Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
Behauptungen, denen wir unsere Fakten gegenüberstellen. Nennen Sie uns Ihren Informanten und ...«
»Das kann ich nicht, und das wissen Sie!« Die grünen Augen funkelten dunkel vor Wut, als sie dazwischenfuhr.
»Nun«, Ulrike Ahlers sah ihre Chance, »das sollte geklärt werden, nur nicht hier und jetzt. Gibt es noch weitere Fragen?«
Die Brisanz der Situation verebbte, und die Dreiviertelstunde bis zum Ende der Pressekonferenz plätscherte vor sich hin. Im allgemeinen Aufbruch, der unter enormem Getöse in dem kahlen Raum ablief, nutzte Lichthaus die Gelegenheit, um die Reporterin am Ausgang abzufangen. »Frau Bergner, auf ein Wort bitte.«
Sie drehte sich ihm zu, und er sah wieder Wut in ihr aufsteigen. »Wieso? Sie haben mir gerade eben zu verstehen gegeben, meine Quelle sei ein Trittbrettfahrer, der sich wichtigmachen will.«
»Kann sein, wahrscheinlich wird es auch so sein, ich werde jedoch der Sache nachgehen.«
»Hör ich da einen Zweifel?« Zynismus troff aus ihrer Stimme, aber in den Augen flackerte ein Leuchten auf. Lichthaus mahnte sich zur Vorsicht. Die Reporterin war jung und hungrig. Sie würde auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen, wenn eine gute Story winkte.
»Nein, doch mir fehlt noch das Geständnis, und so lange besteht eine Restmöglichkeit, dass wir uns täuschen. Fragen Sie Ihren Vorgänger Baum, der kennt mich gut genug und weiß, welch penibler Ermittler ich bin.«
Sie dachte nur eine Sekunde nach. »Habe ich schon. Spendieren Sie einen Kaffee?«
»Gerne, sofern Sie das Risiko unserer Maschinenbrühe eingehen wollen.«
Sie gingen in sein Büro, und er stellte die unterwegs gezogenen Becher auf den Tisch, während sie seine Bilder musterte. »Die Gemälde sind wundervoll. Von Ihrer Frau?«
»Sie haben sich gut informiert.« Er registrierte ihr leises Lächeln. Sie würde in ihrem Job eines Tages sehr gut werden.
»Ich möchte wissen, wer auf der anderen Seite sitzt. Baum hat nur Gutes berichtet, deswegen hat mich Ihr Auftritt eben sehr irritiert.« Als er schwieg, fuhr sie fort: »Ihre Frau ist in der Region als Malerin bekannt, und wenn ich diese Arbeiten anschaue, kann ich auch verstehen warum. Vielleicht komme ich mal nach Eitelsbach ins Atelier.«
Lichthaus lachte auf. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, wie gut sie über ihn im Bilde war. »Es ist klar, dass Ihr Informantenschutz Angaben zur Quelle verbietet, aber ...«
»Es gibt keine konkrete Quelle.« Julia Bergner trank einen Schluck der braunen Brühe ohne das Gesicht zu verziehen. »Etwa eine Stunde bevor ich hierhergekommen bin, hat mein Telefon in der Redaktion geklingelt und eine elektronisch verfremdete Stimme losgeleiert.«
»Haben Sie das Gespräch aufgezeichnet?«
»Leider nein, wenn ich mit so etwas rechne, schalte ich ein Aufnahmegerät zu, doch die Mitteilung hat ohnehin nur aus drei Sätzen bestanden: Alexander Görgen ist nicht der Mörder, denn den kenne ich. Als er den Stall betreten hat, hat der Alte schon tot am Balken gehangen. Sagen Sie das den Bullen. Dann hat er aufgelegt.«
»Wie haben Sie reagiert?«
»Den Anruf zurückverfolgt, was auch extrem einfach war, da keine Rufnummernunterdrückung geschaltet war. Er ist aus einer Telefonzelle in der Halle des Hauptbahnhofs gekommen.«
Lichthaus machte sich eine Notiz. »Uhrzeit?«
»Die weiß ich nicht mehr genau, aber es war nach neun und vor halb zehn.«
»Danke, das hilft mir schon weiter. Bitte geben Sie uns am Montag die exakte Zeit durch.«
Sie nickte. »Und jetzt?«
»Sie bringen nur dann Informationen in die Öffentlichkeit, wenn diese geprüft sind – können wir uns darauf einigen?«
Sie lachte auf. »Daran glauben Sie doch selbst nicht.«
»Im Gegenzug erhalten Sie von uns die gesicherten Erkenntnisse exklusiv.«
»Vor den anderen?«
»Vor Ihren Kollegen.«
Sie grinste, während ihre Augen in Flammen standen. »Haben Sie auch so mit Baum zusammengearbeitet?«
»Kein Kommentar. Unsere eventuelle Absprache existiert nicht. Ich werde dieses Gespräch immer leugnen.«
Julia Bergner erhob sich. »Ich denke drüber nach.« Sie ging zur Tür. »Danke für den Kaffee. Die genaue Uhrzeit gebe ich durch. Schönes Wochenende.« Sie war bereits halb draußen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Ich neige dazu, den Anruf für wahr zu halten.«
Lichthaus bedeutete ihr, die Tür nochmals zu schließen. »Das ist reine Spekulation. Was ich Ihnen jetzt sage, sind die Fakten, an die ich mich halte. Eigentlich gehören sie
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