BattleTech 61: Finale
Erinnerungen von Mogyorod nicht verlieren.«
Er nickte, und sie nippte an ihrem Wein, der nur ein Lippenbefeuchter war. »Victor, Sie hätten trotzdem nach der Zeit fragen können, die ich vor diesem Tag mit ihr verbracht habe. Oder wir hätten uns gemeinsam an die kurzen Wochen erinnern können, die wir auf Mogyorod geteilt haben. Aber Sie wollten überhaupt nicht reden.«
»Wir haben geredet«, wehrte Victor ab, doch selbst in den eigenen Ohren klang es verteidigend.
»Über den Bürgerkrieg, ja, darüber haben wir gesprochen, allerdings eher, wie über etwas, das uns persönlich nicht betrifft. Ich finde, es wird Zeit, dass Sie aufhören, über ihn zu reden. Stattdessen sollten Sie ihn wieder führen.«
Das rührte etwas in Victor an, das ihn an Wut oder möglicherweise auch an Scham erinnerte. »Ach ja, finden Sie das?«
Sie nickte. »Wir alle finden das, Victor. Sie verkriechen sich in Ihrer Trauer oder verbringen die wenige Zeit, die Ihnen bleibt, mit Gefechtsberichten über andere Welten als die, um die es Ihnen gehen müsste. Ich bin, ehrlich gesagt, überrascht, dass Sie noch die Kraft haben, sich morgens anzuziehen.«
»Ich glaube, Omi würde mir verzeihen, dass ich mir die Zeit nehme, um sie zu trauern«, feuerte er noch immer verletzt zurück. »Auch wenn manch anderer das nicht tut.«
»Wirklich? Dann verraten Sie mir, warum sie Sie nicht daran gehindert hat, sie für diesen Bürgerkrieg zu verlassen. Und erzählen Sie mir, warum Sie nicht mit ihr nach Tukayyid zurückgekehrt sind.«
Isis' Tonfall war neutral, doch die Worte trafen Victor wie kalter Stahl. Er stand langsam auf, beugte sich über den Tisch und starrte mit wütender Miene auf sie herab. »Was gibt Ihnen das Recht, Omi derart gegen mich zu verwenden?«
»Nicht was, Victor. Wer.« Sie schaute zur Seite. »Die Menschen.«
Victor folgte ihrem Blick zu dem Paar am Nebentisch, das eine eigene Unterhaltung vortäuschte. Viel von dem, was er und Isis gesagt hatten, konnten sie nicht gehört haben, doch es war unübersehbar, dass sie jede Geste und jeden Wortfetzen, den sie aufschnappten, gebannt verfolgten. Die Familie zwei Tische weiter unternahm nicht einmal den Versuch, ihr Interesse zu verhehlen. Der Mann nickte, seine Frau lächelte schüchtern. Die Kinder starrten Victor mit großen Augen und einem an Heldenverehrung grenzenden Gesichtsausdruck an. Tatsächlich schien das ganze Restaurant - oder zumindest der sichtbare Teil des Restaurants - in Erwartung seiner nächsten Worte den Atem anzuhalten.
Victor fragte sich, ob sich so ein Alkoholiker fühlte, wenn er sich endlich eingestand, >ein Problem< zu haben. »Lassen Sie das, Isis.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie brauchen das.« Irgendwo zwischen Sorge und Ermutigung blitzte ein Lächeln durch. »Sprechen Sie zu ihnen, Victor. Es ist Ihr Volk.«
Von dieser Wahrheit überrumpelt, konnte Victor den Erwachsenen nur stumm zunicken. Er lächelte die Bonder an, dann setzte er sich langsam. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, erklärte er Isis.
Sie lächelte. »Das ist verständlich, aber Sie lassen sich besser bald etwas einfallen. Lange können Sie Ihre Gegenwart hier nicht mehr vor Katherines Loyalisten geheim halten. Schon gar nicht nach diesem kleinen Ausflug«, fügte sie mit leichter Entschuldigung hinzu. Was bedeutete, dass sie nichts mit Morgan oder dem Sicherheitsdienst abgesprochen hatte. »Früher oder später, Victor, werden die Menschen eine Antwort von Ihnen verlangen.« Sie sah sich um und bemerkte das erwartungsvolle Interesse im Raum. »Und ich würde auf früher tippen.«
»Sie lassen mir keine große Wahl, oder?«
»Victor, seit Sie Katherine auf Mogyorod den Krieg erklärt haben, haben Sie auch keine Wahl mehr. Das wissen Sie. Ganz egal, was Ihre Schwester Ihnen antut, ganz egal, wer in diesem Kampf noch sein Leben verliert, Sie können nicht mehr zurück.«
Nein, das konnte er nicht. Victor wusste das ebenso gut wie sie, auch wenn er sich seit Monaten dagegen gewehrt hatte. Er hatte diese Zeit benötigt, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, doch nun hatte er es zurück, und das einzige Problem war dieser erste, ängstliche Schritt. Noch immer plagten ihn Zweifel, nagten an seiner Zuversicht. Was, wenn er sich wieder in den Kampf warf und zu spät feststellte, dass er doch noch nicht so weit war? Aber Isis hatte in der erlöschenden Glut eine Flamme entfacht, und plötzlich sorgte er sich mehr darum, was geschehen würde, wenn er zu spät oder gar nicht
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