Bauern, Bonzen und Bomben
von der Schmiere …«
Das Telefon klingelt.
»Stell doch das Telefon ab, Stuff, du Affe. Das ist ja bloß Tuerei, wenn ihr hier Telefon habt. Du schreibst ja doch alles ab.«
»Tu ich auch, Feinbube. – Ja, jetzt gleich? Wird schlecht gehen. Nun ja, dann komme ich sofort. – Nein, noch nicht. – Bitte – ja, bitte spielen Sie sich nicht auf. Sie sind nicht mein Vorgesetzter, Herr … Ja, ich komme bestimmt. Gleich komme ich. Das will ich doch sehen.«
Und plötzlich wütend: »Werter Herr Kollege, Sie können mir …«
Stuff hängt ab. Er sieht sich etwas verstört um.
»Wer war denn das?« erkundigt sich Plosch. »Was für einen Kollegen hast du denn hier?«
»Ach, das sage ich nur so zum Unsinn. Das war die Feuerwehr, der Brandingenieur. Da muß ich gleich hin.«
»Nichts da. Vorlesen sollst du, das hast du versprochen.«
»Wo bleibt der Kognak?«
»Vorlesen kann auch Tredup. Nicht wahr, Tredup, du liest ihnen vor.«
»Ja.«
|252| »Also, meine Herren, in zehn Minuten, einer Viertelstunde bin ich wieder hier.«
»Stuff!«
Stuff ist schon fort.
5
In dem Zimmer ist es sehr still, als Stuff fort ist. Am Ofen stehen die beiden Besoffenen und starren stumm auf Tredup, der verlegen in seinen Papieren blättert.
»Soll ich jetzt vorlesen?« fragt er schließlich.
Landwirtschaftsrat Feinbube rülpst gewaltig. »Sagen Sie mal, mit welchem Namen nannte Sie eben doch Herr Stuff? Wie war doch Ihr Name?«
»Tredup«, flüstert Tredup. »Max Tredup.«
Feinbube macht einen Schritt vorwärts. Schwankend. Er bohrt die Spitze seines Stockes in das Linoleum, stützt sich mit beiden Händen auf die Krücke und starrt vorgelehnt auf den Mann hinter dem Schreibtisch.
»Also Tredup«, sagt er langsam, und man fühlt, wie er sich bemüht, gegen die Trunkenheit anzukämpfen. »Tredup. Ein gängiger Name bei uns in Pommern.«
Er starrt.
»Darf ich vorlesen?« fragt Tredup leise.
»Sind Sie vielleicht«, fragt Feinbube ebenso leise, »das Schwein, das die Bilder aus Gramzow an die Staatsanwaltschaft verscheuert hat? Das Schwein hieß auch Tredup.«
»Bilder? Nein, ich habe keine Bilder verkauft.«
Feinbube dreht sich um. »Sieh ihn dir an, Plosch. Sieh dir dies schlechte Gewissen an. Diesen Lügner! Diesen Feigling!«
Plötzlich sich umwendend, in rasender Wut: »Du Schwein, du! Du Judas, wo hast du deine Silberlinge, für die du unsern Reimers ans Messer geliefert hast? Gib sie her, Verräterseele!«
Er torkelt näher. Und vor ihm, mit bleichem Gesicht, weichen Knien schiebt sich Tredup immer tiefer in die Ecke.
»Wo hast du sie?« fragt der Betrunkene, hartnäckig nachrückend, |253| den Stock mit der Krücke halb erhoben. »Wo sind sie? Hast du sie verhurt? Versoffen? Wo ist der Strick, an dem du dich aufhängen wirst?«
»Ich weiß nichts von Bildern«, sagt mit zitternder Lippe Tredup. »Ich habe kein Geld. Nichts.«
»Weißt du, was du getan hast, du Schwein? Wenn ich dir jetzt den Schädel einschlage, Wanze? Glatt mit der Krücke über deinen Verräterschädel? Sag, wo ist das Geld?«
»Bitte, gehen Sie weg«, fleht Tredup. »Sie können doch nicht … Das geht doch nicht … Wollen Sie mich denn so totschlagen?«
Aus dem Hintergrund ruft Plosch: »Laß ihn doch. Mach dir doch die Hände nicht dreckig, Feinbube.«
»Grade totschlagen will ich dich. Grade das.« Und die lange sehnige Hand tastet nach dem eingezogenen Hals von Tredup, legt sich darum, drückt den Kragen zusammen, legt sich wie ein immer enger werdender Ring um den Hals.
»Du hast unsern Reimers ins Gefängnis gebracht …«
Tredup gurgelt: »Ich auch Gefängnis … Bomben …«
Der Griff lockert sich. »Was ist mit Bomben? Sag rasch, Lügner!«
Tredup, hastig: »Es hat doch in den Zeitungen gestanden, daß sie mich verhaftet haben, weil ich die Bombe geworfen haben soll auf den Temborius. Tredup, erinnern Sie sich doch.«
»Das stimmt, Feinbube«, sagt Plosch. »Einen Tredup haben sie verhaftet wegen der Bombe.«
»Und weshalb läufst du dann frei herum?«
»Weil sie mich gestern abend entlassen haben, um halb zehn.«
Und weshalb haben sie dich entlassen?«
»Weil sie mir nichts beweisen konnten.«
»Hast du denn die Bombe gelegt? Wie hast du sie denn gemacht?«
»Sie haben mir doch nichts beweisen können.«
»Mit wem hast du die Bombe gelegt? Wie heißt denn der andere?«
|254| »Dem können sie auch nichts beweisen. Der wird auch noch frei.«
Feinbube dreht sich weg von Tredup. Langsam und stakig geht er gegen
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