Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
sich zurück.
    »Man muß klarsehen. Ich hatte den Eindruck, als seien Sie von vorneherein überzeugt, ich sei gegen die Bauerndemonstration. Ich bin für sie, nicht weil es eine Bauerndemonstration ist, sondern weil es eine Demonstration ist und gleiches Recht für alle gilt.«
    »Man kann offiziell etwas sein und inoffiziell etwas anderes tun. Der Abtransport von Reimers …«
    »Geschah im Auftrag der Justizverwaltung durch Katzenstein. Wenn ich Reimers zuredete, so nur dann, um ihm die Anwendung von Gewalt zu ersparen.«
    »Und der Brief in der ›Volkszeitung‹?«
    »Was geht mich die ›Volkszeitung‹ an! Übrigens sollte auch Sie dieser Brief bedenklich machen. Für die Führer der Bauernschaft ist alles schließlich nur Geschäft, Geld.«
    |145| »Der Brief ist gefälscht.«
    »Kaum. Die Erklärung der Zeitung ›Bauernschaft‹ war nur Verlegenheit.«
    »Wir sehen alles verschieden«, sagt Stuff. »Über keine Kleinigkeit sind wir einig.«
    Und der Bürgermeister: »Wir können im Sachlichen differieren, wenn wir im Menschlichen einig sind. Ich habe Ihre Zusicherung, daß keinerlei persönliche Animosität mitspricht?«
    »Spricht nicht mit.«
    »Also! Und wie stellt sich die ›Chronik‹ heute mittag ein?«
    »Ich kann es noch nicht sagen. Ich muß erst mit Herrn Schabbelt sprechen.«
    »Schabbelt! Die ›Chronik‹ sind Sie, Herr Stuff!«
    »Sie irren, Herr Bürgermeister. Aber davon abgesehen, wundert es mich doch, daß Sie solchen Wert auf die ›Chronik‹ legen. Ein Blatt, in dem die Stadtverwaltung ihre Bekanntmachungen nicht mehr veröffentlichen will, weil es zu unbedeutend ist!«
    »Nicht darum! Um Gottes willen, nicht darum! Aber wir müssen sparen. Unsere Stadtväter, na, Sie wissen ja … Sparen. Sparen. Sparen. Das sind auch ein paar tausend Mark. Und die ›Chronik‹ ist nun einmal die kleinste Zeitung am Ort. Es tut mir leid, aber das kann ich nicht ändern.«
    »Unsere Auflage ist siebentausendeinhundertundsechzig. Die ›Volkszeitung‹ wird in Altholm nur in fünftausend Exemplaren ausgegeben.«
    »Sie irren, Herr Stuff. Sie irren wirklich. Fünftausend? Neuntausend!«
    »Ich würde Ihnen raten, Herr Bürgermeister, sich einmal mittags um halb zwölf auf den Burstah zu stellen und die Zeitungspakete nachzuzählen, die aus dem Stettiner Auto der ›Volkszeitung‹ an der Auslieferung abgegeben werden. Ich sage Ihnen: fünftausend, inklusive Propagandamaterial.«
    »Sie müssen sich irren, Herr Stuff, ich bin genau unterrichtet. Aber wie prüfe ich die siebentausend der ›Chronik‹ nach?«
    |146| »Indem ich Ihnen eine notarielle Bescheinigung von Notar Pepper vorlege, die diese Auflage auf Grund der Bücher und der Abonnentenlisten bestätigt.«
    »Diese notarielle Bescheinigung existiert, Herr Stuff?«
    »Ich schicke Sie Ihnen zur Einsicht.«
    »Das ist unnötig. Ihr Wort genügt mir. Also die ›Chronik‹ hat siebentausend Auflage?«
    »Siebentausendeinhundertundsechzig.«
    »Gut. Sie bestätigen mir das noch schriftlich und erhalten weiter die Anzeigen der Stadtverwaltung.« Mit Nachdruck: »Natürlich setzt das voraus, daß die Stadtverwaltung nicht direkt von der ›Chronik‹ angegriffen wird. Unser Veröffentlichungsorgan kann nicht unser Feind sein.«
    »Wir können nicht alles blanko im voraus billigen.«
    »Lieber Herr Stuff! Wir verstehen uns doch. Sachliche Kritik ist uns immer recht.« Lächelnd: »Und wie denken Sie über die heutige Bauerndemonstration?«
    Und Stuff, ebenfalls lächelnd: »Ich vertrat schon vorhin Feinbube gegenüber die Ansicht, daß sie ins Wasser fällt.«
    Der Bürgermeister, ganz sanft: »Sie sehen, Berührungspunkte finden sich immer. Auf gedeihliche Zusammenarbeit, Herr Stuff!«
    »Wir wollen es hoffen. Guten Morgen, Herr Bürgermeister.«

    7

    Herr Gebhardt, der kleine Zeitungsnapoleon von Hinterpommern, wie ihn seine Freunde – er hat aber keine – spöttisch nennen, ist wie immer um neun Uhr auf seinem Büro. Prokurist Trautmann steht schon bereit, denn das Wichtigste ist, jeden Tag über Zahl und Umfang der fälligen Anzeigen Bericht zu erstatten.
    »Wissen Sie«, pflegt Gebhardt zu äußern, »ich lese meine Zeitung von hinten. Was vorne drin steht, ist mir ganz egal. Die Anzeigen, die machen’s.«
    |147| Heute ist Montag, ein schlechter Tag, zwei Seiten Anzeigen kaum, man wird stopfen müssen. »Nehmen wir noch mal die halbe Seite Persil mit. Wenn wir doch füllen müssen …«
    Trautmann ist anderer Ansicht: »Nein, wenn wir stopfen,

Weitere Kostenlose Bücher