Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
hätte gerne ein paar Vorschläge gemacht, wie sich in Zukunft
alles ändern würde, aber im Grunde hatte er keine Ideen.
    »Ach, Bernhard.« Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. »Was
soll ich denn deiner Meinung nach machen?«
    »Du? Ich verstehe nicht.«
    »Ich hasse es zu drängeln und zu nerven und hinter dir herzutelefonieren,
wenn du wieder spätabends arbeitest. So eine Ehefrau wollte ich nie sein, das
habe ich mir immer geschworen.« Sie lächelte freudlos. »Meine Mutter ist so,
sie hat meinen Vater ein Leben lang moralisch erpresst. Und jetzt sieh mich an.
Ich bin ständig wütend. Egal, was wir planen, immer kommt deine Arbeit
dazwischen. Und ich stehe da und nörgele herum und trete dir auf die Füße.«
    »Aber du hast doch ein gutes Recht …«
    Sie hob die Hand. »Unterbrich mich nicht. Ich will das nur einmal
loswerden.« Mit verschränkten Armen fuhr sie fort: »Ich möchte dich nicht
einengen. Du sollst dein Ding machen, genau wie ich. Trotzdem gerät hier etwas
aus der Bahn. Ich frage mich: Ist es okay, wenn jede zweite Verabredung platzt?
Wenn ich abends immer alleine herumsitze? Wenn unser Kurzurlaub ausfällt? Ich
weiß selbst nicht, wo die Grenze verläuft. Ich weiß nur, dass ich mich zunehmend
aufführe wie meine Mutter. Ich kann mich selbst nicht mehr ausstehen.«
    »Ich …«
    »Sag besser nichts«, meinte sie.
    Sie blickten sich in die Augen. Er begriff jetzt, dass von Tobias
Teuber keine Gefahr ausging. Das Problem lag ganz woanders.
    Sein Handy schrillte durch die plötzliche Stille. Er ignorierte es.
    »Na, komm schon. Geh ran.«
    »Nein. So wichtig ist das nicht.«
    Sie griff über den Tisch, schnappte sich sein Handy und nahm den
Anruf entgegen.
    »Hallo, Heike«, sagte sie. »Ja, er ist da. Er sitzt mir gegenüber,
ich gebe dich mal weiter … ja, mach’s gut.«
    Sie reichte ihm das Handy. Er sah sie lange an. Dann nahm er es mit
einem Seufzer entgegen.
    »Hallo, Hambrock. Ich störe doch nicht?«
    »Doch. Was gibt’s denn?«
    »Ich bin jetzt in Steinfurt. Henrik Korb leitet die Fahndung nach
Zumbülte. Die Kollegen waren gerade bei seiner Wohnung, aber sie haben
niemanden angetroffen. Wir müssen uns also noch gedulden.«
    »Haben wir denn inzwischen irgendeinen Anhaltspunkt für ein Motiv?«
    »Leider nicht. Wir müssen mit den Leuten in Erlenbrook-Kapelle
reden. Ehrlich gesagt, verspreche ich mir nicht viel davon. Wenn da einer eine
Idee hätte, weshalb Zumbülte die Morde begangen haben könnte, wäre das längst
zutage gefördert worden. Aber was bleibt uns schon übrig?«
    »Hm. Bist du der Sache mit den Flurreformen schon auf den Grund
gegangen?«
    »Ja, aber da ist auch nichts zu finden. Außer Melchior Vesting hatte
keiner ein Motiv.«
    »Keine Erwähnung von Werner Zumbülte?«
    »Nein. Seine Ländereien sind allesamt unberührt geblieben. Aber ich
bin auf etwas ganz anderes gestoßen.«
    »Ach ja?«
    »Zumbülte hat 1994 die Landwirtschaft aufgegeben. Die Gebäude hat er
nur vermietet, seine Ländereien wurden allerdings verkauft. Und jetzt rate mal,
an wen.«
    »Spuck’s aus.«
    »An Ada Horstkemper. Fünfzehn Hektar Land waren das, er hat einen
guten Preis bekommen. Deine Tanten haben sich dadurch das Überleben ihres Hofs
gesichert.«
    »Sieh mal einer an.«
    »Ich bin mal gespannt, was dabei herauskommt, wenn wir seine
Fingerabdrücke mit denen von den Tatorten vergleichen.«
    Das brachte ihn auf eine Idee. »Was ist mit den restlichen
Vergleichsproben? Wurden die bereits untersucht?«
    »Wir machen uns an die Arbeit. Es sind inzwischen fast alle
Vergleichsproben eingetroffen. Eine Probe fehlt allerdings noch: die von Marita
Horstkemper.«
    »Ja, ich weiß. Ich werde sie nach der Trauerfeier selbst nehmen, so
lange kann das warten. Kommst du auch zur Beerdigung?«
    »Das habe ich zumindest geplant.« Sie lachte. »Schöner freier
Samstag, nicht wahr?«
    »Wem sagst du das.«
    »Also gut, Hambrock. Dann sehen wir uns später. Ich ruf dich an,
sollte sich etwas ergeben.«
    Er beendete das Gespräch und legte das Handy zurück auf den Tisch.
Erlend lächelte auf eine Weise, die er nicht deuten konnte. Dann stand sie auf
und ging zur Tür.
    »Wenn du jetzt verschwindest, kann ich die Zeit nutzen und einkaufen
gehen. Ich hole meinen Mantel.«
    »Elli, warte doch!«
    Aber da war sie bereits durch die Tür verschwunden.
    Heike legte den Hörer zurück auf die Gabel. Das Telefon
war voller Kaffeeflecken, ein Wunder, dass es überhaupt noch funktionierte. Sie
war

Weitere Kostenlose Bücher