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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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jedoch die Strähnen bis auf die Schulter. »Widerlich!«, schoss es ihm durch den Kopf und er beeilte sich weiterzukommen, doch gerade, als sie einander passierten, sprang der Kerl ihn an, packte seinen Hals und drängte ihn gegen eine der Säulen der Tiefgarage. Er legte Kaiser den Finger auf den Mund, noch bevor der erschrocken aufschreien konnte, und zischte ihn leise an: »Schsch!«
    Kaiser erstarrte, denn die eng zusammenstehenden dunklen Augen fixierten ihn mit der Emotionslosigkeit einer Ratte. Der Mann würde ihn so unaufgeregt töten, wie er sich einen Kaffee kaufte. Er schluckte den Schrei hinunter, als eine grobe Hand seinen Kiefer griff, den Hinterkopf gegen den rauen Beton des Stützpfeilers drückte und die Lippen auseinanderzwang. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, und er versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch je mehr er sich wand, desto weiter erhöhte sich der Druck. Er roch den Gestank von Nikotin, der sich in der Haut des Angreifers eingenistet hatte, spürte dessen Gewaltbereitschaft und hielt schließlich still. Ein Blatt wurde ihm zwischen die Zähne gestopft, und er schmeckte die Finger so, wie er sie gerade eben gerochen hatte. Ein Würgen entrang sich seiner Kehle.
    »Du anrufen!« Plötzlich lockerte sich der eiserne Griff, und das Schwein war verschwunden.
    Kaiser stützte sich auf der Motorhaube eines parkenden Wagens ab und spuckte das Papier und den ekelerregenden Geschmack neben die Scheibenwischer. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu beruhigen, dann faltete er den Zettel auseinander, las die Nummer darauf und tippte sie mit zittrigen Händen in sein Handy.
    »Kaiser?« Der grobe Ton ließ ihn zusammenfahren. Nur einmal hatte er bisher mit diesem Mann gesprochen, und das war auch für alle Zeiten genug gewesen. Eine herbe, bedrohlich wirkende Stimme, die nur den leichten Ansatz eines Akzents zeigte.
    »Ja.« Er schluckte hart.
    »Was ist los bei euch?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Er klang unterwürfig, fast schon ängstlich und ekelte sich vor sich selbst. Ja, er war in seinem selbstgemauerten Gefängnis gefangen.
    »Na, der Mord an Görgen. Was glauben Sie denn, warum ich hier durch die Weltgeschichte telefoniere? Ganz gewiss nicht, um mit einem lackierten Arsch wie Ihnen Small Talk zu machen.«
    Kaiser lief rot an. Angst hin oder her, niemand durfte so mit ihm sprechen. »Also bitte, jetzt reicht es aber ...«
    »Halten Sie’s Maul und hören Sie zu!« Der Unterton in der Stimme ließ ihn verstummen. »Sorgen Sie für Ruhe in der Sache, sonst müssen wir reagieren, und das wird Ihnen nicht gefallen. Ist das klar? Sie haben unseren Boten ja gerade kennengelernt.«
    »Ja, verdammt. Ist das wirklich nötig gewesen?«
    »Jetzt verstehen wir uns doch sicher?«
    »Ja. Die Polizei hat heute einen Verdächtigen festgenommen. Es war wahrscheinlich der Sohn. Alexander, nicht Roland. Der Fall scheint geklärt zu sein.«
    »Ich hoffe es für Sie.« Dann war die Leitung tot.
    »Arschloch!« Er brüllte, dass es in der kahlen Garage von den Wänden widerhallte. Warum nur hatte er sich mit diesen Typen eingelassen? Seine verfluchte Gier und Eitelkeit. Nun saß er bis zum Hals im Dreck.
    Er kam ins Treppenhaus und trat mit voller Wucht gegen einen Mülleimer, der schuldlos an der Wand hing. Der Plastikkorpus knackte wie ein brechender Knochen, und Abfall fiel durch einen Spalt zu Boden. Sein rechter Schuh war ruiniert. Ausgerechnet die teuren Rahmenschuhe, dachte er schuldbewusst und stahl sich davon.

    *

    Lichthaus stand unter der Dusche und genoss einmal mehr den kleinen Luxus ihrer Duschschnecke, die aus einer großen Regenbrause träge warmes Wasser auf ihn herabrauschen ließ. Sie hatten fast den ganzen Tag in der Werkstatt verbracht und nach jeder Trocknungsphase neue Schichten aufgetragen. Eine Sisyphusarbeit ohnegleichen, aber ihm war die banale Normalität wie Balsam vorgekommen. Der Fall Görgen trat in den Hintergrund.
    Unvermittelt kam Claudia zu ihm. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn langanhaltend, während sich ihr Körper an ihn drängte. Seine Lust explodierte und riss alle Gedanken an Tod und Täter mit sich. Gierig versuchte er in sie einzudringen, doch sie bremste ihn zärtlich ab. »He, nicht so eilig.«
    Wenige Sekunden später lagen sie kaum mehr als nur oberflächlich abgetrocknet im Bett. Ihr Sex hatte sich im Laufe der Zeit verändert. Nicht der schnelle Galopp zum Höhepunkt stand im Vordergrund, sondern ein langsames

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