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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Platzproblem anders behoben. Einen Mord traute Charly keinem der Kontrahenten zu. Das Gleiche galt für eine gewisse Firma Gessler, die ein Grundstück von Bichler hatte kaufen wollen, es aber natürlich nicht bekommen hatte. Einen Besuch dieser Firma hatte Charly allerdings erst für heute Nachmittag geplant.
    Alles in allem lag für Charly im Moment der Hauptverdacht auf den Bichler-Brüdern, die als Erben den größten Nutzen aus dem Tod des Vaters zogen. Und von Trauer zerfressen wirkten beide nicht.
    Die Staatsanwältin gab ihm recht. Sie betrachtete ihre Notizen und fragte dann: »Was ist denn mit der Frau von dem Audi-Bichler? Die unterhält doch einen aufwendigen Lebensstil. Sie würde auch davon profitieren, wenn ihr Mann erbt. Haben Sie nicht am Tatort einen Seidenschal sichergestellt?«
    Respekt! Auf diese Idee war Charly noch gar nicht gekommen. Jetzt machte er sich Notizen. Das konnte er mit Sandra noch erledigen, bevor sie die Firma Gessler überprüften.
    »Wie sieht’s denn überhaupt mit den Spuren vom Tatort aus?«, wollte Frau Gambrini-Steinmetz wissen.
    »Leider hat auch da die AG Kiara Vorrang. Die haben so lange beim LKA angerufen, bis allen klar war, dass sie den wichtigsten Fall in Bayern bearbeiten. Wir rechnen mit Ergebnissen zu unseren Spuren Anfang nächster Woche.«
    Die Staatsanwältin nickte.
    »Sagen Sie mir am Montag Bescheid, was die Observation gebracht hat und was bei der Frau Soundso-Bichler herausgekommen ist. Und wenn Sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, rufen Sie mich an.«
    Das klang entschlossen, fand Charly. Als die Juristin sein Büro verließ, war er sich gewiss, dass sie größer war als 1,65 m.
     
    Am Telefon erhielt Charly von Bichlers Haushälterin die Auskunft, dass die Dame des Hauses heute im Shop beschäftigt sei. Dabei betonte sie das Wort, als hätte sie gerade ihre selbstgemachten Rohrnudeln probiert und die Backen voll. Sie beschrieb die Lage der Boutique in der Fußgängerzone, gegenüber vom Merkur, und obwohl Sandra erst seit Kurzem in Ingolstadt wohnte, kannte sie den Laden mit den ausgefallenen Accessoires, nur vom Vorbeilaufen natürlich. Einen Merkur allerdings kannte sie nicht, und Charly erklärte ihr, dass das große Kaufhaus seit Jahren nicht mehr so hieß sondern heute unter dem Namen Galena bekannt war. Für manch alten Schanzer, wie sich die Ingolstädter nannten, war es aber immer noch der Merkur.
    Die Fassade der kleinen Boutique bestand nur aus einem Schaufenster und der Eingangstür. Die Gestaltung des Fensters ließ die farbenfrohe Extravaganz des Sortiments erkennen, das einen erwartete. Als Charly und Sandra den Verkaufsraum betraten, betätigten sie damit ein Windspiel, das hinduistisch anmutende Tonfolgen aussandte. Der Laden war nicht breiter als die Fassade, dafür aber lang nach hinten gezogen. Links und rechts an den Wänden reichten die Regale bis an die Decke. Im Raum selbst waren Vitrinen mit Modeschmuck und Ständer mit Gürteln, Schals und Taschen in so großer Zahl verteilt, dass man den hinteren Teil des Ladens nicht auf geradem Weg erreichen konnte.
    Charly sah sich gerade um und Sandra drehte einen Kleiderständer mit pastellfarbenen Blusen, als Frau Heudeck-Bichler aus der Tiefe des Raumes erschien und im Slalom nach vorne schwebte.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte sie zuckersüß. Der Blick, mit dem sie ihre vermeintliche Kundschaft musterte, sagte, dass es nichts Ungewöhnliches war, wenn ein etwas älterer Onkel mit einer angeblichen Nichte im Laden auftauchte. Aus welchen Gründen auch immer.
    »Valentin, Kripo. Die Kollegin Englberger. Wir waren neulich schon bei Ihnen, Frau Heudeck-Bichler.«
    »Ach ja, ich erinnere mich. Was führt Sie denn hierher?« Das klang jetzt nicht mehr so süß und der Onkel-Nichten-Blick verschwand auch. Stattdessen straffte Frau Heudeck-Bichler das locker über den Schultern hängende Tuch und schlug es vor der Brust übereinander. Eindeutige Körpersprache, dachte Charly.
    Nach der Erklärung, dass routinemäßig ihr Alibi zu überprüfen sei, da sie ja immerhin auch einen gewissen Nutzen aus dem Tod des Schwiegervaters ziehe, war Frau Heudeck-Bichler sprachlos.
    »Also, das ist ja wohl …« Empört schnappte sie nach Luft.
    Dann fasste sie sich, verzichtete auf einen Ausbruch und erklärte in kühlem Ton, dass sie den ganzen Samstag zu Hause gewesen sei. Schließlich habe sie einen Haushalt zu führen und sich um ein Kind zu kümmern. Vormittags habe sie in den

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