Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
machen. Sie begleiten den Zug. Sind in der Halle. Merken sich Reden und Redner. Vor allen Dingen auch, was vor dem Gefängnis geschieht.«
    Der Kommissar verbeugt sich.
    »Das alles ist aber erst in zweiter Linie wichtig. Wichtig ist vor allen Dingen, daß Sie … Sie kennen die Haltung von Bürgermeister Gareis?«
    »Jawohl, Herr Präsident.«
    »Gareis ist der Ansicht, daß die Bauern nichts Staatsgefährliches planen, ich bin – anderer Ansicht. Ich habe ihm Schupo zur Verfügung gestellt, er hat sie abgelehnt. Von zehn Uhr an liegen zwei Hundertschaften in Grünhof.«
    »Jawohl, Herr Präsident.«
    |137| »Sie sind ein alter Kriminalbeamter, Herr Tunk. Sie haben seit Jahren in der politischen Abteilung gearbeitet.«
    Der Kommissar sieht seinen Chef erwartungsvoll an.
    »Sie können beurteilen, wann eine Lage gefährlich wird. Der Staat, hören Sie gut zu, der Staat darf keine Schlappe erleiden. Herr Kommissar, Sie stehen mir dafür, daß die Schupo nicht untätig in Grünhof liegt, wenn die Lage gefährlich wird.«
    »Jawohl, Herr Präsident.«
    »Sie haben mich
gut
verstanden, Herr Kommissar?«
    »Ich habe Sie
gut
verstanden, Herr Präsident.«
    »Sie nehmen weder mit dem Polizeiherrn noch mit Ihren Kollegen in Altholm Verbindung auf. Sie sind dort als mein Spezialbeobachter. – Nun, Herr Assessor, geht die Uhr jetzt richtig?«
    »Jawohl, Herr Präsident.«
    Und der Präsident, freundlich lächelnd: »Finden Sie nicht auch, Herr Assessor, daß unser Kommissar in diesem grünen Loden mit den Stulpenstiefeln und dem Gamsbarthütchen eine vorzügliche Figur macht? Was kosten die Eier, Bauer?«
    Und die drei Herren lachen herzlich.

    4

    Auf Bandekow-Ausbau sind die Leute früh auf an diesem Morgen. Sie sitzen am offenen Fenster, das nach dem Garten geht, einem kleinen, ein bißchen spaßigen Bauerngarten mit Buchsbaum, Beerenobst, Schwertlilien und brennender Liebe. In der Mitte steht eine Art Regal, mit Schilf bekleidet, etwa zwanzig strohgeflochtene Bienenstöcke darauf. Die Bienen schwirren scharenweise herein zum Fenster, angelockt vom Duft der Kreude, eines Obstmuses aus Äpfeln und Zuckerrüben.
    »Die Bienen summen hoch«, sagt Bauer Rohwer. »Das gibt ein gutes Wetter heute.«
    »Berufen Sie es bitte noch«, sagt Henning. »Das können |138| wir grade noch brauchen bei dieser mißlungenen Demonstration.«
    Und der Rohwer: »Wo die Bienen hoch summen, was ist da zu berufen?«
    »Wollen wir«, sagt Padberg ziemlich nervös, »uns eigentlich über das Wetter unterhalten oder klarwerden, ob der Henning heute mitkommt oder nicht?«
    Rohwer: »Der Henning kommt mit.«
    Und Rehder: »Kommt mit.«
    Und Henning: »Selbstverständlich trage ich die Fahne.«
    Und Graf Bandekow: »Wer denn sonst?«
    »Ich«, sagt Padberg, »scheine überstimmt zu sein. Trotzdem rede ich weiter. Was ihr machen wollt, ist Mist. Von vornherein Mist. Wenn es Schlägerei gibt, wenn es Blut gibt, springen uns die Bauern ab. Ihr wißt, wie schon die eine Unglücksbombe gewirkt hat.«
    »Es ist möglich, daß es Schlägerei gibt …«, beginnt Graf Bandekow.
    »Ihr seht!« triumphiert Padberg. »Geben Sie mir noch mal die Eier, Rehder.«
    »… aber nicht«, vollendet der Graf, »weil der Henning die Fahne trägt, sondern weil die Regierung nervös ist. Ich hab horchen lassen: Der Henning ist ganz unverdächtig, weil sie den Thiel haben und den Tredup.«
    »Und das glauben Sie?«
    »Das weiß ich. Die liebe gottverfluchte Regierung will ja nun mal, daß die Bombe
nicht
von den Bauern stammt, denn dann könnte Deutschland doch aufhorchen. Das sind Abenteurer, das müssen Abenteurer sein. Darum, solange Henning bei uns ist, ist er auch unverdächtig.«
    »Warum soll es Blut geben?« fragt Bauer Rohwer aus Nippmerow. »Wir schlagen nicht.«
    »Das ist es eben«, bestätigt der Graf. »Wir schlagen nicht. Warum sollen uns da die andern schlagen?«
    Henning sagt: »Ich weiß, es wird überhaupt nicht geschlagen. Der dicke Gareis ist viel zu bequem. Ol Vadder Benthin |139| in Altholm hat mir erzählt, der Gareis hat nur eine Angst, daß was passieren könnte.«
    »Daß ihr für dreitausend Bauern einstehen wollt!« spöttelt Padberg. »Drei Stänker dazwischen, und es fließt Blut.«
    »Jawohl. Wir verhauen die Stänker«, sagt Rehder.
    »Na ja. Ihr seid Kinder. Ihr wißt gar nicht, was da Unvorhergesehenes alles passieren kann.«
    »Nun hören Sie bloß auf mit Ihrem Unken, Padberg.«
    »Wie ihr meint. Wie ihr meint. Ich sage nichts mehr. Ich

Weitere Kostenlose Bücher