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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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auch.« Er war sich gar nicht sicher, ob er bei der aktuellen Beweislage einen solchen Beschluss tatsächlich bekäme. Bei genauerer Überlegung war er sogar überzeugt, dass ihm kein Richter diesen Beschluss unterschreiben würde. Aber das war auch gar nicht nötig.
    Nach einer kurzen, aber intensiven Phase des Nachdenkens nickte Bichler. »Das brauchen Sie nicht. Es stimmt, momentan laufen einige Aktiengeschäfte und Anlagen suboptimal. Aber das ist nur ein vorübergehendes Tief. Das wird schon wieder besser.«
    »Aber eine Erbschaft würde ganz gelegen kommen. Der Hof und die Grundstücke stellen ja einen beachtlichen Wert dar.«
    »Unerwarteten Geldsegen kann wohl jeder brauchen. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupte. Das würde bestimmt einem Kriminalbeamten auch gut tun, oder? Aber ich brauch das Erbe nicht, um zu überleben. Ich habe noch genügend Reserven, die allerdings derzeit fest angelegt sind oder in längerfristigen Projekten stecken. Was also Ihr Motiv betrifft: Geldsorgen habe ich nicht.«
    Das nahm Charly ihm zwar nicht ab, er entschied sich aber, es momentan dabei bewenden zu lassen, auch weil Sandra und Nicole wieder zurückkamen. Er nahm sich jedoch fest vor, im Büro in seinen Gesetzbüchern zu stöbern oder wenn nötig Nager zu fragen, ob eine richterliche Anordnung zur Offenlegung von Bichlers Konten möglich wäre.
     
    Charlys Magen hatte mittlerweile die Schweinshaxe verarbeitet, aber seine Oberschenkel hatten beim Einsteigen, beim Aussteigen und beim Erklimmen der Treppe in den zweiten Stock der Dienststelle immer noch geschmerzt.
    Helmuth wartete gespannt wie eine Drachenschnur bei Windstärke zehn, wie Bichler seine Lüge erklärt hatte und seine Kollegen erzählten es ihm.
    »Diese Nicole sagt, ihr passt das so ganz gut. Sie hat ihre Freiheiten und trotzdem eine Beziehung, in der sie alles bekommt, was sie braucht.« Sandra war ihre Empörung anzusehen.
    »Ist schon praktisch«, stimmte Charly zu. »Die arbeiten nebeneinander, können sich in aller Ruhe den ganzen Tag sehen und brauchen keine verdächtigen Telefonate von zu Hause aus führen. Ab und zu ein paar Überstunden, jeden Samstag Halligalli und ab und zu ein paar Tage zusammen auf Dienstreise.«
    »Also, das ist doch die Höhe!« Das Rot von Sandras Wangen wurde intensiver. »Ich find das so unfair. Der Ehefrau eine funktionierende Beziehung vorgaukeln und nebenbei mit der Sekretärin schlafen. Nicht nur einmal, sondern jeden Samstag. Weil die ein paar Jahre jünger ist und das Testosteron besser drauf anspricht. Das ist das Allerletzte.«
    »Jetzt mach mal langsam«, unterbrach sie Helmuth. »Du Küken weißt doch gar nicht, wovon du redest. Vielleicht haben sie vor Jahren unter ganz anderen Voraussetzungen geheiratet. Damals war alles bestens und sie wollten beide dasselbe.« Helmuths energischer Ton verhinderte jeden Widerspruch. »Im Laufe der Zeit ändern sich dann die Interessen. Jeder Mensch hat nun mal seine Bedürfnisse. Der eine mehr, der andere weniger. Wenn er jetzt nur genauso viel will wie früher und deine arme Ehefrau aber aus irgendwelchen Gründen ständig nur noch abblockt, was soll er denn dann tun? Bedürfnisse ständig zu unterdrücken macht krank und mufflig. Da gehören immer zwei dazu, und so unschuldig wird deine arme Ehefrau auch nicht daran sein.«
    Sandra blieb still und sah Helmuth mit großen Augen an. Er hatte jetzt die geröteten Wangen.
    »Und dann gibt’s eine junge Frau, die ihm genau das gibt, was er braucht. Er ist zufrieden, die Freundin ist zufrieden und die arme Ehefrau hat ihre Ruhe, und wohnt nebenbei mit ihrer Familie immer noch in einem schönen Haus und hat Geld zum Ausgeben. Was bitte ist daran also unfair?«
    Sandra war peinlich berührt: »Entschuldige, Helmuth, ich … wir wussten ja nicht …«
    »Was?«
    »Mit dir … und deiner Frau.«
    »Wieso? Ich führ eine glückliche Ehe und brauch meine Frau nicht betrügen.«
    Jetzt war Sandra wirklich peinlich berührt. Charly verbiss sich ein Lachen, und unter dem Vorwand, sich um eine Flip-Chart zu kümmern, ließ er seine Kollegen allein.
    Er fand Barsch in seinem Büro ins Gespräch mit Garn vertieft. Seiner Bitte nach einer Flip-Chart, um die Beziehungen der Beteiligten in seinem Fall darzustellen, konnte leider nicht entsprochen werden. Die Kripo besaß nur zwei dieser mittlerweile unentbehrlichen Statussymbole. Eine der Tafeln belegte die AG Kiara mit zahlreichen To-do-Listen, die zweite hatte Sokrates in

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