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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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denn überhaupt
jemand zu Hause?«
    »Sein Sohn war mit dem Traktor in der Werkstatt, und seine Frau war
einkaufen.«
    »Siehst du, das meine ich. Vielleicht ist es dem Täter inzwischen egal,
ob er Spuren hinterlässt. Oder der Rausch der Gewalt ist so stark, dass er an
nichts anderes mehr denkt.«
    Er bemerkte ihr skeptisches Gesicht.
    »Ich weiß es doch auch nicht«, sagte er.
    Von der Straße drangen Motorengeräusche zu ihnen. Ein Auto raste in
halsbrecherischem Tempo die Anhöhe hinauf, die Scheinwerfer wippten in den
Schlaglöchern. Hambrock und Heike traten zur Seite, als der Wagen mit
quietschenden Reifen über den Hof schoss und beinahe einen Streifenwagen
gerammt hätte.
    »Was zum Teufel …?«, begann Heike.
    Aber Hambrock hatte das Auto bereits erkannt. Er stieß einen Seufzer
aus. Tante Ada sprang auf den Hof. Ein Uniformierter versuchte sie abzufangen,
doch nach einem kurzen Wortwechsel begann sie zu schreien: »Ich will sofort mit
Bernhard Hambrock sprechen!«
    »Ich kümmere mich mal darum«, sagte er und überquerte den Hof.
    »Tante Ada? Was machst du hier?«
    »Bernhard! Annika ist verschwunden!«
    »Was meinst du damit, sie ist verschwunden?«
    »Sie wollte in Altenberge ein Bier trinken gehen. Ich habe mir
nichts dabei gedacht. Aber dann waren da die Polizeiwagen und die Feuerwehr,
und ich dachte …«
    Sie blickte zu der erleuchteten Biogasanlage und verlor den Faden.
Erschrecken spiegelte sich in ihrem Gesicht.
    »Ist etwa …?«
    Hambrock nickte. »Ludwig Schulze Ahlerkamp. Wie es aussieht, wurde
er ermordet.«
    »Oh, mein Gott.« Sie stützte sich am Wagen ab. »Jetzt auch noch
Ludwig.«
    »Es tut mir leid, Tante Ada.«
    »Aber was ist, wenn Annika auch etwas passiert ist? Wenn ich recht
habe und der Mörder es ebenfalls auf uns abgesehen hat?«
    »Jetzt mal der Reihe nach. Wann hat Annika das Haus verlassen, und
wo wollte sie hin?«
    »Um kurz vor sechs. Sie wollte zum Spökenkieker, zusammen mit einem
Kollegen von der Zeitung. Um an einem Artikel zu arbeiten. Dann war da dieses Polizeiaufgebot,
und ich habe es mit der Angst zu tun bekommen. Ich habe im Spökenkieker
angerufen, doch man sagte mir, Annika sei gar nicht da gewesen. Der Wirt kennt
sie, er hätte sich daran erinnert.«
    »Vielleicht sind sie woanders hingegangen?«
    »Ich habe alle Kneipen in Altenberge abtelefoniert, und dann habe
ich noch mit Bernds Eltern gesprochen, das ist der Junge, mit dem sie unterwegs
war. Doch keiner wusste etwas.«
    »Wie gut kennt sie diesen Bernd denn? Wäre es nicht möglich, dass
sie …?«
    »Du meinst ein Liebesabenteuer?« Sie schüttelte energisch den Kopf.
»Das würde Annika niemals tun.«
    »Manchmal meint man, dass man die Kinder kennt, aber dann …«
    »Nein, Bernhard! So ist es nicht, glaub mir. Ganz im Gegenteil. Ich
würde mir wünschen, dass Annika Jungs gegenüber ein bisschen weniger schüchtern
wäre, aber das ist sie nicht.« Sie sah ihn flehentlich an. »Bitte! Du musst mir
helfen.«
    »Also gut. Ich schicke sofort ein paar Wagen los. Wir werden eine
Suchaktion starten. Keine Angst, sie werden schon wieder auftauchen.« Er
bemerkte ihren Blick. »Mehr kann ich nicht tun, Tante Ada. Ich kann hier nicht
weg.«
    »Aber sie ist deine Cousine. Wir brauchen dich. Bitte, lass mich
jetzt nicht alleine.« Sie packte ihn am Arm. »Bitte, Bernhard.«
    Er sah sich hilflos um. Heike beobachtete ihn von der Stallwand aus,
sie hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt. Die anderen auf dem Hof waren mit
sich selbst beschäftigt, sie achteten nicht mehr auf Hambrock und seine Tante.
    »Also gut«, sagte er. »Ich komme mit. Aber ich fahre. Geh du auf den
Beifahrersitz.«
    Heike begriff offenbar, was passierte. Sie machte ein paar Schritte
auf ihn zu.
    »Was hast du denn da vor? Du willst doch wohl nicht verschwinden?«
    Tante Ada zog die Tür hinter sich zu und blickte Hambrock ungeduldig
durch die Windschutzscheibe an.
    »Die Staatsanwaltschaft kommt jeden Moment«, sagte Heike.
    »Annika ist offensichtlich verschwunden. Tut mir leid. Ich bin in
einer Stunde wieder da.«
    »In einer Stunde? Spinnst du? Dann ist hier alles gelaufen.«
    Er nahm sie zur Seite. »Bitte, Heike, du musst mir helfen. Ich muss
das machen.«
    Sie machte ein unwilliges Gesicht, sagte aber nichts.
    »Es ist meine Familie! Komm schon, es wäre nicht das erste Mal, dass
du meinen Job übernimmst. Spring für mich ein, bitte. Ich melde mich später auf
deinem Handy.«
    »Also gut. Verschwinde schon.«
    Er hob bedauernd

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