Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
verlange nur ein Versprechen von dir, Henning, du gehst ohne Waffe, du wehrst dich nicht.«
    »Wieso ohne Waffe? Soll ich mir wehrlos in die Fresse schlagen lassen?«
    »Grade das sollst du.«
    »Eher fresse ich einen Besen.«
    »Diesmal hat Padberg recht«, sagt der Graf. »Wenn Sie eine Waffe haben, geben Sie sie her, Henning.«
    »Ich denke ja nicht daran.«
    »Ich verlange dein Versprechen. Sonst bleibst du hier.«
    »Ihr seid alle flau«, sagt Henning. »Ich tue und ich tue es nicht.«
    »Hier wird pariert«, sagt der Graf.
    »I wo, warum wird denn hier pariert? Ich denke, es gibt keine Führer?«
    »Im Namen der Bauernschaft verlange ich von Ihnen die Waffe«, sagt Rehder.
    Henning steckt die Hände in die Tasche und schweigt.
    »Was«, sagt Bauer Rohwer, »wollen Sie eigentlich mit einer Pistole? Die Fahne ist doch groß und schwer. Wollen Sie die Fahne wegschmeißen und knallen?«
    »Das ist«, bemerkt der Graf, »richtig. Ein Fahnenträger steht und fällt mit seiner Fahne. Ihre Waffe wäre nutzlos.«
    »Na also«, und Henning wirft die Pistole auf den Tisch, »da habt ihr sie. Aber das sage ich euch, rührt mich so ein Männeken an, ich renne ihm die Fahne durch und durch.«
    »Grade deswegen möchte ich nun noch dein Wort.«
    |140| »Das ist nun wirklich ausgeschlossen.«
    »Lassen Sie ihn schon. Er wird mit seiner Fahne genug zu tun haben.«
    Sie fahren los. Das Land ist still und friedlich.
    »Wenig Betrieb eigentlich.«
    »Die meisten kommen mit der Bahn.«
    »Wer von den Bauern hat denn noch ein Auto?«
    »Bitte, viele. Aber sie haben Angst vor der Heimfahrt, wenn sie dun sind.«
    Die vier Männer lachen, nur Henning bleibt mürrisch. Dafür ist er aber elektrisiert, als sie durch Grünhof kommen. »Was ist das? Schupo? Vier Wagen!« Und sich zurücklehnend, triumphierend: »Da seht ihr! Heute machen sie aus uns Rollfleisch!«
    Auch die andern sind aufgeregt, doch schließlich meint der Graf: »Warum liegt die Schupo in Grünhof und nicht in Altholm? Reine Reserve. Vorsicht. Aber daß wir Ihre Pistole haben, Henning, ist ein wahrer Segen. Und nun geben Sie mir auch noch Ihr Wort, daß Sie nicht tätlich werden.«

    5

    Bürgermeister Gareis sitzt auf seiner Amtsstube. Er ist in Feiertagsstimmung. Morgen beginnt sein Urlaub, morgen fährt er mit dem Schiff ans Nordkap.
    Heute …: »Die Demonstration fällt ins Wasser. Ich habe eben mit dem Landwirtschaftsrat, diesem Feinbube, telefoniert, er ist verzweifelt, daß der Reimers fort ist.«
    »Aber die Bauern wissen das nicht«, meint Frerksen.
    »So erfahren sie es. Die ›Volkszeitung‹ und die ›Nachrichten‹ bringen es.«
    »Bleibt die ›Chronik‹, die am frühesten herauskommt und die die Bauern noch am meisten lesen.«
    »Ich werde mit dem Stuff sprechen. Ich denke, auch er wird zu haben sein.«
    |141| »Stuff ist ein gefährlicher Mensch.«
    »I wo, Sie mögen ihn nur nicht leiden, weil er Sie ein paarmal angegriffen hat.«
    Frerksen macht eine Bewegung.
    »Na ja. Schon gut. Übrigens mag ich ihn auch nicht. Sein Gefühl läuft ihm immer mit seinem Verstand fort. Trotzdem wird etwas zu machen sein. Grade jetzt. Nun, das später. – Haben Sie schon gehört, wann Benthin mit den Führern kommen will?«
    »Nein. Nichts.«
    »Bis ein Uhr bin ich noch hier. Nachmittags bin ich für den höchsten Notfall in meiner Wohnung zu erreichen.«
    »Jawohl, Herr Bürgermeister.«
    »Die Kriminalpolizei soll in den Wirtschaften unauffällig beobachten. Sieht irgend etwas gefährlich aus, so berichtet sie sofort.«
    »Ach, Herr Gareis, auf die meisten Herren ist auch kein Verlaß. Die sind genauso rechts wie die Bauern.«
    »Die machen schon ihren Dienst. – Der Zug wird unter allen Umständen geschützt, Frerksen, verstehen Sie mich? Unter allen Umständen!«
    »Jawohl, Herr Bürgermeister.«
    »Aufstellung der Kräfte, wie ich angeordnet. Polizei gänzlich im Hintergrunde, nur beobachtend. Vor dem Gefängnis darf keine Ansammlung sein.«
    »Ja – aber wie? Meine Polizeikräfte …«
    »Keine Polizeikräfte. Das machen wir so: Sie nehmen sechs, acht Leute, Zivilisten aus Altholm, die nicht so bekannt sind. Ein paar kriegen Strafanstaltsbeamten-Uniform an. Kommen zufällig aus dem Tor, erzählen den Bauern, die sich sammeln, daß Reimers nicht da ist. Ein paar andere werden wie Gefangene entlassen, erzählen dasselbe. Immer neue Gesichter, nie dieselben Gestalten, daß kein Verdacht kommt bei den Bauern.«
    »Dazu brauchen wir das Einverständnis von

Weitere Kostenlose Bücher