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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Annika Horstkemper sagen?«
    »Annika?« Seine Überraschung war nicht gespielt. »Was hat die denn
mit dieser Sache zu tun?«
    »Sie war ebenfalls im Garten, als Sie den Jungen überwältigt haben.«
    »Sie war …« Ein Schatten fiel über sein Gesicht. »Diese verfluchte
Horstkemper!«
    Er sprang auf, ging zum Schrank und holte eine Taschenlampe hervor.
    »Das hat sie sich selbst zuzuschreiben, diese neugierige Gans!«
    »Herr Vesting!« Hambrock wurde laut. »Können Sie mir bitte erklären,
was hier …«
    »Kommen Sie mit! Wir sollten uns beeilen.«
    Dann stürmte er an den Polizisten vorbei nach draußen. Der ältere
Beamte sah Hambrock an. In seinem Blick lag mildes Erstaunen. Er erhob sich
mühsam, um mit Hambrock vors Haus zu treten.
    Vesting stapfte mit der Taschenlampe durch den Garten, den
Lichtkegel ließ er über die Rosensträucher wandern.
    »Annika!«, brüllte er. »Du verfluchtes Gör!«
    Hambrock beeilte sich, ihn einzuholen.
    »Hier ist Bernhard«, rief er. »Es ist alles in Ordnung. Wenn du mich
hörst, sag etwas.«
    Sie lauschten in die Dunkelheit. Ein leises Wimmern ertönte.
    »Verdammt!«, entfuhr es Vesting.
    Er lief zu dem kleinen Backhaus, dort warf er die Taschenlampe ins
Gras und legte ein Seil frei, das an einem Baum befestigt war.
    »Helfen Sie mir!«, rief er Hambrock zu.
    Vesting löste den Knoten und zog mühsam am Seil. Neben dem Backhaus
entdeckte Hambrock ein Loch im Boden, das andere Ende des Seils führte hinein.
Auch das Wimmern schien von dort unten zu stammen. Gemeinsam zogen sie ein
Bündel aus der Grube.
    Es war ein menschlicher Körper, der in einem Fischernetz zappelte.
Vesting stemmte sich gegen das Gewicht, und Hambrock eilte zur Grube, um Annika
auf den Rasen zu heben und sie zu befreien. Sie ließ sich wimmernd in seine
Arme fallen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Hambrock. »Hast du dich verletzt?«
    »Es geht schon.« Ihre Stimme zitterte. »Ich bin … Es war nur so eng
da drin. Ich hab solche Angst gehabt.«
    Sie hustete. Hambrock half ihr beim Aufstehen.
    Er blickte zu Melchior Vesting, der mit betretenem Gesicht neben dem
Backhaus stand. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Annika allein
zurechtkam, machte er ein paar Schritte auf ihn zu.
    »Herr Vesting«, sagte er. »Ich glaube, Sie haben einiges zu
erklären.«
    Es war bereits nach halb eins, als sie den Hof der Horstkempers
erreichten. Tante Ada mit dem Mercedes und Hambrock und Annika mit dem
Dienstwagen, den sie auf dem Hof von Schulze Ahlerkamp wieder eingesammelt
hatten. Tante Ada bot ihm an, das Bett im Gästezimmer frisch zu beziehen. Sie
fand, er solle so spät nicht mehr nach Münster zurückfahren, und Hambrock nahm
dankend an. Annika schickte er in ihr Zimmer. Sie sollte sich erst mal von dem
Schreck erholen und ein wenig schlafen. Morgen früh würde sie ihm in aller Ruhe
erzählen können, was sie und Bernd auf dem Hof gewollt hatten.
    »Es ging uns nur darum, ein paar Fotos zu schießen«, hatte Bernd der
Polizei gesagt. »Weil der Hof so schön ist. Wir möchten eine Reportage über
alte Höfe im Münsterland machen.«
    Hambrock glaubte kein Wort davon.
    Tante Ada führte Hambrock in die Küche, wo sie ungestört miteinander
reden konnten. Sie stellte ein paar Flaschen Bier auf den Tisch und ließ sich
mit einem schweren Seufzer auf den Stuhl sinken.
    Die Polizei war von Vestings Hof abgezogen, nachdem Bernd dem Bauern
angeboten hatte, auf eine Anzeige wegen Nötigung zu verzichten, wenn der im
Gegenzug ihn und Annika nicht wegen Hausfriedensbruch belangen ließ. Obwohl der
Deal für ihn mehr als vorteilhaft gewesen war, hatte Vesting nur widerwillig
und mit finsterer Miene eingeschlagen. Tante Ada war von der Einigung genauso
wenig begeistert gewesen, wenn auch aus anderen Gründen.
    »Ich kann immer noch nicht verstehen, dass Melchior Vesting nicht
festgenommen wurde«, sagte sie. »So jemand gehört doch ins Gefängnis.«
    »Du meinst wegen der Fallen? Da hat er keine Straftat begangen.«
Hambrock öffnete ein Bier und nahm einen tiefen Schluck. »Wenn er auf seinem
Privatgrundstück Erdlöcher ausheben will, kann er das jederzeit tun.«
    »Aber das waren Menschenfallen! Mit Netzen und Tretschlingen. Es
muss doch ein Gesetz geben, das so etwas verbietet.«
    »Wenn er angespitzte Pfähle in die Gruben gestellt hätte, wäre das
wohl etwas anderes gewesen. Aber so … Er kann auf seinem Grund und Boden tun,
was er will.«
    Tante Ada schüttelte grimmig den Kopf. »Melchior

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