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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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fertig wird, das ist seine Arbeit, dafür wird er bezahlt.«
    »Da hast du nicht unrecht«, nickt Vadder Benthin.
    »Mit den Führern zu ihm kommen«, fragt Rohwer. »Ich will dir was sagen, Benthin, wer ist denn hier Führer? Du oder ich oder der Junge da mit der Schülermütze von der landwirtschaftlichen Schule?«
    »Du«, sagt Benthin.
    »Quatsch. Wieso ich? Bin ich gewählt?«
    »Nein. Gewählt bist du nicht.«
    |158| »Oder hat mich jemand ernannt? Der rote Gareis vielleicht? Oder der Hampelmann aus Papier in Stolpe?«
    »Das nun auch nicht.«
    »Wir sind keine Partei, Benthin, laß dir sagen, wir sind kein Verein. Und Führer gibt es schon gar nicht.«
    »Aber wo ich es ihm in die Hand versprochen habe, daß ich mit den Führern zu ihm komme? Tu mir den Gefallen. Rohwer, es dauert nur zehn Minuten.«
    »Was hast du ihm in die Hand versprochen?«
    »Daß ich mit den Führern zu ihm komme.«
    »Und wenn es keine Führer gibt …?«
    Benthin betrachtet ihn unruhig.
    »Dann kannst du auch nicht mit den Führern zu ihm kommen, das ist doch klar. Dann hast du dein Wort nicht gebrochen.«
    »Aber wenn er mich suchen läßt?«
    »Das wollen wir schon kriegen. Der soll dich nicht finden. Bleib du man hier hübsch bei Tante Lieschen, im Dunkeln hinter der Theke. – Jungbauer!«
    »Ja, Bauer?«
    »Geh mal in die Lokale und sag Bescheid, daß, wenn einer von den Polizeileuten kommt und nach Vadder Benthin hier aus Altholm fragt, daß ihm dann gesagt wird: Er ist grade ins nächste Lokal gegangen. Verstehst du, Jungbauer!«
    »Wird gemacht, Bauer«, und der Jungbauer verschwindet.
    Am Tisch an der Tür sitzen zwei Männer in schlichten halbstädtischen Anzügen, ohne weiße Wäsche, Handwerksmeister oder so was.
    »Hast du das gehört?« fragt Perduzke den Kriminalsekretär Bering.
    »Ich höre überhaupt gar nichts«, sagt der. »Ich trinke hier Bier.«
    »Die wollen uns von der Polizei in den April schicken.«
    »Laß sie doch. Dafür schicken wir das fette Schwein, den Gareis, und den Frerksen in die Hölle, wenn wir unsere Spesenrechnung einreichen, und haben nichts gehört.«
    |159| »Recht hast du«, bestätigt Perduzke. »Dem Frerksen, dem Schwein, gönne ich den Rotlauf. Tante Lieschen, bring uns noch einen Halben.«
    Die Männer trinken weiter.
    Auf geht die Tür, und hastig tritt in voller Uniform der Oberinspektor Frerksen ein. Sein helles Haar kommt wirr und feucht unter der Dienstmütze hervor, sein Gesicht ist gerötet, seine Augen blicken ärgerlich hinter der Brille. Er streift seine beiden Kriminalbeamten mit einem Blick, sieht in das Gewühl von Bauern, umwölkt vom Dampf zahlloser Pfeifen und Zigarren, er setzt an, will sprechen, setzt wieder ab. Er ruft: »Ist hier vielleicht der Landstellenbesitzer Benthin aus Altholm?«
    Eine Art Stille entsteht, die Bauern drehen sich um nach dem Polizeioffizier und beglotzen ihn. Aber niemand antwortet.
    »Ich frage«, ruft Frerksen von neuem, »ob hier der Landstellenbesitzer Albert Benthin ist.«
    Weiter Schweigen.
    Dann ruft eine ganz hohe Stimme: »Hier gibt es keinen Benthin.«
    Und eine andere knarrt langsam: »Vadder Benthin ist eben in ’nen Bananenkeller gestolpert!«
    »Von da komme ich«, ruft ärgerlich Frerksen.
    »Dann ist er im roten Kabuff!«
    »Nee, im Tucher!«
    »Bei Krüger!«
    »Nee, bei Tante Lieschen!«
    »Der hat seine Kleine in der Grotte!«
    »Seine Alte hat eben ’nen Zwilling hintennach gekriegt.«
    »Ruhe!« brüllt eine Stimme. Es wird still.
    Frerksen steht auf der Schwelle und sieht in das Gewühl. Er ist blaß geworden. Dann dreht er sich kurz um und geht aus dem Lokal.
    In das Gesumme der wieder einsetzenden Unterhaltung sagt Bering: »Junge, Mensch, Perduzke, diesmal haben wir |160| es verschissen. Das durften wir unserm Chef nicht bieten lassen.«
    »Was du nur willst! Wir sind doch hier geheim, zur Beobachtung. Da dürfen wir doch nicht mit einem Schutzmann in Uniform sprechen!«
    »Na, hast du gesehen, wie er käsig wurde? Die Bauern haben einen hübschen Groll auf die Polizei.«
    An der Theke sagt Rohwer zum erregten Benthin: »Jawohl, Vadder Benthin, sie haben es zu toll gemacht.«
    »Gemein sind sie gewesen«, ruft Vadder Benthin. »Frerksen ist auch ein guter Altholmischer.«
    »Das macht, du bist die blaue Stadtsoldatenuniform gewöhnt. Unsereiner vom Lande, was ein richtiger Bauer ist, dem wird von dem Blau gleich rot vor den Augen.«
    »Die Schweine sollen meine Frau in Ruhe lassen! Der Junge ist meiner.«
    »Wissen

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