Bauern, Bonzen und Bomben
Frau und die Kinder haben es nicht gehört, aber sie sahen die Spur am andern Tage im Sandweg. Waren es Leute, die etwas vom Bauern wollten, nun, der Vater hat sie selbst abgefertigt. Der Vater ist viel nachts unterwegs.
Seitdem ist die Scheune verschlossen mit einem Vorhängeschloß. Wenn der Bauer es so will, man wird nicht fragen. Wer viel fragt, bekommt viel Antwort.
»Ich brauche auch Stroh für die Kuh«, sagt an diesem Morgen die Frau zum Bauern.
»Mach mir Brot auf den Weg«, sagt der Bauer und geht aus der Küche.
Nach einer Weile kommt er wieder. »Wo ist das Brot? Das ist alles? Ich brauche Brot für den ganzen Tag.«
»Die Kuh kommt zum Kalben heute«, sagt die Frau.
»Die Kuh kommt nicht zum Kalben heute«, sagt Bauer Banz.
»Schließ die Scheune auf. Ich hole mir das Stroh selbst.«
»Wenn der Franz«, sagt jähzornig der Bauer, »sich noch einmal an der Scheune zu schaffen macht, schlage ich ihn über den Brägen.«
Der Bauer geht wieder hinaus und klopft die Sense. Nach einer Weile stellt sich die Frau vor den Dengelamboß. »Was ist das für eine Art, die Scheune abzuschließen?«
»Du mähst nachher Klee für die Sau«, sagt der Bauer und wetzt die Schneide.
»Du treibst es so lange, bis sie dich tot nach Haus bringen.«
»Hast du auch viel verloren. Zu zehnen verhungert es sich nicht schlechter als zu elfen.«
»Was ist in der Scheune?« fragt die Frau böse.
»Was dich nicht beißt.«
»Ich breche das Tor mit der Axt auf.«
»Wer in die Scheune kommt, ist tot. Dann ist der Hof weg mit allem, was darauf lebt.«
»Ich will nicht, daß du ins Zuchthaus kommst, Banz.«
|156| »Lies in der Bibel, daß du untertan zu sein hast, Frau.«
»Auch du hast untertan zu sein deiner Obrigkeit.«
»Diese Obrigkeit ist nicht von Gott.«
»Und was tue ich allein hier, wenn du tot bist?«
Der Bauer sieht auf, fährt noch einmal mit dem harten Daumen über die Schneide. »Eine Karre Klee für die Sau, nicht mehr. Und in der Futterkiste steht ein Sack Weizenschrot. Mach ihr das Futter fertig für einen Tag. Es ist möglich, daß ich erst morgen früh komme.«
»Ich will wissen, wohin du gehst.«
»Jetzt komm mit.«
Der Bauer geht voran, die Frau zwei Schritte hintennach. Er geht durch zwischen Scheune und Haus, gradeaus, den Feldrain entlang, zwischen Roggen und Kartoffeln. In den Kartoffeln jäten die Kinder.
»Neun«, zählt der Bauer.
Als sie am Waldrand sind: »Sieh dich um und zähle, ob uns auch keiner nachkam.«
»Neun«, sagt die Frau.
Sie gehen weiter. Der Boden ist glatt von Kiefernnadeln, die Brandung der See wird lauter. Unter einer alten Föhre bleibt der Bauer stehen.
»Wenn ich nicht wiederkomme und sie halten mich nur fest, kommt einer und sagt es dir. Dann lebt ihr so weiter. Fremde nimmst du nicht auf den Hof. Was in der Scheune ist, bekommt der Mann, der die Botschaft brachte.«
»Ja.«
»Wenn ich gar nicht wiederkomme, ziehst du fort vom Hof, in eine Stadt, möglichst weit von hier. Du kannst nähen oder Aufwartung tun, und die Kinder können auch arbeiten. Was hier liegt, im Kaninchenloch, gibst du nicht aus. Erst in der Stadt. Und langsam, daß kein Verdacht kommt. Es sind neunhundertneunzig Mark. Alles Zehnmarkscheine.«
»Wie kommst du zu dem Gelde?« fragt die Frau. »Gefunden«, sagt der Bauer. »Es ist in Wachstuch. Die Kaninchen hatten es vorgewühlt.«
|157| »Gefunden, Banz …?«
»Es ist, wie ich sage. Einer hat’s hier versteckt, vielleicht für einen Notfall. Es bleibt liegen. Ist Notgeld. Nur wenn du in Not kommst, rührst du es an.«
»Ich will kein Geld, ich will dich«, sagt die Frau.
»Und paß auf den Franz auf, daß er nicht in die Scheune geht. Der Franz ist neugierig.«
»Er kommt nicht in die Scheune.«
»Geh gleich zurück, daß er es jetzt nicht tut. Ich mache mich hier unten am Strand lang.«
»Gehst du gleich?«
Der Bauer Banz geht schon, zwischen den Stämmen durch, nach den weißen Dünen hin.
Die Frau sieht ihm nach. Eine Minute. Zwei Minuten. Sie macht eine Bewegung, einen Schritt. Dann dreht sie um und geht langsam nach dem Hof Stolpermünde-Abbau zurück.
10
Vadder Benthin hat den Rohwer doch noch gefunden, an der Theke bei Tante Lieschen stand er und liebäugelte mit der Mamsell. Er findet, alles ist Unsinn, was Benthin mit Gareis besprochen hat.
»Ich will dir was sagen, Benthin, was sollen wir bei dem Roten? Sollen wir seine Arbeit machen? Demonstrieren dürfen wir, das ist Gesetz. Und wie er mit der Demonstration
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