Bauernjagd
müsste
eigentlich gut dastehen, doch das tut sie nicht. Sie ist von Neid zerfressen.
Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber sie lässt schon seit Langem kein
gutes Haar mehr an euch.«
Ada fühlte sich ein wenig benommen. Sie hatte keine Ahnung davon
gehabt.
»Nun ja«, sagte sie. »Dann bin ich froh, dass sie in Untersuchungshaft
sitzt.« Sie wollte in Ruhe über diese Neuigkeiten nachdenken. »Hör zu, Alwin.
Ich muss mich jetzt ans Melken machen.«
»Ich will ja auch nicht stören. Ich komm einfach die Tage mal wieder
vorbei, dann können wir weiterreden.« Er stieg auf sein Fahrrad und fuhr
grüßend weiter, wohl zum nächsten Hof, wo er erzählen konnte, dass bei den
Horstkempers die Polizei zu Besuch war.
Shakira lag noch immer im Stroh. Sie hatte Ada demonstrativ das
Hinterteil zugewendet.
»Nun komm schon, du dummes Vieh! Tu nicht so, als wüsstest du nicht,
weshalb du aufstehen musst.«
Sie schlug mit der Hand auf Shakiras mächtiges Hinterteil, woraufhin
sich die Kuh langsam und widerwillig erhob. Sie blickte Ada voller Verachtung
an, dann wandte sie sich zur Tür und stolperte hinaus.
Der Vernehmungsraum war in kaltes Neonlicht getaucht. Hedwig
Tönnes saß allein am Tisch und wartete. Zwei Beamte hatten sie aus ihrer Zelle
geholt, die Vernehmung würde gleich beginnen. Sie blickte stur geradeaus und
regte sich nicht.
»Sieh sie dir nur an«, sagte Heike Holthausen, die mit Hambrock im
Nebenraum vorm Vernehmungsspiegel stand. »Sitzt da wie ein Kampfhund. Gleich
fällt sie einen der Kollegen an.«
Hambrock seufzte. »Mein Gefühl sagt mir, dass sich an ihrer Stimmung
nicht viel ändern wird, solange sie hier ist.«
Eine Weile schwiegen sie. Heike legte den Kopf schief.
»Dein Plan geht nicht auf, oder?«
»Nein, wohl nicht.«
Hambrock hatte Hedwig Tönnes mit Absicht in den kühlen und
unwirtlichen Vernehmungsraum bringen lassen. Alles sollte möglichst förmlich
und offiziell wirken. Er hatte gehofft, dass sie in so einer Umgebung ihre
störrische Haltung aufgeben würde.
Worin er sich offenbar getäuscht hatte.
»Am Besuchertisch in meinem Büro wäre es aber auch nicht besser
gelaufen«, sagte er und erntete dafür von Heike ein trockenes Lachen.
»Dann plaudere mal schön mit ihr«, sagte sie. »Bringen wir es hinter
uns und machen Feierabend.«
Er nickte. »Zweiundzwanzig Uhr an einem Freitagabend. Das darf man
keinem erzählen.«
Dann kippte er seinen Kaffee hinunter und ging hinüber in den
Vernehmungsraum. Hedwig Tönnes reagierte kaum auf sein Eintreffen. Sie funkelte
ihn aus ihren verquollenen Augen an, dann richtete sie den Blick wieder auf die
Wand.
Er legte seine gefalteten Hände auf die Tischplatte.
Außer dem Rauschen des Aufnahmegeräts war nichts zu hören.
»Wo waren Sie am 24. Juli in der Zeit zwischen zwölf und vierzehn
Uhr?«, fragte er.
Sie fixierte ihn feindselig. »Was soll das denn jetzt?«, bellte sie.
»Bitte beantworten Sie meine Frage.«
Er glaubte bereits, sie würde sich schlichtweg weigern, doch dann
maulte sie: »Auf dem Erlenbrook-Kapellener Schützenfest.«
»Haben Sie den Festplatz in der besagten Zeit verlassen? Sagen wir
für eine halbe Stunde, um kurz nach Hause zu gehen und dort etwas zu
erledigen?«
Ihre Augen verengten sich.
»Das wollen Sie mir also auch anhängen.«
»Haben Sie den Festplatz …?«
»Nein! Habe ich nicht! Ich war die ganze Zeit über dort, es gibt
bestimmt genügend Zeugen.«
»Könnten Sie das konkretisieren? Wer könnte sich daran erinnern, Sie
in besagter Zeit gesehen zu haben?«
Ihre Körperhaltung drückte nichts als Missfallen aus. Unwillig
nannte sie ihm ein paar Namen. Hambrock notierte sie.
»Hätte jemand ein Interesse daran haben können, Ihren Mann zu
töten?«, fragte er.
»Außer mir, meinen Sie?«
»Hatten Sie ein Interesse daran?«
Sie antwortete nicht. Ihre Finger krallten sich ineinander, die
Knöchel traten weiß hervor.
»Ewald war ein guter Mann.« Sie sagte es voller Verachtung.
»Das scheint mir eine ganz neue Erkenntnis zu sein. Oder haben Sie
das zu seinen Lebzeiten auch behauptet?«
Sie starrte ihn an.
»Wir wissen, wie Ihre Ehe war, Frau Tönnes. Alle in Erlenbrook-Kapelle
wussten es.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Ewald war ein guter Mann.«
»Sie waren unglücklich mit ihm.«
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Panzer hielt stand.
Er suchte ihren Blick. »Ihre Ehe war die Hölle, habe ich nicht
recht? Sie hassten Ewald. Sie konnten seine Anwesenheit nicht
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