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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Weise aber, wie sich die Angeklagten widersetzten, ist unbedingt strafverschärfend …«
    »Der Henning hätte sich Gummiabsätze unter die Hacken machen lassen sollen. Dann hätten den Stadtsoldaten seine Fußtritte nicht weh getan«, sagt der Syndikus Plosch.
    »Diese Juristen! Diese Juristen! Die haben Unterscheidungen!« erklärt Pastor Thomas und schüttelt mit dem Kopf. »Ich weiß da einen Fall, Herr Plosch …«
    |629| »… der Staatsanwaltschaft liegt nichts an einer hohen Bestrafung der Angeklagten, aber …«
    »Das wird teuer«, sagt Prokurist Trautmann von den »Nachrichten«.
    »Wieso?« fragt Heinsius, der sich wieder in seinen Winkel geklemmt hat.
    »Ich kenne das als Geschäftsmann«, versichert der Erzieher des Zeitungskönigs Gebhardt. »Wenn ich sage, mir liegt an einem Geschäft gar nichts, dann will ich besonders viel verdienen.«

    »Der maßlose Haß gegen den Polizeioberinspektor Frerksen, einen fähigen und pflichttreuen Beamten, zeugt nicht von Erkenntnis der Schuld und Reue bei den Angeklagten.«
    »Ich habe den Henning zuerst verbunden«, sagt Doktor Zenker. »Ich habe seinen Arm gesehen. Wenn da einer zu bereuen hat …«
    »Man ist ein schlechter Staatsanwalt«, meint trübe lächelnd Gefängnisdirektor Greve, »wenn man beide Seiten einer Sache sehen kann. Ich weiß das, ich habe selber einmal da gestanden, wo jetzt der Kollege Oberstaatsanwalt steht.«

    »Es ist ganz unwichtig, ob die Polizei zuerst geschlagen hat. Denn die Polizei hatte ein Recht zu schlagen.«
    »Siehmalsieh, pampig kann er also auch sein«, sagt der gewichtige Manzow.

    »Warum in aller Welt haben denn die Angeklagten die Fahne nicht gutwillig herausgegeben? Das war eine Kleinigkeit.«
    »Nun muß ich sagen«, erklärt Bahnhofsfriseur Punte, »wenn ich unser Banner von Eintracht achtundsiebzig trüge und sollte es dem Laffen Frerksen bei angetretenem Verein übergeben, vor den Schädel schlug ich es ihm.«

    »Es kann erst wieder Ruhe werden, wenn das Urteil gefällt ist. Dann werden die Bauern einsehen, daß sie der Stadt Altholm |630| mit ihrem Boykott unrecht getan haben. Wo die Schuld liegt, wo schwere Schuld liegt, darüber hat heute kein Mensch hier und im Lande mehr einen Zweifel. Und es ist bezeichnend, was die letzte Ursache dieser Schuld gewesen ist. Warum ist all dies namenlose Unglück geschehen? Weil man einem Mann Ehre erweisen wollte, der das Gesetz verletzt hatte, der im Gefängnis saß! War so etwas früher Sitte?«
    Der Angeklagte Henning ruft laut: »Jawohl!«
    Der Oberstaatsanwalt betrachtet ihn trübe und ungehalten durch seine Klemmergläser. »Nein, das war früher nicht Sitte.«
    Henning protestiert durch Kopfnicken.
    Der Oberstaatsanwalt gibt es auf. Er kommt zu den Strafanträgen.
    »Gegen den Angeklagten Henning wegen qualifizierten Aufruhrs und Landfriedensbruchs, wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs …«
    »Die Schuhabsätze«, erklärt Plosch.
    »… ein Jahr drei Monate Gefängnis …
    Gegen den Angeklagten Padberg wegen qualifizierten Aufruhrs und Landfriedensbruchs ein Jahr zwei Wochen Gefängnis …
    Gegen den Angeklagten Rohwer wegen der gleichen Straftaten und wegen öffentlicher tätlicher Beleidigung und Sachbeschädigung …«
    »Hat dem Wachtmeister einen Handschuh zerrissen …«, stöhnt Stuff.
    »… ein Jahr Gefängnis.
    Gegen den Angeklagten Czibulla wegen qualifizierten Aufruhrs und Landfriedensbruchs und öffentlicher tätlicher Beleidigung ein Jahr Gefängnis.«

    »Wenn sie den Czibulla nur verknacken«, sagt Stadtrat Röstel zu Assessor Meier, »sonst muß die Stadt dem Schmerzensgeld, Arztkosten und eine lebenslängliche Rente zahlen.«
    |631| »Ach, die werden schon«, tröstet Assessor Meier, »die Strafanträge sind ja so mäßig, daß ich denke, sie werden glatt bewilligt.«

    »Genosse, das hätten wir sein sollen«, sagt der Funktionär der KPD Matthies. »Wir hätten Zuchthaus besehen. Und gleich die Höchststrafe.«
    »Sicher«, sagt der neugebackene städtische Gartenarbeiter Matz von Manzows Gnaden. »Da wagen sie nicht zuzufassen. Wenn es aber um erwerbslose Arbeiter geht …«

    »Diese Strafanträge sind phantastisch«, erklärt Finanzrat Berg. »Ehrlich muß man doch sagen, die Bauern, wenn die gewollt hätten, die hätten die Polizei nach Noten vertobakt.«
    »Der Henning ist nun ein Krüppel. Und darf auch noch ins Kittchen. Ein schlechtes Geschäft für den Jungen.«

    2

    Zwei Stunden später geht

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