BattleTech 61: Finale
schaute Isis an und las nur Sorge in den rehbraunen Augen. Er reichte ihr das Lesegerät. »Isis, hast du davon gewusst?« Sein Atem ging keuchend, als er auf die Antwort wartete. Seine Brust war so zugeschnürt, dass er kaum Luft bekam. Er versuchte, einen Schritt zu gehen, doch die Beine gehorchten ihm nicht. Er hielt sich an einem nahen Tisch fest.
»N-nein«, stammelte Isis, nachdem sie den Text überflogen hatte. Ihre Stimme klang schwach und verängstigt, beinahe kindlich. »Nein, Victor, ich schwöre. Ich habe es nicht gewusst.«
Sie wollte ihm das Gerät zurückgeben, er winkte ab und deutete auf Morgan und Phelan. Victor brauchte es nicht mehr. Die Buchstaben hatten sich in seinen Geist eingebrannt und er konnte kaum an etwas anderes denken. Der Text hatte im Abschnitt über familiäre Krankheitsgeschichte und Besonderheiten gestanden. »Deutliche Spuren einer früheren Schwangerschaft. Vernarbung indikativ für natürliche Geburt.« Geburt.
Das musste passiert sein, während er auf dem Feldzug gegen die Clans gewesen war, sofern Isis nichts von einer Schwangerschaft Omis wusste. Es passte alles zusammen. Einschließlich eines Versprechens, das Omi ihm vor fünf Jahren gegeben hatte.
»Es gibt einiges zu besprechen zwischen uns«, hatte sie auf Mogyorod gesagt. »Wichtige Dinge. Persönliches. Vielleicht ...« Omi hatte die Arme um sich geschlungen. Sie hatte an ihr Baby gedacht. »Victor, ich würde es nie wagen, mich in das Angedenken deines Bruders einzumischen, aber möglicherweise weiß ich etwas, das deinen Schmerz lindern kann.« Sie hatte ihr typisch geheimnisvolles, zögerndes Lächeln aufgesetzt. »Obwohl ich nicht versprechen kann, dass es dein Leben nicht furchtbar verkompliziert.«
Damals hatte er geglaubt, sie wollte eine offizielle Heirat vorschlagen. Jetzt war ihm klar, dass sie bereit gewesen war, ihm auf jede ihr zur Verfügung stehende Art neue Hoffnung für die Zukunft zu geben. Und dann hatte der Attentatsversuch sie getrennt und Omi hatte ihr Geheimnis für sich behalten.
Sie hatte es mit ins Grab genommen.
»Victor«, fragte Galen leise und holte ihn aus dem langen Schweigen. »Victor, ist alles in Ordnung?«
Alle starrten ihn an. Galen traurig, Isis mit einer gewissen Nervosität. Morgan und Phelan schienen zwischen einem Hilfsangebot und moralischer Entrüstung zu schwanken. Tiaret ... wirkte zufrieden. Natürlich war sie zufrieden. Bei den Clans war das höchste Ziel eines Kriegers, durch die Verwendung seines Erbguts für die Herstellung von Nachkommen unsterblich zu werden. Tiaret empfand es ohne Zweifel als gerechtfertigt, dass Victor endlich einen Nachkommen hatte. Nicht zum ersten Mal ertappte er sich dabei, der Elementarin in Gedanken für ihre Sichtweise zu danken.
»Ich fühle mich ...«Er stockte und dachte einen Augenblick länger nach. »Ich fühle mich gut. Wirklich. Ich glaube, der Gedanke gefällt mir, dass etwas von meinem Leben mit Omi da draußen weiterlebt. Schließlich sollte das für uns alle eine Zeit sein, in die Zukunft zu blicken.« Er lächelte schwach und richtete sich auf. Die Beine waren noch unsicher, hielten ihn aber aufrecht. »Ich muss erst einmal mein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen, aber wenigstens gibt es jetzt etwas, auf das ich mich freuen kann. Das bedeutet, ein Teil von uns, von Omi und mir, hat überlebt. Und schließlich sind wir das hier alle.« Er nickte den Keils, Galen und Isis zu.
»Überlebende.«
Die BATTLETECH-Saga geht weiter in:
Michael A. Stackpole Geisterkrieg
Heyne SF 06/6271
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