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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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paßt euch so. Laufen Sie, sage ich. Stuff! Immer Stuff. Ewig Stuff.«
    |408| Aber Tredup läuft gar nicht. Eine ganze Weile bleibt er auf der Brücke über die Blosse stehen und sieht in das langsam ziehende Wasser. Er denkt tausenderlei, Belanglosigkeiten, Variationen über das Thema: Warum tue ich das?
    Mal wieder möchte er gerne in den Wald auf den Dünen fahren, sein Geld holen, verschwinden, aber mal wieder ist es noch nicht soweit …
    Und er schleicht dem »Nachrichten«-Gebäude zu.
    Dort ist er erwartet, und der Prokurist Trautmann weiß auch, um was es sich handelt. Giftig blickt er. »Der Herr läßt warten. Hat es nötig. Na, der Chef ist schön böse.«
    Er geleitet Tredup wie einen Gefangenen in das Chefbüro. Im Gang taucht der Kopf des Hauptschriftleiters Heinsius auf.
    »Oller neugieriger Bock«, knurrt Trautmann.
    Aber der Chef sagt: »Ich danke Ihnen, Herr Trautmann. Ich bitte Sie, lassen Sie uns jetzt allein.«
    Trautmann protestiert: »Herr Gebhardt, darf ich nicht …?«
    »Nein, bitte, Herr Trautmann, lassen, Sie mich diesmal allein!«
    Trautmann knurrt: »Er legt Sie ja doch rein«, und verschwindet. Aber Tredup hat das bestimmte Gefühl, daß er sofort auf der andern Seite der Tür lauschend stehengeblieben ist, und der Chef sieht aus, als hätte auch er dies Gefühl.
    Um so entschiedener setzt er ein: »Herr Tredup, ich habe Sie damals auf die Fürsprache von Herrn Stuff engagiert, ich kannte Sie eigentlich nicht. Referenzen lagen nicht vor. Nun, Ihre Arbeitsleistung ist mäßig. Das Inseratengeschäft geht schlecht bei der ›Chronik‹. Das mag an der Zeiten Ungunst liegen, es wird aber wohl an Ihnen liegen. Denn die ›Nachrichten‹ haben viel mehr Inserate.«
    »Die ›Nachrichten‹ haben fünfzehntausend Auflage.«
    »Und die ›Chronik‹?«
    »Hat etwa siebentausend
Leser

    Der Chef stutzt, möchte lächeln und denkt wohl an den Lauscher jenseits der Tür.
    |409| »Darauf fallen Ihnen nur Flachköpfe rein.
Leser
und Abonnenten. Ohne zu lügen, dürften Sie behaupten, daß die ›Chronik‹ vierzehntausend Leser hat.«
    »Würde ich das behaupten, würden auch nicht die Flachköpfe darauf reinfallen.«
    »Na ja. Was tun Sie nun, wenn einer sagt: Leser! Ich will wissen, wieviel Abonnenten. Was tun Sie da?«
    »Ich verweise auf eine notarielle Bescheinigung.«
    »Und wenn man nicht daran glaubt?«
    »Weise ich sie vor.«
    »Geben Sie sie aus der Hand?«
    »Nie.«
    »Sie sind sicher?«
    »Vollkommen sicher.«
    »Trotzdem muß sie in dritte Hände gekommen sein. Heute gab man mir diese Abschrift, die in der Stadt zirkuliert. Eine vollständige Abschrift, sehen Sie, mit Datum.«
    Aber Tredup sieht nicht hin. Sehr gleichgültig sagt er: »Ich weiß …« – »Sie wissen? So, Sie wissen? Woher wissen Sie denn? Seit wann wissen Sie?« Der kleine große Mann ist sehr aufgeregt, richtig böse ist er. Er wagt es wahrhaftig und sieht seinem Angestellten grade und empört ins Gesicht.
    Der sagt: »Ich dachte, auch Sie wüßten das …«
    »Sie dachten … Bitte, was sollte ich wissen …? Reden Sie gefälligst!«
    Tredup sagt langsam und unwillig: »Ich dachte, Sie wüßten, daß eine vorbereitende Versammlung stattgefunden hat …«
    »Was für eine! Gott, Mensch, können Sie denn den Mund nicht aufmachen? Eine Art haben meine Herren alle, mich auf die Folter zu spannen, das muß allgemeine Verabredung sein. Erzählen Sie gefälligst fortlaufend.«
    Tredup sagt: »Es soll ein neues Rechtsblatt gegründet werden. Die Geschäftswelt ärgert sich über Ihre Monopolstellung für Inserate und die zweimalige Tariferhöhung. Außerdem finden die politischen Verbände, die ›Chronik‹ ist unzuverlässig geworden. Darum soll eine neue Zeitung aufgemacht werden.«
    |410| Der Chef, ungeduldig: »Was nölen Sie bloß. Das sind olle Kamellen! Das weiß ich alles. Weiter!«
    Tredup, bockig: »Da hat eben eine Versammlung, eine Besprechung stattgefunden.«
    »Na ja – und? Wer war zur Besprechung?«
    »Namen nenne ich nicht«, sagt Tredup entschieden.
    »Was heißt das, Sie nennen keine Namen? Sie werden Ihrem Brotherrn doch Auskunft geben!«
    »Namen nenne ich nicht.«
    »Herrgott, alles erzählen Sie, und Namen nennen Sie nicht! Was hat das alles überhaupt mit der Bescheinigung zu tun?«
    Tredup lächelt listig. »An der Besprechung haben doch sechs Herren teilgenommen.« Er wartet, und als Herr Gebhardt genügend ungeduldig geworden ist: »Der sechste hat fünf Abschriften verteilt.«
    »Sechs

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