Bauernsalat
gut, wenn Anne sich mal bei Elmar melden würde. Haben Sie Annes Adresse?«
In der Leitung trat Stille ein. Offensichtlich mußte Frau Behrend erstmal Alexas Sermon verarbeiten.
»Ich habe Annes Adresse nicht und auch keine Nummer«, sagte Frau Behrend schließlich. Alexa rutschte das Herz in die Hose. Alle Mühe umsonst!
»Aber Anne wird sich heute Abend bei mir melden. Ich werde ihr dann ausrichten, was Sie mir gesagt haben.«
»Großartig!« Also doch nicht umsonst.
»Ich danke Ihnen sehr für Ihren Anruf!«
»Ich habe zu danken und gute Erholung!« Alexa atmete tief durch. Das hatte schon mal geklappt. Jetzt konnte es weitergehen. Als Alexa losfuhr, kam ihr ein weißer Golf entgegen. Wenn sie nicht alles täuschte, saß Christoph Steinschulte auf dem Beifahrersitz. Alexa grinste in sich hinein. Wenn jetzt noch ein waschechter Polizeibeamter nach Frau Behrends Adresse fragte, dann würden die drei Fegerinnen mit Sicherheit davon ausgehen, das gesamte menschliche Unheil sei über ihr kleines Altenschlade hereingebrochen.
9
Auf dem Weg in ihr Heimatdorf Renkhausen beschloß Alexa, ihren Eltern erst einen Besuch abzustatten, wenn sie ihre Fragestunde hinter sich gebracht hatte. Womöglich hielt sie sich sonst zu lange auf und umging damit die unangenehme Zeugenbefragung. Gerade hatte Alexa noch bei Elmar angerufen und ihm von ihrem Telefonat mit Frau Behrend erzählt. Dann hatte sie die Namen der Leute erfragt, die am Tage des Unfalls auf dem Hof gewesen waren. Elmar hatte ihr vier Namen gegeben und zugleich eine kurze Beschreibung, wo die Leute wohnten. Dabei hatte Alexa mit drei der Namen sofort etwas anfangen können. Und die vierte Person schien auch nicht schwer zu finden zu sein. Alexa warf noch einmal einen Blick auf den Zettel mit den Namen, der neben ihr auf dem Beifahrersitz lag. Gertrud Wiegand, damit würde sie anfangen. Sie war schließlich die wichtigste Zeugin, da sie das vermeintliche Gespräch zwischen Franz Schulte-Vielhaber und seinem Mörder mit angehört hatte.
Gertrud Wiegand wohnte nicht weit von Elmars Hof entfernt. Ihr Häuschen gehörte zu einer Ansammlung von Häusern am Dorfrand, die dem Schulte-Vielhaber’schen Hof am nächsten lag. Als Alexa vor dem schmucklosen braunen Haus ausstieg, überlegte sie, wie lange Gertrud Wiegands Mann schon tot war. Alexa hatte ihn jedenfalls nicht mehr kennengelernt. Für sie war Wiegands Gertrud Zeit ihres Lebens Witwe gewesen. Ohne Kinder hatte sie in ihrem Häuschen gewohnt und eine große Selbstständigkeit an den Tag gelegt. Wenn Alexa sich richtig erinnerte, war sie bis vor Kurzem ab und an mit einem alten Mofa in die nahegelegene Stadt gefahren, um Besorgungen zu machen. In letzter Zeit hatte sie diese Fahrtätigkeit wohl dran gegeben. Jedenfalls hatte Alexa sie ein- oder zweimal an der Bushaltestelle stehen sehen und mitgenommen.
Auf dem Weg zur Haustür sah Alexa bereits einen Schatten hinter dem Fenster. Zum Glück war jemand zu Hause. Trotz des Schattens mußte Alexa klingeln, um hereingelassen zu werden. Als Gertrud Wiegand die Tür öffnete, sah Alexa, daß sie gleichzeitig ihre Schürze hinten aufknotete. Einen Moment stutzte die grauhaarige Hausbesitzerin, dann erhellte sich ihr Gesichtsausdruck. »Schnittlers Alexa?«, sagte sie, halb Frage, halb Feststellung. »Man sieht es dir gleich an«, erklärte sie dann. »Du kommst ganz nach deinem Papa.«
»Ja, da kann man nichts machen«, sagte Alexa im Bemühen, ganz locker zu wirken. Immerhin war Frau Wiegand inzwischen zwei, drei Schritte zurückgetreten, um Alexa hereinzulassen.
»Vielleicht können Sie sich denken, warum ich gekommen bin«, sagte Alexa, als sie Frau Wiegand in den Flur folgte.
»Natürlich«, antwortete Frau Wiegand, die inzwischen ihre Schürze über das Treppengeländer gehängt hatte. »Es gibt im Moment eigentlich nur ein Thema, über das die Leute mit mir reden möchten.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Alexa folgte Gertrud Wiegand in ein penibel aufgeräumtes Wohnzimmer. Es war halbdunkel darin und sah aus, als würde es nur genutzt, wenn Besuch da war. Frau Wiegand knipste das Licht an, was das Zimmer aber nur minimal erhellte. Zumindest wurde jetzt das Mobiliar sichtbar, eine Chippendale-Polstergarnitur, im passenden Ton dazu eine dunkle Schrankwand. Alexa atmete tief durch. Sie hatte in diesem Ambiente das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen.
»Du bist mit Elmar gut befreundet, nicht wahr? Komm, setz dich erstmal!« Gertrud Wiegand ließ sich
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