Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
fester und schlich sich vorsichtig umschauend zu dem Durchgang für Besucher, der bei Nacht mit einem schmiedeeisernen Gittertor verschlossen wurde. Ein schneller Blick um die Ecke zeigte ihm, dass es nun allerdings ein Stück weit aufstand. Dahinter herrschte völlige Dunkelheit. Er wartete unentschlossen neben dem Eingang und schaute auf die Uhr. Schon fast fünf Minuten, seit er die Zentrale angerufen hatte, die Kollegen sollten langsam auflaufen.
Er erschrak, als leise Schritte seine Aufmerksamkeit erregten. Mit angehaltenem Atem lauschte er in die Schwärze der Nacht. Jemand kam vom Inneren her schleichend auf das Tor zu. Dann Stille. Wer auch immer dort drinnen herumgeisterte, war stehen geblieben und schien genauso angespannt zu lauschen, wie er selbst. Niemand rührte sich. Gerade als auf der Straße ein Auto vorbeirauschte und heftige Bässe herüberdröhnten, trat unvermittelt eine hochgewachsene Person lautlos ins Licht der Laternen, kaum einen halben Meter von Lichthaus entfernt. Er reagierte sofort, denn der Fremde musste nur den Kopf drehen, um ihn zu sehen, jetzt jedoch lag das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Er sprang vor, krallte in Höhe der Oberarme in eine Daunenjacke und riss die dunkle Gestalt nach hinten, während er ihr mit dem rechten Fuß gegen den Unterschenkel trat. Ein kurzer Aufschrei der Überraschung nur, doch keine Gegenwehr. Noch ehe der andere die Orientierung wiedererlangt hatte, kniete er mit einem Bein auf dessen Rücken, bog einen Arm zurück und drückte mit dem zweiten Bein den Nacken auf die Erde. Ein Schmerzensschrei.
»Polizei. Sie sind festgenommen!«
»Lichthaus?«, die Stimme klang ängstlich und sehr weiblich.
»Wer sind Sie?« Er atmete heftig.
»Julia Bergner. Könnten Sie mich vielleicht loslassen? Was soll das überhaupt?«
Er erkannte die Reporterin, die sich stöhnend umdrehte, als er sie losließ. Sein Adrenalinspiegel stand knapp unter dem Maximum. »Was machen Sie hier? Sind Sie noch bei Verstand?«
»Meinen Job. Und verrückt bin ich ganz gewiss nicht!« Trotz und Wut färbten ihre Worte, doch schien sie auch erleichtert zu sein. Sie rieb sich den Nacken. »Vor fünfzehn Minuten hat mich wieder der Mann angerufen und gesagt, wenn ich eine gute Story haben wolle, solle ich hierherkommen. Nun, ich bin sofort hergefahren und durch das Tor rein, dann hat mich aber die Angst gepackt. Ich bin also wieder raus und Ihnen direkt in die Arme gelaufen.«
»War es dieselbe Stimme?« Er half ihr auf und zog sie mit sich ins Licht der Straßenlaternen. Julia Bergner trug Jeans, einen Daunenanorak und dazu dicke Schuhe, wirkte im Augenblick jedoch etwas durch den Wind. In der Hand hielt sie eine Taschenlampe, die langen Haare hatte sie unter einer Mütze versteckt.
»Ja, ich denke schon.«
»Warum haben Sie uns nicht angerufen?«
»Ach, hören Sie doch auf. Soll ich bei jeder Story erst um Geleitschutz bitten?«
Sie hatte Recht. Es hatte keinen Anlass gegeben, die Polizei zu rufen. Er beruhigte sich. »Tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht wehtun. Vielleicht nehmen Sie in Zukunft einen Kollegen mit.«
Zwei Beamte kamen vorsichtig auf den kleinen Parkplatz, sie schauten sich etwas unbehaglich um. Lichthaus vergewisserte sich, dass sie wirklich ihre Dienstwaffen und auch, wie mittlerweile üblich, Schutzwesten trugen. Er war froh, dass er den beiden bekannt war, denn in seiner Jeans mit Sweatshirt und Wolljacke hätte er sich schwer als der ausweisen können, der er war. Der Dienstausweis und seine Marke lagen neben der Pistole in der Schublade zu Hause.
Er nahm sie zur Seite und erläuterte ihnen kurz die Sachlage, zögerte aber hineinzugehen. Die Anlage kannte er kaum, auch wenn er schon zweimal hier war, doch das genügte nicht, um den Einsatz zu planen. Sein Tablet war im Büro und er fluchte in sich hinein, schließlich ging er zu Julia Bergner, die gespannt verfolgte, was geschah, sicher hoffte sie auf eine spannende Story: »Haben Sie ein Smartphone mit Internetzugang?«
»Ja, klar!« Sie zog es ohne Zögern aus der Tasche und reichte es ihm.
Ein paar Klicks und ein Plan des Amphitheaters füllte den kleinen Bildschirm. Er hielt ihn so, dass die beiden Kollegen draufschauen konnten.
»Sie«, er zeigte auf einen der beiden, »gehen rechts die Treppen nach oben und folgen dann am Turm vorbei dem oberen Rand des Berings und Sie«, er schaute auf den anderen, »machen das Gleiche auf der linken Seite. Ich selbst betrete direkt die Arena. Einsatz mit
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