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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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das, was ich sehe.«
    »Ich vertraue dir. Macht ihm das Tor auf, he, ihr da, habt ihr verstanden oder seid ihr taub? Das ist ein Freund. Oder quasi. Ich meine, er ist einer der Ihren, der einer der Unseren ist, das heißt einer der Unseren, der auf ihrer Seite ist, also jedenfalls, macht ihm jetzt dieses verdammte Tor auf, oder ich komme runter und mache euch Beine.«
    »Schon gut, schon gut«, sagten die Angesprochenen und verdrehten die Augen zum Himmel. »Hier kapiert man ja nie, wer auf dieser und wer auf der anderen Seite ist, erst gestern haben wir diesen Kerl rausgelassen, der wie einer aus Pavia gekleidet war ...«
    »Schnauze, du Blödmann!« schrie der Trotti. Und Baudolino feixte: »Haha«, während er hineinritt. »Ihr habt Spione in unser Lager geschickt ... Aber keine Sorge, ich hab's dir versprochen, ich seh nix und hör nix ...«
    Und so reitet er in die Stadt hinein, und schon sehen wir ihn, wie er seinen alten Vater umarmt – der noch rüstig und zäh ist, beinahe verjüngt durch das erzwungene Fasten – am Brunnen auf dem kleinen Platz hinter der Mauer. Schon sehen wir Baudolino, wie er vor der Kirche den Ghini und den Scaccabarozzi wieder begrüßt ... Und Baudolino, wie er in der Taverne nach dem Squarciafichi fragt, und die anderen weinen und sagen ihm, dass er einen genuesischen Armbrustbolzen in den Hals gekriegt hat, grad erst beim letzten Sturmangriff, und da weint auch Baudolino, dem Krieg noch nie gefallen hat und jetzt weniger denn je, auch weil er um seinen alten Vater fürchtet ... Und Baudolino auf der schönen großen Piazza, die hell in der Märzsonne daliegt, wie er den Kindern zusieht, die Körbe mit Steinen herbeischleppen, um die Befestigungenzu verstärken, und Krüge mit Wasser für die Verteidiger, und er freut sich über den unbeugsamen Geist, der sich aller Bürger bemächtigt hat ... Und Baudolino, wie er sich fragt, wer all diese Leute sind, die da in Alexandria zusammenkommen, als gäbe es eine Hochzeitsfeier, und die Freunde sagen ihm, gerade dies sei das Unglück, denn aus Furcht vor dem kaiserlichen Heer seien alle Flüchtlinge aus der ganzen Gegend zusammengeströmt, und so habe die Stadt zwar viele hilfreiche Hände, aber auch viele, zu viele hungrige Mäuler ... Und Baudolino, wie er die neue Kathedrale bewundert, die nicht groß ist, aber gut gebaut, und er sagt: Donnerwetter, da ist ja sogar ein Tympanon mit einem Zwerg auf den Thron, und alle ringsum knurren »Eh, eh«, als wollten sie sagen, da siehst du mal, was wir können, aber bitte sehr, das ist kein Zwerg, das ist Unser Herr Jesus Christus, vielleicht ist er nicht gut gemacht, aber wenn Friedrich einen Monat später gekommen wäre, hätte er hier ein ganzes Jüngstes Gericht vorgefunden mit sämtlichen Greisen aus der Apokalypse ... Und Baudolino, wie er um einen Becher vom Guten bittet, und alle gucken ihn an wie einen aus dem kaiserlichen Lager, denn es ist klar, dass man Wein, ob guten oder schlechten, bei ihnen längst nicht mehr kriegt, er ist das erste, was man den Verwundeten gibt, um sie zu stärken, und den Angehörigen der Gefallenen, damit sie nicht zu viel daran denken ... Und Baudolino, wie er viele abgezehrte Gesichter um sich herum sieht und fragt, wie lange sie noch standhalten werden, und sie zucken die Achseln und heben die Augen zum Himmel, als wollten sie sagen, das liege ganz in der Hand des Herrn ... Und schließlich Baudolino, wie er den Anselmo Medico trifft, der hundertfünfzig Fußsoldaten aus Piacenza befehligt, die der Civitas Nova zu Hilfe geeilt sind, und Baudolino freut sich über diesen schönen Solidaritätsbeweis, und seine Freunde, die Guascos, Trottis, Boidis und Oberto del Foro sagen ihm, ja, dieser Anselmo ist einer, der sich mit Kriegführen auskennt, aber außer den Piacentinern ist niemand gekommen, erst hat die Liga uns angestachelt, gegen den Kaiser aufzustehen, aber dann hat sie uns im Stich gelassen, die italienischen Städte kannst duvergessen, wenn wir diese Belagerung heil überstehen, schulden wir niemand was, sollen sie doch sehen, wie sie mit dem Kaiser zurechtkommen, Amen.
    »Aber die Genueser, wie kommt es, dass die gegen euch sind, wo sie euch doch beim Bau geholfen haben, sogar mit klingender Münze?«
    »Die Genueser wissen schon, wie sie ihre Geschäfte am besten machen, da kannst du beruhigt sein, heute stehen sie auf Seiten des Kaisers, weil ihnen das in den Kram passt, aber sie wissen, dass die Stadt, wenn sie einmal da ist, nicht wieder

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