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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Es sind eine
ganze Menge Vergleichsproben zusammengekommen, aber wir müssten jeden Moment
erfahren, ob eine davon mit den Spuren an den Tatorten übereinstimmt. Sie
wollen mich anrufen, wenn …« Sie tastete die Taschen ab. »Ach herrje, ich habe
mein Handy im Auto liegen lassen.« Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte
sie sich zur Tür.
    »Ich gehe zum Tisch meiner Familie.«
    Sie nickte und verließ die Halle. Draußen wurde sie von der
Herbstsonne geblendet. Beinahe hätte sie Gabriele Röttger übersehen, die etwas
verloren auf dem Hof stand und scheu zu ihr herüberblickte.
    »Hallo, Frau Röttger.« Sie machte einen Schritt auf sie zu. Die Frau
wirkte übernächtigt, sie hatte tiefe Ränder unter den Augen. »Alles in Ordnung?
Geht es Ihnen gut?«
    Sie blickte Heike ängstlich an, dann ging sie auf sie zu und fasste
sie an den Händen. Unruhig sah sie sich um.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte sie. »Gleich, sofort.«
    Ada hätte am liebsten mit angepackt – diese jungen Frauen
kamen mit dem Servieren kaum hinterher. An ihrer Freundlichkeit haperte es
ebenfalls. Die Älteste von Lütke-Woltering, die mit schweißnasser Stirn die
Kuchenbleche stemmte, giftete inzwischen jeden an, der ihr eine Bestellung
zurief. Es war nicht mit anzusehen.
    Ada stand auf und holte sich selbst ein Stück Streuselkuchen. Auf
dem Rückweg grüßte sie Nachbarn und wechselte hier und da ein paar Worte. Etwas
abseits entdeckte sie Melchior Vesting, der allein am Ende eines Tisches saß.
Obwohl die Halle bis zum Bersten gefüllt war, hatte sich keiner auf die freien
Plätze an seinem Tisch gesetzt.
    Er sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Sein Gesicht trug
demonstrative Verachtung zur Schau.
    Sie wurde wütend. Na warte, mein Freund! Wenn du denkst, ich habe
Angst vor dir, dann hast du dich geschnitten.
    Entschlossen steuerte sie seinen Tisch an. Er betrachtete sie und
verzog keine Miene. Sie baute sich vor ihm auf.
    »Du solltest dich was schämen, Melchior Vesting! Fallen
aufzustellen, wo du doch damit rechnen musst, dass sich Kinder aus der
Nachbarschaft dorthin verlaufen. Was denkst du dir nur dabei?«
    »Es geht dich nichts an, was ich auf meinem Grund und Boden mache.«
    »Oh doch, das tut es sehr wohl. Schließlich leben wir hier alle
zusammen, ob wir wollen oder nicht. Da kannst du nicht einfach Fallen
aufstellen und keinem etwas sagen.«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Was willst du
eigentlich von mir?«
    Sie donnerte den Kuchenteller auf den Tisch, nahm Platz und beugte
sich zu ihm vor.
    »Ich weiß, dass du hinter diesen Morden steckst. Ganz egal, was du
der Polizei erzählt hast. Mich kannst du nicht hinters Licht führen.«
    Zu ihrem Erstaunen begann er zu lachen.
    »Ada Horstkemper«, sagte er und betonte dabei jede Silbe. »Du warst
schon immer eine tratschsüchtige Wachtel. Viel zu sehr am Leben deiner Nachbarn
interessiert, um zu bemerken, was in deinem eigenen Haus vorgeht.«
    »Hör auf, vom Thema abzulenken. Ich weiß genau, was damals war. Du
kannst mich nicht für dumm verkaufen. An Ludwigs Betriebshelfer habt ihr euch
schon ausgelassen, beinahe hättet ihr ihn getötet. Und jetzt bringst du es zu Ende
und zahlst es allen Bauern heim, die in diesem Stück eine Rolle gespielt
haben.«
    »Und da bist du dir sicher?«, fragte er amüsiert.
    Ada schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin doch nicht
bescheuert! Das ist die einzige Verbindung zwischen den Toten. Vier Bauern
waren damals dabei, drei von ihnen sind ermordet worden. Und auf Marita wurde
ein Anschlag verübt. Die Polizei wird noch dahinterkommen, wie du das
angestellt hast. Dann ist es vorbei mit dir! Du wirst den Rest deines Lebens im
Gefängnis verbringen!«
    Er zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt.
    »Deine Theorie klingt plausibel. Aber hast du schon einmal darüber
nachgedacht, dass möglicherweise gar nicht Marita mit dem Anschlag gemeint war?
Vielleicht war es ja Clemens, der ermordet werden sollte.«
    »Es wusste keiner, dass Clemens auf dem Häcksler sitzen würde. Das
hat sich erst im letzten Moment so ergeben.«
    »Nein? Wusste tatsächlich keiner etwas?«
    Er strahlte so viel Selbstsicherheit aus, dass es sie verunsicherte.
    »Worauf willst du hinaus?«
    Sein Lächeln erstarb, als hätte er einen Knopf gedrückt. Er musterte
sie nun kühl.
    »Als mich die Polizei gefragt hat, ob ich während des Schützenfests
jemanden in der Nähe von Ewalds Hof gesehen habe, bin ich nicht ganz bei der
Wahrheit

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