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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Kopf und die Krallen eines Hahns und anstelle des Kamms einen roten Auswuchs in Form einer Krone, dazu gelbe Glupschaugen wie ein Frosch und den Leib einer Schlange. Er war smaragdgrün mit silbrigen Reflexen, und auf den ersten Blicksah er beinahe schön aus, doch man wusste, dass sein Atem ein Tier oder einen Menschen vergiften konnte, und schon von weitem roch man seinen widerwärtigen Leichengestank.
    »Kommt ihm nicht nahe«, rief Solomon, »und seht ihm vor allem nicht in die Augen, denn auch sie sprühen Gift!« Der Basilisk schlängelte sich auf sie zu, und der Gestank wurde noch unerträglicher, bis Baudolino eine Möglichkeit einfiel, wie man ihn töten könnte. »Der Spiegel, der Spiegel«, rief er zu Abdul gewandt. Dieser reichte ihm den metallenen Spiegel, den ihm die Gymnosophisten geschenkt hatten. Baudolino streckte ihn mit der rechten Hand wie einen Schild dem Monster entgegen, während er sich die linke vor die Augen hielt, um seinem tödlichen Blick zu entgehen, und schritt langsam voran, die Schritte nach dem bemessend, was er am Boden sah. Vor der Bestie angelangt, blieb er stehen und streckte den Spiegel noch weiter vor. Angelockt von den Reflexen, hob der Basilisk den Kopf, heftete seine Froschaugen auf die schimmernde Oberfläche und stieß seinen giftigen Atem aus. Doch gleich darauf erzitterte er am ganzen Leibe, klapperte mit den violetten Augenlidern, stieß ein schauerliches Gebrüll aus und fiel tot um. Da wurde allen klar, dass der Spiegel dem Basilisken sowohl die Macht seines Blickes als auch den Hauch seines tödlichen Atems zurückgeworfen hatte, so dass er seinen beiden Wunderwaffen selbst zum Opfer gefallen war.
    »Wir sind bereits in einem Land voller Monster«, sagte sehr zufrieden der Poet. »Das Reich kann nicht mehr weit sein.« Baudolino wusste nicht recht, ob er, wenn er »das Reich« sagte, noch an das Reich des Priesters dachte oder schon an sein für die Zukunft erhofftes eigenes.
     
    So weiterziehend, heute auf menschenfressende Flusspferde stoßend, morgen auf Fledermäuse, die größer waren als Tauben, gelangten sie zu einem Dorf am Rande der Berge, vor dem sich eine Ebene mit spärlichen Bäumen erstreckte. Auf den ersten Blick schien diese Ebene in einen leichten Nebel gehüllt, aber weiter hinten wurde der Nebel immerdichter, um schrittweise zu einer dunklen, undurchdringlichen Wolke zu werden, die sich am Horizont in einen einzigen tiefschwarzen Streifen verwandelte, der sich scharf von den roten Streifen des Sonnenuntergangs abhob.
    Die Bewohner des Dorfes waren herzlich, aber um ihre Sprache zu erlernen, die ausschließlich aus gutturalen Lauten bestand, brauchte Baudolino mehrere Tage, während deren sie gastlich aufgenommen und mit dem Fleisch von Berghasen bewirtet wurden, die es in jener Gegend reichlich gab. Als eine Verständigung möglich wurde, erklärten ihm die Dörfler, am Fuße der Berge beginne die weite Ebene von Abkasia, mit der es folgende Bewandtnis habe: Sie sei ein einziger riesiger Wald, in dem immer tiefstes Dunkel herrsche, aber nicht bloß wie in der Nacht, wo man immerhin noch das Licht der Sterne habe, sondern wirklich pechschwarze Finsternis, als befinde man sich mit geschlossenen Augen auf dem Grund einer Höhle. Diese lichtlose Provinz werde von den Abkasianern bewohnt, die dort sehr gut leben könnten, so wie die Blinden an Orten, wo sie seit frühester Kindheit aufgewachsen sind. Anscheinend orientierten sie sich mit dem Gehör oder dem Geruchssinn, aber wie sie aussähen, wisse niemand zu sagen, denn niemand habe sich jemals dorthin gewagt.
    Baudolino fragte, ob es noch andere Möglichkeiten gebe, von dieser Stelle aus weiter nach Osten zu ziehen, und die Leute sagten, nun ja, man brauche bloß den Wald von Abkasia zu umgehen, aber das würde, wie alte Erzählungen überlieferten, mehr als zehn Jahre dauern, denn dieser finstere Wald erstrecke sich über hundertzwölftausend salamoc – und es war für unsere Freunde unmöglich herauszufinden, wie lang ein salamoc war, bestimmt aber länger als eine Meile, ein Stadium oder eine Parasange.
    Sie wollten schon aufgeben, als der Porcelli, der immer der Stillste in der Truppe gewesen war, Baudolino daran erinnerte, dass sie doch in der Frascheta gewöhnt waren, im dichtesten Nebel zu gehen, den man fast mit dem Messer zerschneiden musste, was noch schlimmer war, als im tiefsten Dunkel zu gehen, denn in jenem Grau konnte man, als Täuschung der ermüdeten Augen, Gestalten

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