BattleTech 61: Finale
glitt die lange Straße zum Sitz der Sandovals hinauf und näherte sich dem grauen Steingebäude auf einem kurvenreichen Umweg, nur dafür geschaffen, die ausgedehnten Ländereien zu präsentieren. Der frühe Herbst Robinsons hatte den Alleebäumen schon fast alle Blätter geraubt. Totes Laub wirbelte im Fahrtwind des Wagens auf und tanzte gespenstisch. Tancred Sandoval beachtete die Burg nicht und starrte durch das Heckfenster auf das rostrote Laub, schaute den Blättern zu, wie sie einander jagten und schließlich zur Ruhe kamen. Das konnte kein angenehmer Besuch werden.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, legte ihm Yvonne Steiner-Davion die Hand aufs Knie und drückte gerade fest genug, um ihn zu erinnern, dass er nicht allein war. Er legte seine Hand auf ihre und drehte sich auf dem Sitz, um wieder nach vorne zu schauen. Seine jüngere Cousine, Dorann Sandoval, saß auf einem der nach hinten gedrehten Sitze des Wagens und schaute durch das Schiebedach.
»Das wird Mai sein«, bemerkte sie mit einer Kopfbewegung auf den Hubschrauber, der über sie hinwegdonnerte.
Ein Turmfalke, vermutete Tancred, war sich aber nicht ganz sicher. Durch das Skelettgitter der nackten Baumwipfel gesehen war die Maschine nur ein dunkler Schemen, und die meisten Hubschrauber ähnelten sich vom Boden aus gesehen enorm. Sein Blick wanderte zurück zum Seitenfenster, gerade als die Limousine um die letzte Kurve bog und die prächtige Burg in Sicht kam, die seit fünfzehn Generationen der Familiensitz der Sandovals auf Robinson war. Sie wirkte düster. Bedrohlich. Tancred rutschte unbehaglich hin und her. Er war es in Gedanken sicher hundert Mal durchgegangen, seit ihn die Aufforderung seiner Tante erreicht hatte, in Castle Sandoval zu erscheinen, doch jetzt, da er sich tatsächlich hier befand, ging alles zu schnell.
Bei seiner Rückkehr von dieser Reise hatte ihn keine Parade auf dem Raumhafen erwartet. Es hatte keinen Empfang gegeben, um ihn als Thronfolger Robinsons und der Mark Draconis zu präsentieren. Das Landungsschiff hatte unbeachtet aufgesetzt und nur seine Cousine hatte ihn und Yvonne mit der Limousine abgeholt. Die Familienähnlichkeit zwischen Tancred und Dorann Sandoval war unverkennbar. Sie hatten denselben porzellanblassen Teint und dasselbe öligschwarze Haar, auch wenn Dorann ihres lang und zu Zöpfen geflochten trug, während Tancred es entsprechend der Mode Robinsons bis auf einen Dutt hoch am Hinterkopf rasiert hatte. Beide waren groß und schlank von Statur, und Außenstehende, die sich mit den Details der ausgedehnten Sandovaldynastie nicht auskannten, hätten sie leicht für Geschwister halten können.
Dorann hatte Tancred auf die Wange geküsst und umarmt, aber sie wirkte müde. Ihre Begrüßung für Yvonne war förmlich und ernst ausgefallen. »Großmutter erwartet euch auf der Burg«, war ihr einziger Kommentar gewesen.
Damit bezog sie sich natürlich auf Countess Jessica Sandoval-Gröll, ihre Großmutter und Tancreds Tante. Dass sie es war, die Yvonne und ihn erwartete, und nicht sein Vater, der Herzog von Robinson, sprach Bände.
»Der Rest der Familie?«, hatte er gefragt.
»Die meisten werden da sein«, hatte Dorann mit einem leichten Nicken versprochen. »Genug.« Eine kurze, vorsichtige Pause. »Mai Fortuna ist auch auf Robinson. Sie wohnt im Befehlsstand der Rangers und hat versprochen, dich morgen zu treffen.«
»Das reicht nicht«, hatte Tancred geantwortet und zum Vidphon der Limousine hingenickt. »Ruf in der Burg an und sorg dafür, dass Mai da ist, bevor wir eintreffen.«
Die Forderung schien gewirkt zu haben. Der Hubschrauber setzte auf dem dafür vorgesehenen Dachlandefeld der Burg auf, bevor die Limousine in der Mitte des großen Burghofs zum Stehen kam. Sobald der Chauffeur den Schlag öffnete, stieg Tancred mit einem Blick in den grauen, zugezogenen Himmel aus, der wie ein schlechtes Omen über seinem Geburtshaus hing. Er strich die Uniform glatt, dann drehte er sich um und half erst Yvonne, und danach Dorann aus dem Wagen. Sie schritten die Marmorstufen zur Burg hinauf, Yvonnes Hand lag locker auf Tancreds rechtem Arm, während seine Cousine hinter ihnen folgte. Bis auf das rote Haar ähnelte Yvonne ihrer Mutter so sehr, dass man sie für Melissa Steiner-Davions Doppelgängerin hätte halten können. Weit mehr noch als Katherine, die diese Ähnlichkeit nach Kräften betonte, im Gegensatz zu Yvonne. Das war eine Eigenschaft, die Tancred immer an ihr gefallen hatte.
»Na dann«, stellte
Weitere Kostenlose Bücher