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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Daraufzustreben. Er genoss die tiefe Vertrautheit, in der beide intuitiv spürten, was der andere wollte. Nie nahm er seine vorbehaltlose Liebe zu Claudia intensiver wahr, als in den Momenten, in denen er mit ihr schlief. Er wusste, dass sie heute die selten gewordene Zweisamkeit ausnutzte, aber auch versuchte, ihn von seinen Gedanken abzulenken, wofür er sie einmal mehr liebte. Sie erreichten gemeinsam das Ziel und verharrten noch lange ineinander verschlungen.
    »Hunger.« Claudias Kopf lag auf seiner Schulter. »Pizzahunger.«
    Lichthaus räkelte sich. »Caprese oder Salami?«
    »Gehst du welche holen?«
    »Dein Wille ist mir Befehl.«
    Sie kicherte. »Seit wann denn das?«
    »Immer. Mal mehr mal weniger. Außerdem habe ich keine Lust auf eine vom Heimservice.« Eigentlich wäre er gerne liegen geblieben, doch die Uhr zeigte bereits neun, und wenn er noch bedient werden wollte, würde er sich langsam aufraffen müssen.
    Claudia küsste seinen Hals. »Caprese und dazu eine Flasche Nero d’Avola.«
    »Okay!« Genüsslich ließ er seine Hände über ihren Körper wandern und gab ihr einen Kuss, dann rappelte er sich auf. »Ich mach eine auf, bevor ich losfahre.«
    »Stopp, nicht so eilig.« Sie zog ihn wieder zu sich herunter.

    *

    Egbert Kaiser stieß die Tür des Restaurants auf und trat ins Freie. Der Graupelregen hatte aufgehört, doch ein kalter Wind blies durch die Straßen und schien die meisten Passanten weggeweht zu haben, denn der Stockplatz war praktisch menschenleer. Nur hier und dort huschte eine vermummte Gestalt mit eingezogenem Kopf vorbei. Müde schlug er den Kragen seines Mantels nach oben und spannte den Schirm auf. Die Sitzung hatte sich gezogen. Über dreißig Anträge waren durchgesprochen worden, von denen der größte Teil überflüssig war. Diskussionen um Posten und Pöstchen, die neue Kampagne der Partei für die Ortsbürgermeisterwahl in irgendeinem Kaff, dessen Namen er bisher nicht ein einziges Mal gehört hatte und an den er sich bereits jetzt nicht mehr erinnerte, und so weiter.
    Er gähnte und bog in die Wilhelm-Rautenstrauch-Straße ab, um schnellstmöglich zum Auto und nach Hause zu kommen. Am Morgen war er schon um sechs Uhr nach Mainz gefahren und seitdem auf Achse. Dazu diese beklemmende Angst. Irgendetwas stimmte nicht. Vor zwei Wochen hatte Görgen ihn wegen eines Drohbriefs angesprochen, und jetzt war er tot. Zu allem Überfluss wurde er selbst nun auch bedroht, zur Polizei gehen konnte er aber nicht. Er wünschte sich nur noch bequeme Klamotten, ein Glas seines Lieblingsburgunders aus Nuits-Saint-Georges, den er für besondere Gelegenheiten gekauft hatte und nun peu à peu selbst wegtrank, und dann ab ins Bett. Hoffentlich fand er Ruhe, nachdem er sich in den letzten Nächten hin und her gewälzt hatte, weil ihm die Sorgen den Schlaf raubten.
    Der kleine Park lag verwaist jenseits der Begrenzungsmauer. Er mochte den Flecken nicht, da es hier häufig zu Drogendelikten und Überfällen kam. Irgendwie zwielichtig und dunkel. Flotten Schritts, den Schirm gegen den Westwind gestellt, überquerte er die Dietrichstraße vorbei am mittelalterlichen Frankenturm und eilte schutzsuchend in die kurze Passage, die hinüber zur Böhmerstraße führte. Er fluchte und schimpfte über das Wetter, wusste aber, dass er nur Dampf abließ. Der Druck wuchs, und er kannte kein Gegenmittel, spürte nur die nagende Ungewissheit.
    »Entschuldigung, haben Sie mal Feuer?« Er zuckte zusammen. Der Mann war lautlos von hinten an ihn herangetreten. Nicht sonderlich groß, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, die Mütze tief ins Gesicht gezogen.
    Kaisers sonst so freundliche Hülle zerbarst. »Verpiss dich. Ich ...«, er stutzte, sah verwirrt eine kleine Bewegung, aber keine Zigarette, dann peitschte ein Stromstoß durch seinen Körper, der ihn aufschreien ließ. Der Angreifer hatte ihm die Waffe an den Unterleib gedrückt. Er knickte wie von einer riesigen Faust getroffen ein und sah überdeutlich, fast schon grotesk, wie sein brauner Kaschmirmantel sich in einer öligen Pfütze mit Dreckwasser vollsog. Merkte ansonsten jedoch kaum, wie er kraftlos in sich zusammensackte, und nur nicht zu Boden rutschte, weil zwei kräftige Hände ihn hielten. Wut kochte in ihm hoch. Er hatte diesem Idioten doch gesagt, dass alles in Ordnung sei, wieso also diese Attacke?
    Mühsam durchbrach er die Apathie: »Hey, du … Arsch ...« Ein zweiter Stromstoß traf ihn mit ungeheurer Wucht, und er bäumte sich mit aus dem

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