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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Kleiderschränken den Wechsel von Sommer auf Winter vollzogen. Am Nachmittag sei das Wetter ideal für Gartenarbeiten gewesen und sie habe einige Büsche und Sträucher zugeschnitten.
    »Waren ja auch bestimmt viele Spaziergänger unterwegs, die Sie beim Arbeiten gesehen haben«, platzte Sandra heraus.
    »Bitte?«
    »Zeugen meine ich.«
    Tatsächlich konnte Frau Heudeck-Bichler zwei Ehepaare und einen Nachbarn benennen, mit denen sie sich während ihrer Gartenarbeit unterhalten hatte. Die Frage nach ihrem Verhältnis zum Schwiegervater, die ihr Charly stellte, ließ sie tief durchatmen. »Also gut, Sie bekommen es ja sowieso heraus«, begann sie dann. »Ich hatte zu meinem … Schwiegervater«, das Wort kam ihr nur widerstrebend über die Lippen, »überhaupt kein Verhältnis. Hätte ich den Charakter dieses … Menschen«, und auch dieses Wort fiel ihr schwer, »… hätte ich den vorher gekannt, dann hätte ich wahrscheinlich meinen Mann gar nicht geheiratet. Ich war schon geschockt, als er mir endlich sein Elternhaus zeigte. Als ich seinen Vater dann kennenlernte, war für mich schnell klar, dass ich mit ihm nichts zu tun haben wollte. Ich habe jeden Kontakt zu ihm vermieden und Gott sei Dank sah das auch mein Mann ein. Für mich existierte er nicht, und dass er jetzt tot ist, berührt mich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wenn Sie glauben, ich wäre scharf auf sein Geld oder seinen Hof, dann möchte ich Ihnen sagen, ich würde lieber vorne am Münster betteln, als irgendwas anzunehmen, was ich diesem Scheusal zu verdanken hätte. Und sie glauben doch nicht wirklich, dass ich mir die Finger an ihm dreckig machen würde! Ich würde nicht einmal diesen ekelhaften Bauernhof betreten, geschweige denn diesen Kretin erschießen. Das ist wirklich weit unter meinem Niveau.«
    Charly nickte. »Na, dann ist ja alles gesagt.«
    Sandra klappte ihr Notizbuch zu und die beiden verabschiedeten sich.
    Als die Tür das Glockenspiel anschlug, drehte Charly sich noch einmal um. »Vermissen Sie einen Seidenschal? So einen, wie Sie jetzt tragen?«, fragte er.
    »Nicht dass ich wüsste. Warum?«
    »Ach, nur so.«
     
    Vom Polizeigebäude bis zur Fußgängerzone war es nur ein Katzensprung, und sie hatten diese Ermittlung zu Fuß erledigt. Da es auf die Mittagspause zuging, wollten sie sich etwas zu essen besorgen, bevor sie zur Dienststelle zurückgingen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen lehnte Sandra die von Charly vorgeschlagenen Leberkäs-Semmeln ab. Sie favorisierte dagegen ein Sandwich aus einem Laden, der direkt auf dem Weg lag.
    »Am Münster betteln«, äffte sie Frau Heudeck-Bichler nach. »Da lach ich doch. Wetten, dass die Heuschreck nicht fragt, wo das Geld her ist, wenn sie es ausgibt? Außerdem ist am Münster betteln laut Stadtverordnung verboten.«
    Auch Charly hatte seine Bedenken. Doch bevor er sich dazu äußern konnte, betraten sie schon die Sandwich-Bar und er musste sich konzentrieren.
    Sandra bestellt ein kleines Veggie Delite mit allem.
    »Ein Schinken-Käse-Sandwich, bitte.« Das ist völlig normal, dachte Charly, der aus den Angebotstafeln über der Theke nicht schlau wurde. Das müssen sie in einem Sandwichladen eigentlich haben.
    »Italian White, Wheat, Honey-Oat oder Parmesan-Oregano?«, fragte der braun gebrannte junge Mann hinter der Theke.
    »Was?«
    »Welches Brot Du willst«, half ihm Sandra.
    »Ach so, äh … das dritte da.«
    »Six inches oder footlong?«
    »Ja.«
    Er schätzte Charly ab, nahm ein fußlanges Honey-Oat-Baguette und schnitt es auf. »Beef, Chicken, Tuna, Italian BMT, Steak, Ham oder Bacon?«
    Eigentlich wollte Charly Schinken. Aber wenn es den nicht gab, entschied er sich eben für Ham.
    Und so ging es weiter über Käse, Gemüse, Salate und Beilagen. Immer wurden Charly massenweise Alternativen mit irritierenden Namen angeboten. Bis zu den Soßen am Schluss. Er wäre nie auf die Idee gekommen, Flüssigkeit in ein Schinken-Sandwich zu kippen. Weil man aber auf eine Entscheidung wartete, deutete Charly auf den Topf mit der gelben Soße. Klatsch, schon fertig. Charly zahlte einen Betrag, für den er fünf Leberkäs-Semmeln mit Senf bekommen hätte, und machte sich mit seiner Kollegin auf den Weg zur Dienststelle.
    Der Verzehr gestaltete sich schwierig, weil die gelbe Soße mittlerweile das Honey-Oat durchweicht hatte und der Ham immer wieder seitlich herausglitt. Schließlich geschah das Unvermeidliche und die gelbe Paste verteilte sich flächig auf seiner Hose. Sandra hatte ihre

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