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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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der
Leiche noch im Tank steckt.«
    Hambrock wandte sich ab. Sein Magen zog sich zusammen, Speichel
schoss in seinen Mund. Er ging in die Hocke und atmete durch.
    Korb zog eine Papiertüte aus seiner Manteltasche und hielt sie ihm
hin. »Wenn du kotzen musst, nimm die hier. Tu dir keinen Zwang an, du wärst
nicht der Erste heute.«
    Doch Hambrock winkte ab. »Es geht schon«, log er. Er brauchte noch
ein paar Atemzüge, bevor er sich imstande fühlte, wieder aufzustehen. Er
versuchte, seine Gedanken zu sortieren.
    »Was wissen wir über den Hergang?«, fragte er. »Deutet etwas auf
Fremdverschulden hin?«
    »Nun ja. Wäre er versehentlich in den Tank gefallen, hätte er wieder
herausklettern können. Zumindest wären da Spuren gewesen, die auf einen Versuch
hingedeutet hätten. Es ist also gut möglich, dass er schon tot war, als er
hineingeworfen wurde.«
    »Gibt es einen Tatverdächtigen?«
    »Bislang noch nicht.«
    »Wer war der Auffindungszeuge?«
    »Manfred Schulze Ahlerkamp, sein Sohn.« Korb strich sich mit der
Hand durchs Gesicht. »Er hat das Rohr vom Tank geschraubt, um der Störung auf
den Grund zu gehen. Als er es abnahm, ist ihm der malträtierte Schädel seines
Vaters entgegengefallen.«
    »Du lieber Gott. Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Er ist ganz schön durch den Wind, wie du dir denken kannst.
Befindet sich jetzt in der Uniklinik. Es wird wohl eine Weile dauern, bis er
vernehmungsfähig ist.«
    Was ist das nur für ein Alptraum?, dachte Hambrock.
    »Die Eisentreppe, die zum Tank hinaufführt, ist voller frischer
Fingerspuren«, sagte Korb. »Das könnte uns weiterhelfen. Außerdem haben wir
einen Hammer gefunden, gleich unter der Treppe im Gras.«
    »Einen Hammer?«, fragte jemand. »Das würde passen.«
    Es war der Rechtsmediziner. Ein junger Mann, den Hambrock auf
höchstens dreißig schätzte, mit kurz geschorenem rotem Haar und hervortretenden
Augen. Hambrock hatte bereits gehört, dass es im Institut einen Neuzugang gab,
ganz frisch von der Uni, doch er hatte ihn bislang noch nicht persönlich
kennengelernt.
    »Timon Busse. Ich bin der Neue, das ist auch der Grund, weshalb ich
Bereitschaft habe.« Er lächelte schief. »Das mit dem Hammer, das würde zu den
Verletzungen des Opfers passen. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Hambrock folgte ihm zur Plane mit den Leichenteilen. Erst jetzt
erkannte er in einem der aufgereihten Klumpen einen Schädel. Sein Magen machte
sich erneut bemerkbar.
    »Sehen Sie hier«, sagte Timon Busse und drehte den Schädel zur
Seite. »Neben den Berstungsbrüchen, die wohl auf den Druck im Tank
zurückzuführen sind, befindet sich am Hinterkopf ein Lochbruch. Die Ränder sind
scharf begrenzt, und wenn Sie sich einmal die Schlagfläche eines Hammers ansehen,
dann könnten die Bruchkanten durchaus der Kontur gleichen.«
    »Sie meinen, er ist mit dem Hammer erschlagen worden, bevor er im
Tank landete?«
    »Sieht fast so aus. Besser, wir warten die Ergebnisse der Obduktion
ab.«
    »Gut«, sagte Hambrock. »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Bislang noch nicht. Aber wir haben auch erst ein gutes Drittel von
ihm hier liegen.«
    Hambrock nickte und ging zurück auf den Hof. Er fühlte sich noch
immer benommen. Es war der zweite Mord in dieser Bauernschaft – zählte man
Ewald Tönnes dazu, sogar der dritte. Der Täter ging immer brutaler vor.
    Er fragte sich, ob Ludwig Schulze Ahlerkamp zum Tank gelockt und
dort niedergeschlagen worden war. Oder hatte der Täter ihn an dieser Stelle
eingeholt, nachdem der Bauer versucht hatte zu fliehen? Es gab keine
Kampfspuren vor dem Tank, doch das musste nichts bedeuten.
    »Schöne Scheiße, was?« Heike war neben ihm aufgetaucht. Sie folgte
seinem Blick zu der beleuchteten Anlage.
    »Das kann man wohl sagen.« Hambrock verschränkte die Arme. »Wie es
aussieht, wurde er mit dem Hammer erschlagen, den wir gefunden haben. Das meint
zumindest der Neue von der Rechtsmedizin.«
    »Dann stimmt es also, dass er schon tot war, als er in den Tank
geworfen wurde?« Sie sagte es, als läge etwas Tröstliches darin.
    »Schon möglich. Aber wieso lässt der Täter das Tatwerkzeug zurück?«
    »Vielleicht wurde er gestört und musste abhauen? Möglich, dass er
keine Zeit hatte, seine Spuren zu verwischen.«
    »Oder er legt gar keinen Wert darauf, Spuren zu verwischen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wer sollte ihn hier schon stören?« Er deutete mit einer ausschweifenden
Bewegung über den Hof. »Hier draußen ist doch kein Mensch. War

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