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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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zwischen Ihren Artikel setzen?«
    Heinsius verzieht das Gesicht. »Auf die erste Seite? In diesen Artikel?«
    »Wir bekommen fünfzig Prozent Aufschlag.«
    »Dann freilich …«, und er liest weiter.
    Schließlich äußert der Chef: »Also gut, ich sehe, keiner kann sich getroffen fühlen. Dazu noch der amtliche Bericht. Wir werden jedem gerecht.«
    »Gerechtigkeit ist immer mein Bestreben gewesen.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Und dem Stuff habe ich erlaubt, die Polizei ein wenig anzumisten, das ist für seine Richtung das Gegebene.«
    »Stuff gegen die Polizei? Unmöglich! Da mache ich nicht mit. Da zerreiße ich diesen Artikel.« Heinsius gerät in Feuer. »Soll er mir den Wind aus den Segeln nehmen? Natürlich lesen die Leute lieber Geschimpfe als meine von Verantwortungsgefühl getragenen Betrachtungen. Vielleicht hundert Exemplare im Straßenverkauf bei der ›Chronik‹? Nein, daraus wird nichts.«
    »Aber ich habe es ihm erlaubt.«
    »So rufe ich ihn an und mache es in Ihrem Namen rückgängig. Wozu haben wir denn sonst die ›Chronik‹ gekauft, wenn sie uns weiter Leser wegnehmen darf?«
    |247| »Vielleicht haben Sie recht.«
    »Sicher habe ich das. Stuff darf nächstens mal den Oberbürgermeister anmisten, das freut ihn auch.«
    »Also meinethalben. Rufen Sie Stuff an. Daß ich aber nichts mehr von der Geschichte höre!«
    »Ich erledige alles, Herr Gebhardt!«

    3

    Einer zieht ganz sachte und vorsichtig die Tür zur »Chronik« auf, späht durch die Milchglasscheibe in die Expedition.
    Gottlob, das Fräulein ist noch nicht da, und auch der Wenk fehlt, der hätte ihn doch gleich losgeschickt auf Annoncen.
    Tredup tritt mit klopfendem Herzen ein, sieht sich einmal um in dem bekannten Raum – das Adreßbuch liegt nicht auf dem richtigen Platz –, und dann macht er leise die Tür auf zum Redaktionszimmer.
    Da sitzt Stuff, fett und zerfließend, in Hemdsärmeln, und schreibt. Schreibt mit Eifer, durch die verrutschte Brille glupschend, richtig mit roten Backen.
    Als die Tür zugeht, sieht er hoch. »Schau da! Schau da! Der Tredup ist wieder da. Mensch, daß man dich Bombenschmeißer wieder frei rumlaufen läßt! Na, ich freu mich, daß du wieder hier bist, freu mich wirklich. Der Wenk ist zu öde.«
    Sie schütteln sich die Hände.
    »Na, wie war es denn im Kittchen? Hinter den sogenannten schwedischen Gardinen? Ich kann es mir lebhaft ausmalen! Das soll ja jetzt so ein Sanatorium sein mit Fußball, Vorträgen, Gesang und seelischer Therapie. Nein, nicht? Du wirst mir erzählen! Augenblicklich sitze ich hier in Hochdruck. Einen Mist hat die Polizei gemacht. Na, mit dir war es ja auch schon ein bildschöner Mist. Du siehst: Dank vom Hause Österreich. Du wirst denen nicht wieder Bilder verkaufen, was?«
    »Ich werde mich hüten«, sagt Tredup, herrlich erleichtert. |248| »Und nun der Bauernrummel gestern. Unser Herr Polizeioberinspektor Frerksen
    Was? Du weißt noch nichts? Da, lies! Mensch, lies! So was lebt nicht, weiß noch nichts! Du kannst gleich die Tippfehler von der Kuh korrigieren. Ich pfeffere diesen Schweinen eins. Ich soll es nicht. Gebhardt sagt, sachte, sachte, aber …«
    »Gebhardt …?«
    »Natürlich Gebhardt! Ach, Mensch, das weißt du auch noch nicht, daß die olle ehrliche ›Chronik‹ dem Gebhardt seit gestern gehört? Schabbelt abgesackt? Ach, der Siebenschläfer! Der Mann aus dem Zauberberg! Mensch, Tredup, wie wirst du das überstehen? Lies! Nein, hör erst!«
    Stuff hält inne, schnaufend, schwitzend. Dann trocknet er sich die Stirn. »Was für ein Morgen! Das Leben freut einen wieder. Alle werde ich anmisten.«
    Das Telefon klingelt.
    »Ja, Herr Bürgermeister? – Na ja, in einer halben Stunde spätestens muß ich den amtlichen Bericht haben. Die Stimmung? Ja, das ist schon so eine Stimmung. Eines ist sicher: Frerksen ist erledigt. – Wieso? Na, daß der einen ungeheuren Bockmist gemacht hat, das können selbst Sie nicht bestreiten, Herr Bürgermeister. – Recht hat er gehandelt? Sagen Sie das nicht so laut, sagen Sie das niemandem, in vierundzwanzig Stunden können selbst Sie Ihren Frerksen nicht mehr halten. – Die Regierung steht hinter ihm? Na ja ja, na nein nein. In der Blosse fließt auch jeden Tag ander Wasser, warum soll die Regierung in vierundzwanzig Stunden nicht anders denken? – Natürlich greife ich ihn an, feste greife ich ihn an, tüchtig gebe ich es ihm. – Warum? Ja, Herr Bürgermeister, da müssen Sie eben heute mittag mal statt der ›Volkszeitung‹ die

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