtiger als Perfektion. Der Attentäter verließ das Haus durch die Vordertür und hielt kurz an, um noch einmal einen Blick auf den Stein zu werfen, während er vorgab, einen Schnürsenkel zu binden. Aus diesem Winkel wirkte er beinahe unschuldig. Dann ging er schnell den Weg hinab und bog auf die Straße zum Geschäftsviertel ein.
Es war ein zu großer Zufall, dass so ein Stein vor seinem Haus auf Luthien auftauchte. Dieser Stein - oder ein anderer, der ihm sehr ähnlich sah - hatte die Hauptrolle bei seinem Anschlag auf Omi Kurita gespielt. Zwei Jahre hatte er dieses Attentat vorbereitet. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, sich im Palast der Stillen Zuflucht einzuschleichen, vorbei an den Agenten des Ordens der Fünf Säulen, die ihn verwalteten und ihre Büros im Palast hatten. Der 05S hatte jahrhundertelang lückenlose Sicherheit garantiert, bis Koordinator Theodore Kuritas Reformen eine bessere Zusammenarbeit zwischen 05S und seiner Internen Sicherheitsagentur eingefordert hatten. Mehrere Dutzend ISA-Agenten hatten Unterkünfte im Palast bezögen. Die vom ersten Augenblick an bestehende Rivalität führte zu endlosen Reibereien, und nach einem Grundprinzip der Physik erzeugt Reibung Abnutzung. In diesem Fall nutzte sich die Sicherheit ab. Die ISA störte regelmäßig die Ruhe des Ordens und meist verhielten 05S-Agenten sich, als wäre die ISA entweder gar nicht vorhanden oder unfähig. Wo die ISA einen Agenten postierte, postierte der 05S einen zweiten. Sie teilten sich ein Palast-Dojo, doch die Agenten der beiden Dienste trainierten nie gleichzeitig. Dieses gegenseitige Übersehen wurde auch auf neue Agenten angewandt, und so konnte sich der Attentäter in einer der waghalsigsten Verkleidungen seiner Laufbahn in den Palast schmuggeln.
Einmal im Palast hatte er Omi Kuritas Tagesablauf beobachtet und mehrere mögliche Attentate ausgearbeitet, von denen aber nur eines nahezu hundertprozentig Erfolg versprechend gewesen war. Ein einfacher Stein in ihrem Garten war der Schlüssel. Die Geschichte war unter den Bewohnern des Palastes wohl bekannt und wurde nur im Flüsterton weitererzählt, um Lady Omi jede Peinlichkeit zu ersparen. Sie hatte den Stein Victor Davion geschenkt, der ihm einen Namen gegeben hatte. Später hatte er sie gebeten, ihn in ihren Palastgarten zu setzen, zwischen die Rosen und die Kapuzinerkresse, um die er sich während seines Aufenthalts auf Luthien gekümmert hatte. Niemand durfte den Stein berühren, der den Namen I will fight no more, forever trug. Omi besuchte ihn regelmäßig.
Indem er den Stein um einen Hauch verrückt hatte, hatte er sich Omi Kuritas Aufmerksamkeit gesichert. Sie hatte sich über das Beet gebeugt, um ihn zurechtzurücken, ihre Berührung hatte den von ihm sorgsam versteckten Mechanismus ausgelöst und mehrere Giftpfeile abgefeuert. Nur ein einziger hätte die Haut durchdringen müssen, um zum Tod zu führen. Omi Kurita war von zweien getroffen worden. Die lähmende Wirkung hatte auf der Stelle eingesetzt und binnen kürzester Zeit zu Herzversagen und Tod geführt.
Bei jedem anderen Attentat wäre er bereits im All und halbwegs in Sicherheit gewesen, während Omi Kurita den letzten Atemzug tat. Im Draconis-Kombinat gab es dafür keine Fluchtroute. Er hatte richtig vorausgesehen, dass Theodore Kurita auf der Stelle die Grenzen schließen und seine Nation praktisch stilllegen würde, um die Nachricht zurückzuhalten und den Mörder seiner Tochter zu finden. Doch der Attentäter
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