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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Schadewald verläßt, ehrfürchtig angestarrt, den Saal.

|626| SECHSTES KAPITEL
Das Urteil
    1

    Der große Tag der Plädoyers, des Urteilsspruchs wahrscheinlich auch, ist gekommen. Die Turnhalle ist gesteckt voll, sogar auf den Gängen stehen die Leute.
    Und noch immer schieben sich neue Massen herein.
    »Hübsche Fülle habt ihr hier«, sagt der Setzer Linke von der »Bauernschaft« zum Parteisekretär Nothmann, die sich in der dritten Reihe einen Platz erobert haben.
    »Viel zuviel Karten ausgegeben.«
    »Und an wen? Alles vollgefressene dicke Bourgeois.«
    »Und da wundern die sich noch, wenn man nicht an unparteiische Richter glaubt. Nicht einmal Eintrittskarten können die unparteiisch verteilen.«
    »Recht hast du, Genosse«, sagt Linke.
    »Sind sie denn anständig zu dir, wenn du vernommen wirst?«
    »Ich laß mir schon nichts bieten. Der Untersuchungsrichter ist ja auch so einer. Ich habe ihm gesagt, der Padberg hat mich geschickt, die Papiere holen, hab ich gesagt, und wenn er jetzt sagt, er hat mir nichts gesagt, so lügt er eben, hab ich gesagt.«
    »Recht hast du. – Jetzt geht’s los. Der Oberstaatsanwalt fängt an.«
    »Der beißt die Bauern auch nicht. Wir hätten so was tun sollen …«

    Der Oberstaatsanwalt steht da, Papiere in der Hand. Er ist ein kleines, weißliches Männchen, mit einem nach unten hängenden zerfaserten Bart. Auch die Klemmergläser hängen nach unten.
    |627| »Nichts Forsches«, erklärt Medizinalrat Doktor Lienau. »Früher gab’s noch zackige Staatsanwälte. Aber so was. Nee.«
    »Recht haben Sie«, sagt der Lokomotivführer Thienelt, der auch mit dem Stahlhelm auf der Rockklappe prunkt. »Sieht aus, entschuldigen Sie, ich denke an meinen Karnickelstall, wie ein schwangeres Kaninchen. So betrübt …«
    »›Schwangeres Kaninchen‹ ist glänzend, das muß ich heute abend …«

    Der Oberstaatsanwalt spricht schon. Über die wirtschaftlichen Folgen, über die Parteikämpfe hin kommt er zu dem mit Emphase hervorgestoßenen Satz: »Aber von dieser Schwelle bleibt die Politik fern.«
    »Jetzt sagt er das«, grunzt Graf Bandekow, »aber jeden Zeugen, der bauernfreundlich war, hat er gefragt, welcher Partei er angehört.«
    »Ist ja sein Brot«, erklärt Bauer Henke-Karolinenhorst, »er kann sich doch nicht hinstellen und rupps-stupps jeden auf fünf Jahre ins Zuchthaus schicken.«
    »Das soll er wohl mögen«, stimmt Bauer Büttner bei.

    Aber der Oberstaatsanwalt ist schon bei der Auswertung der Beweisaufnahme. »Der Zeuge Kriminalkommissar Tunk ist in der Presse heftig angegriffen worden, weil er anderes beobachtet haben soll wie andere Zeugen. Der Zeuge hat nicht
anderes
beobachtet, der Zeuge hat als geschulter Kriminalist
genauer
beobachtet. Die Staatsanwaltschaft macht sich seine Beobachtung zu eigen.«
    »Das ist doch eine Schande«, erklärt Polizeihauptwachtmeister Hart, »dies Schwein, das mich einfach provoziert hat …«
    »Stille biste«, sagt der ewige Kriminalassistent Emil Perduzke, »was wir von der Kriminalpolizei sagen, das geht den Herren Staatsanwälten doch noch über den lieben Gott.«

    »Der Zeuge Tunk hat genau beobachtet, wie der Angeklagte Henning dem Oberinspektor den Säbel entrissen hat, ihn |628| durch Darauftreten unbrauchbar machte. Dann auf den Oberinspektor einschlug …«
    »Ist denn das wirklich Henning gewesen?« fragt erstaunt Frau Frerksen ihren Mann. »Du hast doch mir immer erzählt, Fritz, es war Padberg. Er hat dich doch noch so wütend angefunkelt …«
    »Keine Namen, Änne! Um Gottes willen!« flüstert Frerksen. »Ich bin auf der Stelle ruiniert …«

    »Kein Zusammenstoß mit der Staatsautorität hat die Bauernschaft bisher von ihrer feindlichen Haltung gegen den Verwaltungsapparat abbringen können. Eine außerordentlich scharfe Sühne ist daher angebracht!« verkündet der Oberstaatsanwalt.
    »Nee so was«, wundert sich Landwirtschaftsrat Feinbube. »Jetzt soll die Liebe zur roten Republik durch Zuchthaussitzen gepflegt werden.«

    »Freilich konnte den Angeklagten nicht widerlegt werden, daß sie auf dem Marktplatz noch das Vorgehen der Polizei für nicht rechtmäßig hielten. Das muß ihnen als Milderungsgrund angerechnet werden …«
    »Es ist nicht so schlimm«, sagt Vadder Benthin. »Paßt auf, der beantragt nur eine Geldstrafe.«
    »Du bist wohl mall«, sagt Bauer Kehding-Karolinenhorst, »wo sie mir schon für meinen Offenen Brief in der verfluchten ›Chronik‹ eine Woche aufgebrummt haben!«

    »… die Art und

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