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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Rabatt, Sie hätten das verboten. Schließlich will Trautmann Sie noch mal fragen, Hempel geht nach.
    Vielleicht erinnern Sie sich jetzt, Herr Gebhardt, daß dieser Mann mit Ihrem Prokuristen bei Ihnen war. Herr Hempel hat eidesstattlich erklärt, daß er Sie gefragt hat: ›Also für die „Nachrichten“ fünfzehntausend?‹ – ›Ja‹, haben Sie gesagt. – ›Und für die „Chronik“ siebentausendeinhundertundsechzig?‹ – ›Ja‹, haben Sie gesagt. – ›Reichen nicht zweiundzwanzigtausend?‹ hat Herr Hempel vorsichtshalber gefragt. – Sie, Herr Gebhardt, haben geantwortet: ›Nein, rund dreiundzwanzigtausend.‹
    Das ist die eidesstattliche Aussage von Herrn Hempel. Und das ist das, Herr Gebhardt, was ich eine Aalgabel nenne.«
    »Das ist eine gestellte Sache! Das ist eine Gemeinheit!« schreit Gebhardt wütend.
    »Sicher ist das gemein«, sagt der Bürgermeister zufrieden. »Verdammt gemein für. Sie.«
    Pause. Gebhardt kaut an seinen Lippen und starrt vor sich hin.
    Ein Rascheln stört ihn in seinem Nachdenken. Herr Bürgermeister Gareis hält den schmalen Aktenband in der Schwebe über dem Papierkorb.
    Er flötet dabei leise und verloren vor sich hin. Seine Flöte hat Schmalz, dieser dicke Kerl ist die verkörperte Bonhomie.
    Hastig denkt Gebhardt: Ich könnte so bequem von meinen Zinsen leben. Mit was für Leuten man sich alles einlassen muß.
    |406| Der Akt liegt wieder auf dem Schreibtisch.
    Gebhardt sagt hastig: »Ja. In Gottes Namen denn. Ja.«
    »Lieber in Ihrem Namen.«
    »Also gut denn. Ja.«
    »Bis zur Verhandlung?«
    »Bis zur Verhandlung. – Aber ich bekomme auch das versprochene Material?«
    »Lieber Herr Gebhardt, das war für den Fall, daß Sie sich freiwillig entschlossen. Jetzt muß ich erst einmal die Entwicklung abwarten. Alles ist so unübersichtlich, mein lieber Herr Gebhardt. Aber nun bitte auch keine ›Eingesandte‹. Keine Offenen Briefe im Inseratenteil. Nichts.«
    »Nichts.«
    »Ich wüte gegen mich selbst!« sagt der Bürgermeister. »Bedenken Sie das auch. Diese Nachricht über den Reinfall von Temborius war
meine
Nachricht.«
    »Sie werden ja wissen, warum. – Ich würde gerne diesen Akt mitnehmen, Herr Gareis.«
    Gareis lacht herzlich. »Das glaube ich gerne. Was wäre das für eine Waffe gegen mich. – Aber ich will Ihnen etwas anderes schenken. Hier.«
    Es ist ein Schriftstück, genauer, eine Abschrift. Die Abschrift eben jener notariellen Bescheinigung.
    »Das ist stark«, murmelt Gebhardt. »Wo das Dings immer im Geldschrank sein soll. Da muß doch …«
    »Richtig. Richtig. Darum schenke ich es Ihnen.«
    »Nun sagen Sie mir auch den Namen.«
    »Das möchten Sie. Drei sind zur Auswahl: Stuff, Wenk, Tredup.«
    »Und Sie nennen den Namen nicht?«
    »Lieber nicht. Sie werden es schon ausknobeln.«
    Die Herren verabschieden sich.
    Dann klingelt es auf der »Chronik«.
    »Herr Tredup soll sofort zu Herrn Gebhardt kommen.«
    Tredup hat ein schlechtes Gewissen, er brütet noch, was los ist.
    |407| Da klingelt wieder das Telefon.
    »Herr Tredup möchte sofort zu Herrn Bürgermeister Gareis kommen. Aber sofort.«
    Tredup glotzt.

    4

    Eine einfache Überlegung hat Tredup darüber belehrt, daß es richtiger ist, diesmal den Chef warten zu lassen und erst einmal zum Bürgermeister zu gehen. Handelt es sich um was er denkt, wird ihm Gareis wenigstens sagen können, was Gebhardt weiß.
    Aber Gareis ist nur sehr kurz angebunden.
    »Sie sind doch schreibgewandt, Tredup?«
    Und als Tredup ohne Verständnis blickt: »Ich meine, Sie können schreiben: und hat Herr Meier wieder mal seinen geschulten Baßbariton unter Beweis gestellt …? Oder: Herr Schulze, der Seelenforscher und Handschriftenpsycholog, ist bereits zum Stadtgespräch geworden und dürfte bestimmt niemand vergessen, diese seltene Gelegenheit wahrzunehmen, ihn zu besuchen …? – Können Sie so was schreiben?«
    »Ja, ich denke.«
    »Nun, dann ist Ihre Stunde und Ihre Stellung da. Herr Gebhardt wird Sie kommen lassen.«
    »Er hat mich schon bestellt.«
    »Und Sie sind noch hier? Sagen Sie zu allem, was er sagt: Stuff! Gradeheraus, hintenrum, gleichviel: alles Stuff. Und Sie sind ein gemachter Mann.«
    Tredup bleibt zögernd. »Aber ich verstehe nicht …«
    »Gott, warum wollen Sie denn verstehen? Haben Sie verstanden, was Sie taten, als Sie die Bilder verkauften? Nun, Herr Gebhardt besitzt die Abschrift der notariellen Bescheinigung …«
    »Aber wie …?«
    »Ja, nicht wahr, erzählen, berichten, kakeln? Das

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