Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
Vom Netzwerk:
Gebrauch.
    Charly solle wegen seinem Selbstmord nicht so einen überzogenen Aufwand betreiben, ließ ihn Garn wissen.

Freitag, 17. Oktober
    Die Frühbesprechung fiel aus, weil Barsch und Garn aufgrund der Vorbereitungen für das Treffen mit den Profilern keine Zeit für das Tagesgeschäft hatten. Auch an einem Treffen mit der Staatsanwältin Frau Gambrini-Steinmetz waren sie nicht interessiert. Die Juristin hatte sich gleich morgens telefonisch bei Charly gemeldet und ihr Kommen angekündigt, um im Fall Bichler die Vorgehensweise abzustimmen.
    Jetzt saß sie Charly gegenüber. Die jugendliche Stimme am Telefon hatte nicht getäuscht. Man konnte Frau Gambrini-Steinmetz, sollte man sie in der Fußgängerzone treffen, durchaus mit einer Abiturientin verwechseln. Das hübsche Gesicht war ungeschminkt, aber die dünne, dunkelrote Brillenfassung war farblich genau auf die schulterlangen kastanienbraunen Haare abgestimmt. Petra, Charlys Frau, maß exakt 1,65 m, auch wenn sie immer behauptete, mindestens 1,67 in groß zu sein, und Charly schätzte die Juristin keinen Zentimeter größer, wenn sie auch aufgrund ihres Auftretens eine gefühlten Größe von mindestens 1,75 in besaß. Dabei war sie aber nicht unsympathisch.
    Ihr Chef, Dr. Brenneisen, sei seit dem Fall Bierschneider momentan nahezu katatonisch, begann sie das Gespräch.
    Helmuth stupste Sandra an. »Katatonisch?«, fragte er flüsternd.
    »Erstarrt, verkrampft.«
    Helmuth nickte und hörte der Staatsanwältin weiter zu.
    Derzeit seien augenscheinlich keine Entscheidungen des Behördenleiters zu erwarten. Und darum werde sie jetzt den Fall selbst in die Hand nehmen, bis ihr Vorgesetzter wieder zurechnungsfähig sei.
    Charly war verblüfft. Es gehörte einiges dazu, sich in der Ingolstädter Justizbehörde als junge Staatsanwältin auf die Hinterbeine zu stellen und über den Chef hinweg einen Fall auf eigene Faust weiterzuführen. Respekt, diese kleine junge Frau hatte Courage.
    Aus Gesprächen mit besser informierten Kollegen wusste Charly zufällig, dass Frau Gambrini-Steinmetz mit Vornamen Viola hieß und die Wurzeln ihrer Familie in der Toskana lagen. Sie hatte einen italienischen Vater und eine deutsche Mutter. Die Ehe mit einem Ingolstädter Mediziner hatte sie zur Staatsanwaltschaft Ingolstadt verschlagen, und als deren Vertreter forderte sie Charly nun auf, sie auf den neuesten Stand zu bringen.
    Charly begann mit dem geplatzten Alibi von Christian Bichler. Dabei konnte sich Charly einen Seitenblick auf Sandra nicht verkneifen. Sie verdrehte die Augen und forderte ihn mit wedelnder Hand auf fortzufahren.
    Frau Gambrini-Steinmetz machte sich Notizen und bekam das Intermezzo nicht mit. Charly erzählte von dem gestrigen Besuch an Christian Bichlers Arbeitsplatz. Jetzt hatte er zwar ein neues Alibi, aber das wurde nur von seiner Geliebten bestätigt. Wenn man seine Schulden bedachte, würde ihn die nun folgende Erbschaft vermutlich in die Lage versetzen, entweder eine Scheidung zu finanzieren oder zumindest den hohen Lebensstandard aufrecht zu erhalten und die Aktienverluste auszugleichen.
    Dann berichtete Charly über Manfred Bichler. Vermutlich hatte auch er gelogen, was sein Alibi betraf, aber das konnten sie noch nicht beweisen. Frau Gambrini-Steinmetz erfuhr auch von der geplanten Observation am Samstag.
    »Hat das Ihr Chef genehmigt?«
    »Wir haben ihn nicht gefragt und werden das auch nicht tun.«
    »Okay, wenn es Probleme gibt, melden Sie sich bei mir. Ich schreib Ihnen dann eine staatsanwaltschaftliche Verfügung raus, wenn’s sein muss auch rückwirkend.«
    Die Frau imponierte Charly immer mehr und er war sich mittlerweile sicher, dass er sie in der Fußgängerzone nicht mehr mit einer Abiturientin verwechseln würde.
    Als Nächstes fasste er kurz die Gespräche mit den Vertretern von Bauernverband, Maschinenring und Gewerbeverband zusammen. Es hatte Streitereien mit Bichler gegeben, das war unbestritten und lag, so wie es sich bisher darstellte, in Bichlers liebreizendem Charakter begründet. Es war wohl sogar tatsächlich mit Erschießen gedroht worden. Aber trotzdem bewertete Charly die Möglichkeit, dass der Täter aus diesen Kreisen stammte, als eher unwahrscheinlich. Der Gewerbeverband, der Grundstücke für seine Ausstellung brauchte, konnte dieses Problem mit Sicherheit auch anders als durch Mord lösen. Genauso wie der Besitzer des Pferdehofes. Der hätte die Wiese hinter dem Bauernhof gebraucht, hatte sie nicht bekommen und sein

Weitere Kostenlose Bücher