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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Jackentasche.
    »Was ist passiert?«, fragte Tante Ada.
    »Jemand hat versucht, bei Melchior Vesting einzubrechen.«
    »Wie bitte? Was gibt es da schon zu holen?«
    Doch Hambrock hatte längst einen Verdacht. Er fragte sich, wie sehr
die zurückhaltende Annika am Ende wohl nach ihrer Tante kam.
    »Ich werde der Sache mal auf den Grund gehen«, sagte er und folgte
dem Streifenwagen zum Hof der Vestings.
    Der unbefestigte Weg hatte zahlreiche Schlaglöcher, trotz des
Schritttempos wurden sie kräftig durchgeschüttelt. Er passierte das hohe
Eisentor an der Hofeinfahrt und parkte hinter dem Polizeiwagen. Die Beamten
waren bereits im Haus verschwunden.
    »Du bleibst hier im Wagen«, sagte er und öffnete die Tür.
    »Einen Teufel werde ich tun!«
    Sie ließ den Sicherheitsgurt aufschnappen.
    Hambrock platzte der Kragen. »Du bleibst hier!«, herrschte er sie
an. »Oder ich fahre dich zuerst nach Hause. Das ist ein Polizeieinsatz, da hast
du nichts zu suchen.«
    Sie funkelte ihn wütend an.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Du warst ja nicht zu überhören.«
    Er stieß einen Seufzer aus. »Bitte, Ada. Wenn du Annika helfen
willst, dann lass mich das alleine machen. Wir reden später über alles andere.«
    Sie nickte, woraufhin er ausstieg und am Stall entlang zur Haustür
ging. Über dem Eingang funzelte eine Glühbirne, die Tür stand weit offen. Zwei
Streifenbeamte traten aus dem Haus und führten einen blonden Jungen in Handschellen
ab. Hambrock ging ihnen entgegen und zeigte seinen Dienstausweis.
    »Mordkommission«, wunderte sich einer der Beamten, ein älterer
Kollege mit dichtem Bart und müde wirkenden Augen. »Sieh mal einer an.«
    Sein jüngerer Kollege schien interessierter zu sein. »Hat das hier etwa
was mit den ermordeten Bauern zu tun?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Hambrock. »Was ist hier vorgefallen?«
    »Hausfriedensbruch«, sagte der Alte. »Der Junge hat offenbar
versucht einzubrechen. Der Bauer hat ihn auf frischer Tat ertappt.«
    Der blonde Junge in ihrer Mitte blickte zu Boden. Seine Haare fielen
ihm ins Gesicht.
    »Wie heißt er?«, fragte Hambrock.
    »Keine Ahnung. Er redet nicht mit uns.« Der Alte seufzte schwer.
»Mal sehen, wie lange er das Spiel auf der Wache durchhält.«
    Sie setzten ihn auf die Rückbank des Streifenwagens, und der Kollege
kehrte mit einem Klemmbrett zurück, um die Anzeige aufzunehmen.
    »Ganz schön was los hier in letzter Zeit«, sagte er im Vorbeigehen
zu Hambrock. »Normalerweise spielen wir um diese Zeit Skat.«
    Er verschwand im Haus, und Hambrock trat an den Streifenwagen.
    »Kann ich kurz mit ihm sprechen?«, fragte er.
    »Nur zu.«
    Hambrock beugte sich ins Wageninnere. »Sind Sie Bernd Faber?«
    Der Junge blickte auf, seine blauen Augen weiteten sich.
Seltsamerweise schien er sich zu freuen.
    »Wenn Sie meinen Namen kennen, dann müssen Sie Bernhard Hambrock
sein! Annika hat Sie hergeholt, nicht wahr? Ich wusste doch, dass sie mich
nicht hängen lässt.«
    Hambrock hatte mit seiner Vermutung richtig gelegen. Seine Cousine
steckte hinter dieser Geschichte.
    »Annika hat mich nicht gerufen. Ich dachte eigentlich, sie wäre die
Einbrecherin.«
    »Nein, sie ist … ich verstehe nicht. Der Typ da hat nur mich
geschnappt. Ich habe ihm nicht gesagt, dass Annika noch im Garten ist. Er hat
mich stundenlang eingesperrt, doch ich habe nichts verraten.«
    »Er hat dich eingesperrt? Wie lange seid ihr denn schon hier?«
    »Seit sechs Uhr ungefähr. Der Typ wollte mich erst freilassen, wenn
ich ihm sage, wieso ich auf seinem Hof Fotos gemacht habe. Doch ich hab
geschwiegen wie ein Grab.«
    Hambrock begann zu verstehen. Die beiden wollten wohl in der Zeitung
irgendwas über Vesting bringen.
    »War Herr Vesting die ganze Zeit über bei dir?«
    »Nein, er hat mich eingesperrt und schmoren lassen. Ist einmal die
Stunde reingekommen, um Fragen zu stellen. Wo er die restliche Zeit war, weiß
ich nicht.«
    Hambrock stand auf und überblickte das Gelände. Wenn Annika nicht
mehr hier war, hatte sie längst versucht, Hilfe zu holen.
    Er lief zurück zur Haustür, die noch immer einen Spalt weit offen
stand. Drückte sie auf und trat entschlossen in die Diele. Ein modriger Geruch
schlug ihm entgegen. Vesting hockte zusammen mit dem Polizisten vor dem Kamin, wo
sie das Anzeigenformular durchgingen. Es war kalt in der Diele, das Feuer
brannte nicht.
    Vesting blickte ihn fragend an.
    »Hambrock von der Kriminalpolizei«, sagte er knapp. »Was können Sie
uns über den Verbleib von

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