Bauern, Bonzen und Bomben
Kampf. Den Zweiflerischen, Verzweifelten zeigt er den nahen Sieg.
»Jetzt gärt es in der Bauernschaft. Wartet ihr drei Wochen, wartet ihr nur vierzehn Tage, so bleibt nichts wie die Niederlage. Jetzt spüren sie noch den Schlag des Gummiknüttels. Sie tun alles, um sich zu rächen.«
Der Graf fragt: »Rächen? Wir werden eine Protestresolution fassen. Der Magistrat, die Regierung, der Minister, sie stecken es in den Papierkorb, und alles ist, wie es war.«
»Wir werden nicht protestieren, wir werden handeln. Jeder Bauer wird eine Aufgabe bekommen. Aber davon erst auf dem Thing. Das darf niemand wissen vorher. Und den Thing machen wir so:
Auf dem größten Stein stellt sich der Gerichtshof auf: ein Richter und sechs ehrliche Schöffen. Einer klagt Altholm an, einer verteidigt es …«
»Wer soll Altholm verteidigen?«
»Wer sonst als Benthin?«
»Nein, das tue ich nicht. Wo sie mir so mitgespielt haben.«
|260| »Du tust es, Vadder, Befehl der Bauernschaft. Und du sollst es ja nicht wirklich verteidigen, du tust nur so.«
»Das will ich auch nicht, nur so tun. Dann lieber richtig.«
»Also! Dann wird das Urteil gefällt, und ihr werdet sehen, wie das Land wach wird, wie die Altholmer schreien werden, wie die Regierung verzweifelt, wie die Finanzämter kuschen – und alles ohne Gewalt!«
»Sie sind sehr optimistisch«, sagt der Graf. »Ich habe Sie gesehen vor Altholm. Da sah unsere Sache gut aus: Sie warnten. Heute steht es verzweifelt um uns, und Sie singen Lob.«
»Wer erniedrigt wird, der wird erhöht«, spricht Padberg.
»So heißt das nicht«, fängt Vadder Benthin eifrig an.
»So heißt das bei uns«, sagt Padberg. »Jetzt!«
2
Oberlandjäger Zeddies-Haselhorst hat eine geborene Rohwer zur Frau, eine Bauerntochter. Und so kommt es, daß er auf dem Schwafelweg der Weiberzungen Witterung erhält von der Zeit, vom Ort des kommenden Landesthings.
Das Dienstliche wäre gewesen, Meldung zu machen dem Landjägermeister in Stolpe, aber das Dienstliche ist für einen Mann, der auf dem Lande lebt, unter Bauern, nicht immer das Richtige.
Kommt es heraus, wer gesprochen, so kann er nicht mehr leben, wo er lebt, seine Frau zerfällt mit ihren Verwandten. Und dann: Die Regierung schickt Schupo, ein paar Hundertschaften zersprengen die Bauern, und Zeddies ist selbst ein Bauernsohn, der einmal als armer Jüngster bei den Stettiner Fußfanteristen kapitulierte.
So hält er das Versprechen, das er seiner Frau gab, und schweigt. Aber es leidet ihn, je näher die Nacht rückt, nicht im Garten, nicht im Haus, nicht im Holzstall. Die Stubben, die er klöben will, waren noch nie so zäh, die »Nachrichten« sind ohne Nachrichten, und der Schneckenfraß in den Erdbeerbeeten |261| ist alles andere wie vergnüglich anzusehen für einen Mann, der am Tag eine entlaufene Magd ihrer Dienstherrschaft hat zuführen, zwei Haussuchungen bei diebischen Stallschweizern hat abhalten und einen Vollstreckungsbeamten bei einer Pfändung hat schützen müssen. Er möchte seine kleine Freude haben.
Es wird stiller und still. In den Kuhställen der Nachbarn wurde es längst ruhig, die Pferde gehen auf den Koppeln, die spielenden Kinder sind in Häuser und Betten gegangen, und die Vögel schlafen auch. Aus den Wiesen, die er vom Schlafstubenfenster sieht, steigt ein feiner Dunst, der helle Streifen am Horizont wird immer blasser, die Himmelskuppel höher. Die Sterne funkeln, drei Sternschnuppen zählt er in fünf Minuten, und da die erste »ja« bedeutet, muß auch die dritte »ja« heißen.
Er zieht sich ein bißchen um, ohne Eile, und lauscht dazwischen, was die Frau wohl tut. Er stellt fest, daß sie im Waschhaus einweicht, geht in seiner Hausjoppe die Treppe hinunter, außen um den Garten herum in den Holzstall und zieht sein Rad heraus.
Am Gartenzaun ist das helle Gesicht der Frau. »Du willst noch fort, Hein?«
»Eine halbe Stunde in den Krug.«
»Du mußt das Rad in Lohstedt lassen und dann über die Koppel vom Baumgarten gehen. Die weißt du doch?«
»Ja …«
»Dahinter fangen die Wiesen an. Du gehst querüber zu auf den Wald.«
»Ja.«
»Da läuft ein Bach. Du findest ihn auch in der Nacht an den Weiden. Und im Bach gehst du aufwärts, der ist jetzt nicht tief.«
»Dann komme ich aber in den Sumpf.«
»Sie sagen alle, der Sumpf ist tief, aber wir haben als Kinder überall dort gespielt. Du trittst höchstens hinein bis zu den Knien, und der Mud läßt dich überall los.«
|262| »Die Leute sagen …«
»Daß
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